Welche sensiblen Daten man im Netz hinterlässt
von Alin Cucu
Dass Überwachungsbehörden grosses Interesse an den Internetdaten der Bürger haben, ist spätestens seit dem NSA-Skandal hinlänglich bekannt.
Zeit, sich die eigenen digitalen Spuren mal genauer anzuschauen. Wir stellen fünf Apps vor, die teilweise atemberaubende Blicke erlauben.
„Ich habe nichts zu verbergen.“ Diesen Spruch hört man oft, wenn es um das massive und anlasslose Ausspionieren von Netzdaten durch NSA & Co. geht. Wirklich nicht? Meist denken die Leute nur an Inhalt ihrer Netzaktivitäten – E-Mails, Facebook-Postings oder Tweets – und vergessen dabei, dass sie ebenfalls so genannte Metadaten hinterlassen. Diese sind für Geheimdienste, aber auch die Industrie genauso interessant. Metadaten sind „Daten über Daten“, also zum Beispiel über die Personen, mit denen man E-Mail-Verkehr hatte, über den Ort, von dem aus man einen Tweet veröffentlicht hat oder die Anzahl von Likes und Shares auf Facebook. Mit den folgenden Anwendungen kann man sich einen Überblick verschaffen, was Spione theoretisch über einen in Erfahrung bringen können. Eine teilweise heilsame Erfahrung.
Wolfram Alpha – umfassende Facebook-Analyse
Die wahrscheinlich leistungsstärkste Suchmaschine der Welt ist Wolfram Alpha. Sie kann sogar mathematische Aufgaben lösen. Nun hat das Team von Gründer Stephen Wolfram eine spannende App entwickelt, mit der es möglich ist, den eigenen Facebook-Account zu analysieren. Das Programm spuckt einem Ergebnisse über die Beziehungen in dem sozialen Netzwerk aus, wer die eigenen Updates am meisten geliked oder geteilt hat. Die gleichen Statistiken sind auch für Freunde abrufbar.
FriendWheel: Twitter- und Facebook-Beziehungen analysieren
Die App FriendWheel zeigt die Beziehungen, die man auf Twitter bzw. Facebook hat, in Form eines Rads. Dabei stellt jeder Punkt einen Kontakt dar. Besteht eine Beziehung, werden zwei Kontakte miteinander verbunden. So bekommt man die Anzahl an Freundeskreisen sowie deren Grösse schön visualisiert.
Immersion: Tauche in deine GMail-Beziehungen ein
E-Mails sind unwichtig geworden, weil sich alles in den sozialen Netzwerken abspielt? Weit gefehlt. E-Mails sind nicht nur aufgrund ihrer Inhalte hochinteressant für Werbetreibende (siehe die Ads bei GMail), sondern auch weil sie Rückschlüsse über die Beziehungen der E-Mail-Schreiber untereinander zulassen. Immersion ist eine Entwicklung der MIT Labs, mit der man sich das E-Mail-Beziehungsnetzwerk des eigenen Googlemail- oder Yahoo-Accounts anzeigen lassen kann. Die App kann auch die Entwicklung einer Beziehung über die Zeit hinweg darstellen, da sie über eine Zeitleiste verfügt. Weitere Statistiken enthalten die Anzahl der versandten und empfangenen Mails sowie seit wann man jemanden kennt und durch wen man ihn kennen gelernt hat.
Foursquare Time Machine – die Foursquare-Aktivitäten nochmal Revue passieren lassen
Foursquare-Nutzer können sich seit einigen Monaten ein Bewegungsprofil erstellen lassen. Möglich wird dies dadurch, dass Foursquare sämtliche Logins in einer „Zeitmaschine“ darstellt. Man bekommt also alle Restaurant-, Museums- und Flughafenbesuche seit dem ersten Nutzungstag visualisiert und kann sich auch anzeigen lassen, wo man sich wie lange aufgehalten hat.
Tweeted Trips: Bewegungsprofil mittels Twitter-Account
Wer viel reist und dabei lokalisierte Tweets publiziert, hinterlässt ebenfalls Metadaten. Mit diesen lassen sich ganze Reiserouten rekonstruieren. Ein gefundenes Fressen für Geheimdienste? Jedenfalls kann man sich mit der App Tweeted Trips den eigenen Twitter-Trampelpfad anzeigen lassen.
Einfach mal ausprobieren – der Aha-Effekt bleibt bestimmt nicht aus.
Titelbild: Screenshot Tweeted Trips