Gunter Sachs: Freitod aus Furcht vor Alzheimer
von Agentur belmedia
Furcht vor Alzheimer – das ist offenbar der Grund, warum sich der weltbekannte Fotograf, Kunstsammler und Lebemann Gunter Sachs am letzten Samstag mit 78 Jahren in seinem Schweizer Chalet in Gstaad das Leben nahm. Das geht aus einem tragischen Abschiedsbrief hervor, den seine Familie veröffentlichte:
„In den letzten Monaten habe ich durch die Lektüre einschlägiger Publikationen erkannt, an der ausweglosen Krankheit A. zu erkranken. Ich stelle dies heute noch in keiner Weise durch ein Fehlen oder einen Rückgang meines logischen Denkens fest – jedoch an einer wachsenden Vergesslichkeit wie auch an der rapiden Verschlechterung meines Gedächtnisses und dem meiner Bildung entsprechenden Sprachschatzes. Dies führt schon jetzt zu gelegentlichen Verzögerungen in Konversationen.“
„Der Verlust der geistigen Kontrolle über mein Leben wäre ein würdeloser Zustand, dem ich mich entschlossen habe, entschieden entgegenzutreten. Ich danke meiner lieben Ehefrau und meiner engsten Familie sowie meinen in tiefer Freundschaft verbundenen Weggefährten, mein Leben wundervoll bereichert zu haben.“ (Zit. nach bunte.de)
Es ist erschütterndes Dokument: Hier beschreibt jemand, wie er noch bei klarem Verstand bemerkt, dass eine tückische Krankheit genau diesen Verstand allmählich zu zerstören droht. Nur allzu gut kann man die Furcht davor nachvollziehen: Denn der Verlust geistiger Fähigkeiten bedeutet letztlich auch einen drohenden Verlust der Persönlichkeit.
Sehr genau beschreibt Gunter Sachs zwei Symptome, die typisch für beginnende Demenz-Erkrankungen (wie Alzheimer) sind: eine „wachsende Vergesslichkeit“ sowie Sprachprobleme. Als weiteres Anzeichen tritt vor allem zeitliche und räumliche Desorientierung hinzu. Ausserdem nennen Experten die folgenden Symptome: Handfertigkeitsstörungen (Haushalt, Ankleiden), Erkennungsstörungen, Vernachlässigung der Hygiene und Wahnvorstellungen (z.B. Bestehlungsideen). Im fortgeschrittenen Stadium der Demenz droht der vollständige Verlust von Alltagskompetenzen verbunden mit völliger Pflegeabhängigkeit.
Obwohl Demenz nach dem derzeitigen medizinischen Stand nicht heilbar ist, raten Experten Betroffenen und Angehörigen dazu, nicht in Resignation zu verfallen. Denn bei frühzeitigem Erkennen bestehen sehr wohl Chancen, die Krankheit – mit entsprechenden medikamentösen und nicht medikamentösen Therapien – zumindest aufzuhalten und die bestehende geistige Leistungsfähigkeit zu bewahren.
Gunter Sachs hätte diese Chancen noch nutzen können. Er hat sich anders entschieden.
Titelbild: Andrea Danti / shutterstock.com