Tierquälerisch produziertes Reptilienleder für Luxusprodukte

Was Import von Reptilienleder angeht, liegt nur Singapur vor der Schweiz. Verantwortlich dafür ist hauptsächlich die hiesige Uhrenindustrie. Zugleich werden qualitativ hochwertige Schweizer Tierhäute tonnenweise ins Ausland exportiert. Der Schweizer Tierschutz STS fordert von der Schweizer Uhren- und Luxusgüterindustrie den Verzicht auf tierquälerisch produzierte Reptilienleder.

Stattdessen sollen vermehrt hochwertige Tierhäute inländischer Herkunft verarbeitet werden.

Jährlich werden in Südostasien Millionen Schlangen und Warane getötet. 2010 dokumentierte das Schweizer Fernsehen (Rundschau) den äusserst grausamen Umgang mit den gefangenen Tieren. Etliche Firmen der Uhren- und Luxusgüterindustrie sahen sich daraufhin gezwungen, die Verwendung von Reptilienledern aus Wildfängen aufzugeben und sich auf den Bezug von Ledern aus Farmen zu beschränken. Eine neue Recherche des Schweizer Tierschutz STS zeigt jedoch auf, dass der Umgang mit den Tieren auf Krokodil- und Schlangenfarmen um keinen Deut besser ist.

Reptilienfarmen: Tierqual durch industrielle Massentierhaltung

Rund 1.5 Mio. Gegenstände aus US-amerikanischem Alligatorleder (z.B. Uhrenarmbänder, ganze Häute, Schuhe, Taschen, Gürtel, Portemonnaies) wurden innerhalb zweier Jahre (2013/14) in die Schweiz importiert, über 57´000 Gegenstände aus Kaiman, 36´000 aus Nilkrokodil, 800´000 vom Bindenwaran, 75´000 vom Netz- sowie fast 350´000 vom Tigerpython.



Alle Alligator- und viele der Kaiman- und Pythonleder stammen von Farmen, wo Reptilien im Stile einer industriellen Massentierhaltung gezüchtet werden. Junge Alligatoren werden bis zum Erreichen der Schlachtreife zuhauf in enge, oftmals stockdunkle Betonbunker gesperrt und sehen ein Leben lang kein Tageslicht, während sie in einer fauligen Brühe aus Wasser, Kot und Futterresten auf ihr Ende warten. Auf asiatischen Schlangenfarmen werden Pythons ertränkt, mit Wasser zum Platzen gebracht oder durch Knüppelhiebe auf den Kopf „ruhig gestellt“, ehe ihnen – nicht selten bei lebendigem Leib – die Haut abgezogen wird.

Schweizer Tierhäute von bester Qualität

Gemäss Aussenhandelsstatistik hat die Schweiz 2013 rund 17´000 t Häute hauptsächlich von Kälbern, Rindern und Kühen mit einem Gesamtwert von 71 Mio. CHF zur Weiterverarbeitung exportiert, vorab nach Italien. Dort werden Schweizer Tierhäute als qualitativ bestes Material gehandelt und zu Lederprodukten für den internationalen Markt verarbeitet und verschwinden so, ohne Herkunftsbezeichnung, im globalen Warenfluss. Im Inland bleibt damit ein mögliches Marktpotential, das Schweizer Leder haben könnte, ungenutzt.



Um aufzuzeigen, dass die Vermarktung von Schweizer Leder aus tierfreundlicher Label-Produktion machbar ist, hat der Schweizer Tierschutz STS mit der Centravo AG – dem grössten Händler von Schweizer Häuten und Fellen – im vergangenen Jahr ein entsprechendes Pilotprojekt lanciert. Erste Felle aus diesem Projekt werden demnächst zu kaufen sein.

 

Artikel von: Schweizer Tierschutz STS
Artikelbild: © Nantawudth Ngoenjan – shutterstock.com

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