Einen Roman in nur einem Monat schreiben? – Der NaNoWriMo-Wettbewerb

Nein, Sie haben sich nicht verlesen. Es gibt tatsächlich einen Wettbewerb namens NaNoWriMo. Die Abkürzung steht für „National Novel Writing Month“. Dahinter verbirgt sich ein Wettbewerb der besonderen Art, an dem jedes Jahr Tausende von Autoren teilnehmen. Ziel ist es, in einem Monat einen Roman mit mindestens 50’000 Wörtern zu verfassen. 

Viele im Rahmen dieses Wettbewerbs geschriebene Romane sind tatsächlich veröffentlicht worden. Doch eigentlich geht es mehr darum, überhaupt zu schreiben, den inneren Schweinehund zu überwinden. Der NaNoWriMo soll die nötige Motivation bieten, nicht nur mit dem Schreiben anzufangen, sondern ein Werk auch tatsächlich durchzuziehen.

Die Idee hinter dem Schreibwettbewerb 

Im Juli 1999 beschloss der freiberufliche Autor Chris Baty, gemeinsam mit seinen Freunden einen Wettbewerb zu veranstalten: Jeder von ihnen sollte innerhalb eines Monats einen Roman mit 50’000 Wörtern fertigstellen. Grund für den Wettbewerb waren die Klagen vieler Kollegen, dass sie zwar die Idee, nicht jedoch die Zeit hätten, einen Roman zu schreiben bzw. zu beenden. So sollte das Ziel des NaNoWriMo nicht sein, mit dem geschriebenen Buch den nächsten Pulitzer-Preis zu gewinnen, sondern vielmehr, sich ein konkretes Ziel zu setzen und dieses auch zu erreichen.

Beim ersten Wettbewerb im Juli 1999 nahmen gerade einmal 22 Autoren teil. Grösstenteils stammten sie aus der San Francisco Bay Area und kannten sich gegenseitig. Im drauffolgenden Jahr jedoch ging bereits eine offizielle Website online und der Wettbewerb fand in grösserem Rahmen statt. Diesmal nahmen 140 Autoren teil, von denen 29 die geforderten 50’000 Wörter erreichten.

Seitdem stieg die Teilnehmerzahl stetig an und der Wettbewerb breitete sich auf der ganzen Welt aus. So schreiben auch in der Schweiz viele Autoren mit. Im Jahr 2013 haben nach Angaben von Baty über 400’000 Schriftsteller versucht, sich jeden Tag aufs Neue zu motivieren und zu schreiben.

Wie genau funktioniert der Wettbewerb? 

Nun, die Regeln sind sehr einfach. Vor dem 01. November muss eine Anmeldung auf der Website des Wettbewerbs erfolgen – und schon kann es losgehen. Zwar darf man seine Geschichte vorher schon vorbereitet haben (Plot, Figuren etc.), doch mit dem Schreiben darf man erst am 01. November um 00:00 Uhr beginnen. Bis zum 30. November, 23:59 Uhr, muss der Roman abgeschlossen sein.


NaNoWriMo steht für „National Novel Writing Month“. (Bild: © UbjsP – shutterstock.com)

Der Roman darf aus allen Genres kommen. Die Texte werden nicht hinsichtlich ihres Inhaltes, sondern nach der Zeichenzahl bewertet. Wir erinnern uns: 50’000 Wörter müssen mindestens erreicht werden.

Offizielle Preise gibt es indes nicht. Vielmehr soll es bei diesem aussergewöhnlichen Wettbewerb darum gehen, die Motivation zu finden, etwas fertigzustellen. Wer dranbleibt, sich jeden Tag aufs Neue überwindet und am Ende die geforderte Zeichenzahl aufweisen kann, bekommt zumindest eine Urkunde als Zeichen der Anerkennung zugeschickt.

Ob man per Hand schreibt oder lieber tippt, bleibt dabei dem jeweiligen Autor überlassen. Hauptsache ist, dass die Story nach Ablauf der Frist in digitaler Form eingereicht wird.

Und der Nachwuchs? 

In den USA existiert mittlerweile eine Variante des Wettbewerbs, die speziell für Kinder  und Jugendliche gedacht ist: das „Young Writers Program“ (YWP). Trotz der immer wieder aufgestellten Behauptung, die Generation Y sei alles andere als kreativ, ist der Andrang immens. Kinder müssen lediglich 30’000 Wörter schreiben und können durch Lehrer unterstützt werden, die die Geschichte kontrollieren/korrigieren und die Kinder mit Stickern & Co. bei Laune halten.

Austausch unter Gleichgesinnten 

Das Schöne beim NaNoWriMo ist nicht zuletzt der Austausch mit Gleichgesinnten. So besteht etwa die Möglichkeit, sich einer sogenannten „Cabin“ anzuschliessen, in der man sich austauschen kann, oder man nutzt einfach die Möglichkeiten der sozialen Medien wie Facebook, Twitter & Co.  So kann man auf Twitter mit dem Hashtag #NaNoWriMo Fragen stellen und sich mit anderen unterhalten. Auch auf Facebook existieren zahlreiche Seiten, die zum Austausch einladen. Da es keine Preise zu gewinnen gibt, ist das Konkurrenzdenken nicht sehr ausgeprägt und die Teilnehmer bieten gerne Unterstützung an.

Auch interessant zu wissen: Literaturagenten und Verlage beobachten den NaNoWriMo ganz genau und betrachten ihn als eine Art Talentpool. Seit 2006 wurden über 100 Romane, die im Zuge des Wettbewerbs geschrieben wurden, von Verlagen veröffentlicht.

 

Oberstes Bild: © Peter Bernik – shutterstock.com

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