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Inkassofirmen betreiben dreiste Abzockerei

27.09.2011 |  Von  |  Beitrag

Immer mehr Unternehmen treiben ihr Geld bei ihren säumigen Kunden nicht selbst ein, sondern beauftragen dafür spezielle Inkassobüros. In der boomenden Branche tummeln sich schwarze Schafe, die mit fiesen Abzockertricks arbeiten.

Da werden Schuldner mit aggressiven Methoden bedroht und psychisch fertig gemacht oder auch ganz Unbeteiligte mit frei erfundenen Forderungen belästigt. Gerne massen sich solche unseriösen Geldeintreiber behördliche Befugnisse oder Sonderrechte an – dabei sind Inkassobüros nichts anderes als Schreibdienstleister, die im Auftrag Rechnungen und Mahnbriefe versenden dürfen.

Führend auf dem Schweizer Markt ist das Inkassobüro Intrum Justitia, das nach eigenen Angaben eine Million Fälle im Jahr bearbeitet. Negative Berichte über die Methoden dieser Firma häufen sich – so weiss etwa die Konsumenten- & Beratungszeitschrift „Beobachter“ haarsträubende Fälle zu schildern. Genannt sei zum Beispiel der Fall des Managers Alfred Doppler: Im Auftrag des Kabelnetzbetreibers Cablecom sollte er eine ungerechtfertigte Rechnung in Höhe von 3000 Franken bezahlen. Erst nach Einschalten eines Anwalts liess die Inkassofirma von der Forderung ab – angeblich habe es sich um eine „Verwechslung“ gehandelt.

Oder der Fall der Brigitte Wildi: Im Zuge eines Papierkriegs mit Intrum Justitia wurde ihr auch nach Begleichen ihrer Schuld zu Unrecht ein „Verzugsschaden“ in Rechnung gestellt (siehe dazu die nachfolgenden Tipps). Eine Fülle von Berichten, in denen Betroffene über das besagte Inkassounternehmen klagen, lässt sich auch in Internetforen nachlesen (zum Beispiel hier). Dass Google für die Stichworte „Intrum Betrug“ beachtliche 8.720 Ergebnisse liefert, zeigt die Dimension des Problems.

Zur Strategie der unseriösen Inkassofirmen gehört es, Kommunikation gezielt zu verweigern. So verschanzen sich die Geldeintreiber gerne hinter automatisierten Anruferstimmen, die einem ins Gewissen reden – bei Rückruf sind sie dann nicht zu erreichen. Ist die Bedrohungsmaschinerie einmal angelaufen, gibt es so schnell kein Entkommen. Auf diese Weise soll bei den Betroffenen ein Gefühl der Ohnmacht erzeugt werden. Einen kühlen Kopf sollte sich jeder in einer solchen Situation auf alle Fälle bewahren.

Was tun, wenn man an eine Inkassofirma geraten ist?

– Wichtigster Rat: Zahlen Sie nur, was Sie wirklich schulden!

– Lassen Sie sich von unberechtigten Forderungen nicht einschüchtern!

– Verlangen Sie vom Inkassobüro einen schriftlichen Beweis der Forderung (z. B. Rechnungskopie)!

– Zahlen Sie nicht den „Verzugsschaden“, den Inkassobüros auf die Rechnung aufgeschlagen, sondern nur die Verzugszinsen! Dies raten jedenfalls Experten wie der Jurist Michael Krampf.

– Vorsicht bei der Vereinbarung von Ratenzahlungen! Mit Ihrer Unterschrift erklären Sie sich auch mit überhöhten Zuschlägen oder weiteren Gebühren einverstanden.

– Unterschreiben Sie keine Schuldanerkennung, da Sie so ggf. unzulässige Posten akzeptieren!

– Bezahlen Sie Mahnspesen nur dann, wenn sie vorher vertraglich vereinbart wurden!

Weiterführender Bericht: Die furchterregenden Methoden der Geldeintreiber

Anlaufstellen für Schuldenberatung:

Zürcher Fachstelle für Schuldenfragen

Fachstelle Schuldensanierung Berner Oberland

www.schulden.ch

Info-Webseite zu Abzockerei:

Stiftung für Konsumentenschutz



 

Titelbild: Thorben Wengert / pixelio.de

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