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Ausstellungstipp: Paul Gauguin – der Mann, der Frauen im Evakostüm malte

19.03.2015 |  Von  |  News

[vc_row][vc_column width=“1/1″][vc_column_text]Nein, hier ist nicht die Rede von einer modernen Skandalnudel, sondern von einem aussergewöhnlichen Maler des 19. Jahrhunderts – für den Fall, dass er dem einen oder anderen nicht ganz geläufig sein sollte. Ein Zitat bringt Paul Gauguins künstlerisches Credo gut auf den Punkt: „Am schönsten sind die Frauen so, wie Gott sie geschaffen hat; die Schneider können sie nur verderben.“

Diese Ansicht des französischen Malers, Bildhauers, Holzschnitzers und Grafikers spiegelt sich auch in seinen Werken wider. Wohl deshalb zählen die leicht bekleideten oder gar nackten Polynesierinnen Tahitis, die er stets in kräftigen Farbe auf die Leinwand bannte, zu den Lieblingsmotiven des Künstlers. Zahlreiche dieser Werke können vom 8. Februar bis zum 28. Juni dieses Jahres in der grossen Paul Gauguin Ausstellung der Fondation Beyeler in Riehen bewundert werden.

Die Vernissage zeigt 50 Meisterwerke Gauguins – allesamt Leihgaben aus exklusiven Privatsammlungen oder renommierter Museen aus der ganzen Welt wie zum Beispiel dem Museum Folkwang in Essen, den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, dem Puschkin-Museum in Moskau, der Eremitage in St. Petersburg oder dem Museum of Modern Art in New York. Neben den weltberühmten Gemälden, die in der Südsee auf Tahiti entstanden, werden Selbstporträts Gauguins und zahlreiche visionäre Werke aus der Zeit des Künstlers in der Bretagne zu sehen sein.

Bei der Gauguin-Ausstellung handelt es sich um die bis dato aufwendigste der Riehener Fondation Beyeler, so dass ein neuer Besucherrekord erwartet wird. Schon als die Vernissage vor drei Monaten angekündigt und zu einer Pressekonferenz geladen wurde, erschienen fast einhundert Journalisten, was darauf hindeutet, dass die ausgestellten Werke Gauguins zum Basler Kunsthighlight des Jahres 2015 avancieren werden.[/vc_column_text][vc_separator color=“grey“ align=“align_center“][vc_column_text]

Fondation Beyeler, erbaut von Renzo Piano. (Bild: © Fondation Beyeler 2014, Switzerland Fotograf: Mark Niedermann)

Fondation Beyeler, erbaut von Renzo Piano. (Bild: © Fondation Beyeler 2014, Switzerland Fotograf: Mark Niedermann)

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Vielseitigkeit in jeder Hinsicht

Der unter dem Namen Henri Eugène Paul Gauguin im Jahr 1848 geborene Künstler war vielseitig talentiert. Neben seiner Tätigkeit als Künstler arbeitete er zeitweise als Matrose, Schiffsjunge, Stoffhändler, Börsenspekulant, Anlageberater, Versicherungsagent und Plakatkleber sowie als Journalist, Verleger und Autor. Trotz der enormen Popularität Paul Gauguins, der oftmals in einem Atemzug mit Kollegen wie Claude Monet, Vincent van Gogh und Paul Cézanne genannt wird, sind Ausstellungen seiner Werke selten. So liegt die letzte grosse Retrospektive des Schaffens Gauguins, das durch elementare Formen und leuchtende Farben besticht, mehr als 60 Jahre zurück. Allerdings wurden die Werke Gauguins, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Kunst zweifelsohne revolutionierten, nicht nur in der Schweiz vernachlässigt, auch in den Nachbarländern waren die letzten grossen Ausstellungen vor mehr als zehn Jahren zu sehen. Dafür ist der Aufwand, der für die diesjährige Ausstellung von der Fondation Beyeler betrieben wird, umso grösser, denn das Projekt wurde länger als sechs Jahre vorbereitet. Aufgrund der Tatsache, dass weltweit kein Kunstmuseum existiert, das sich auf das Werk Gauguins spezialisiert hat, wird die Ausstellung mit Leihgaben aus 13 Ländern bestritten. Dabei gestalteten sich die Verhandlungen oftmals kompliziert, waren letztlich aber meist erfolgreich.[/vc_column_text][vc_separator color=“grey“ align=“align_center“][vc_column_text]

