Am Montag vor einer Woche – dem 13. April 2015 – ist der deutsche Schriftsteller und Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass im Alter von 87 Jahren in einem Lübecker Spital einer Infektion erlegen. Mit seinem Tod endet eine Ära. Auch der Schweiz war er in seinem persönlichen und literarischen Koordinatensystem über Jahrzehnte eng verbunden.
Günter Grass ging mit fast ungebrochener Kreativität aus diesem Leben. In der Woche vor seinem Tod beendete er sein aktuelles Buch – wenn er noch leben würde, hätten er und sein Verleger Gerhard Steidl jetzt mit den Feinarbeiten am Text begonnen. Grass´ letztes Werk heisst „Vonne Endlichkait“. Zum ersten Mal soll daraus am 12. Juni dieses Jahres zur Eröffnung des neuen Göttinger Grass-Archivs gelesen werden, eigentlich wollte der Schriftsteller diesen Part selber übernehmen. Mit seiner Verschmelzung von Prosa- und Lyriktexten ist „Vonne Endlichkait“ ein literarisches Experiment. Gleichzeitig schliesst sich damit ein Lebenskreis: Grass´ erste Buchveröffentlichung „Die Vorzüge der Windhühner“ (1956) vereinte – zu einem Zeitpunkt, zu dem noch nicht endgültig entschieden war, ob in der Biografie des Künstlers die Literatur oder die Bildhauerei eine prominente Rolle spielen würden – 41 Gedichte, einen Prosatext und eigene grafische Illustrationen.