Google und Novartis arbeiten an intelligenten Kontaktlinsen
von Tobias Wolf
Wenn es nach den Visionen von Novartis und Google geht, dann sollen Diabetiker zukünftig auf das mehrfach tägliche Einstechen ihrer Finger verzichten können. Die Messung des Blutzuckers wird dann von den integrierten Sensoren der Kontaktlinsen übernommen, welche den Blutzuckerspiegel über die Tränenflüssigkeit des Auges bestimmen. Die so gewonnenen Daten könnten anschliessend drahtlos auf ein Mobilgerät oder Smartphone übertragen und dort ausgewertet werden.
Das Interesse von Novartis liegt aber nicht nur in der Übertragung von Messwerten, sondern auch in der Entwicklung von Technologien, welche Menschen mit schwacher Sehkraft helfen sollen, wieder klar zu sehen. Die integrierte Mini-Elektronik könnte beispielsweise die Fokussierung des Auges verbessern und so Menschen mit Alterssichtigkeit dazu befähigen, wieder ohne Brille zu lesen.
Erste Ergebnisse erst in einigen Jahren
Bei der Verwirklichung dieses Projektes sollen die Erfahrungen von Google im Bereich der extremen Miniaturisierung von Elektronikkomponenten mit den Medizintechnik- und Pharmakenntnissen von Novartis zusammenfliessen. Wie Novartis Anfang Juli bekannt gab, hat die Novartis-Tochter Alcon ein Lizenzabkommen mit Google getroffen, welches Alcon das Recht gibt, die sogenannte Smart-Lens-Technologie weiterzuentwickeln und zu vermarkten. Laut Aussage des Novartis-Chefs Joe Jimenez steckt die Entwicklung dieser Technologie allerdings noch in den Kinderschuhen und wird erst in einigen Jahren zu marktreifen Ergebnissen führen.
Ein Milliardengeschäft
Der Traum von Google-Mitbegründer Sergey Brin ist es, dass die neuesten Technologien aus dem Bereich der miniaturisierten Elektronik zur Verbesserung der Lebensqualität von Millionen Menschen eingesetzt werden. Für Novartis-Chef Jimenez ist die Kooperation mit Google zudem ein Weg, die klassische Kontrolle von Krankheiten hinter sich zu lassen und neue Wege in der Medizin zu beschreiten.
Finanzielle Details des Deals haben die beiden Unternehmen bisher aber nicht preisgegeben, da die Zusammenarbeit noch kartellrechtlich genehmigt werden muss. Die wirtschaftlichen Interessen und Erwartungen von Novartis und Google dürften aber enorm sein, denn viele Millionen Menschen leiden an schlechten Augen oder Diabetes. Allerdings haben auch schon andere Technologiekonzerne die finanziellen Möglichkeiten dieses Marktes erkannt und arbeiten bereits an eigenen Lösungen. Neben Google sind unter anderem auch Apple und Samsung mit der Entwicklung tragbarer Kleinstcomputer beschäftigt, welche der Überwachung von Vitalfunktionen dienen sollen.
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