Paul Gauguin, „Cavaliers sur la plage (II), Reiter am Strand (II)“, 1902, Öl auf Leinwand, 73,8 x 92,4 cm, Privatsammlung (Bild: © Fondation Beyeler 2014, Switzerland)

Paul Gauguin, „Cavaliers sur la plage (II), Reiter am Strand (II)“, 1902, Öl auf Leinwand, 73,8 x 92,4 cm, Privatsammlung (Bild: © Fondation Beyeler 2014, Switzerland)

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Der moderne Nomade Paul Gauguin

Der in Paris geborene Gauguin wächst in Peru und Orléans auf, reist später als Matrose und Schiffsjunge um die Welt, beginnt 1871 in seiner Freizeit zu malen, heiratet zwei Jahre später die Dänin Mette-Sophie Gad und macht die Malerei zu seinem Beruf. Paul Gauguin lernt in Paris die Impressionisten kennen, die ihn in der Malerei ausbilden und inspirieren. Zu Beginn der 1880er Jahre gelingt es Gauguin, sich einen Namen zu machen, so dass er bereits 1883 sein eigenes Atelier eröffnen kann.

Als Gaugin ein paar Jahre später dem Künstler Emil Bernad begegnet, kommt es zur Abwendung vom Impressionismus und der Entwicklung der Kunstrichtung des Synthetismus, die durch die Verbindung von Vorstellung und Wahrnehmung charakterisiert wird. Gemeinsam formulieren Gauguin und Bernard eine Art Kunstphilosophie, die unter dem Label „Synthetism“ bekannt wird.

Im Jahr 1888 arbeiten Vincent van Gogh und Paul Gauguin einige Zeit zusammen, tauschen sich über den japanischen Holzschnitt aus und wohnen sogar für kurze Zeit gemeinsam in Arles. Allerdings kehrt Gauguin nach schweren Auseinandersetzungen mit van Gogh bald nach Paris zurück.

Sein Leben lang bewunderte der Künstler die Reinheit und Ehrlichkeit der Menschen. Auf der Suche nach Menschen, die sich durch diese Eigenschaften auszeichnen, begibt er sich auf die Marquesas-Inseln, denn Gauguin geht davon aus, dass noch unberührte Zivilisationen diesem Typus eher entsprechen. Schliesslich verbringt Paul Gaugin einen grossen Teil seines Lebens auf Tahiti und malt eine Vielzahl seiner bedeutungsvollsten und berühmtesten Werke dort. Zudem setzt sich der Künstler in Polynesien zum Missfallen der Kolonialverwaltung sowie der Kirche für die Maori ein. Dennoch stirbt Gauguin 1903 im Alter von 54 Jahren in einer Hütte auf Tahiti mittellos, krank und einsam.

Riehen bietet Retrospektive

Die Beyeler Fondation erwartet für die grosse Gauguin Ausstellung einen neuen Besucherrekord, wobei sie davon ausgeht, dass während der fünfmonatigen Ausstellungszeit mehr als 200.000 Kunstliebhaber die Retrospektive besuchen. Dennoch werden die Eintrittsgelder das enorm hohe Budget der Veranstaltung kaum decken. Den Grossteil trägt die Stiftung selbst und der Rest wird von Sponsoren übernommen. Anders als die exakten Kosten für die Ausstellung gab die Fondation die Versicherungssumme, die sich auf 2,5 Milliarden Franken beläuft, bekannt. Um dem Besucheransturm aus der ganzen Welt gerecht zu werden, werden die Räumlichkeiten – angefangen beim Restaurant über die Kasse, die Garderobe und die Toiletten – umgebaut und saniert. Zudem wird in einem eigens hierfür gestalteten Raum das ereignisreiche Leben Paul Gauguins multimedial aufbereitet. Dennoch soll bei der Ausstellung nicht das Event an sich, sondern Paul Gauguins rätselhafte und vielseitige Kunst stehen. Dabei eignet sich das Werk Gaugins hervorragend, um auch dem jugendlichen Publikum die moderne Kunst näher zu bringen und aus dem einen oder anderen sogar einen Kunstliebhaber zu machen. Wer sich die Ausstellung nicht entgehen lassen möchte, findet auf der Internetpräsenz der Fondation Beyeler alle weiteren Informationen.

 

Oberstes Bild: Paul Gauguin, „Aha oe feii? Eh quoi! tu es jalouse? Wie! Du bist eifersüchtig?“ 1892, Öl auf Leinwand, 66 x 89 cm, Staatliches Museum für Bildende Künste A.S. Puschkin, Moskau (© Staatliches Museum für Bildenden Künste A.S. Puschkin, Moskau)[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]