Wetter-News: Es war einmal ein Luftpaket …

… welches über die Alpen reisen wollte. Wir erzählen Ihnen was das Luftpaket heute auf seiner Reise von Süd nach Nord alles erlebte.

Unser Luftpaket startet seine Reise in der Poebene. Es schwebt da mit 6 Grad gemütlich vor sich hin.

Als Gepäck hat es viel Feuchtigkeit in Form von Wasserdampf eingepackt. Das Luftpaket hat ein Ticket für seine Reise bei Tief „Dorothea“ gekauft. Das Tief ist heute dabei, seinen „Hauptsitz“ von der Bretagne nach Südfrankreich zu verlegen und offeriert eine Südströmung über den Alpen. Das Luftpaket lässt sich von dieser Strömung via Lago Maggiore nach Norden ins Tessin tragen.


Tief „Dorothea“ heute Montag um 10 Uhr, sichtbar im Bodendruck, Satellitenbild und Radar. Quelle: Eumetsat/Eumetnet/MeteoSchweiz.

Auf der Reise steigt schon bald das Gelände an, und unser Luftpaket ist gezwungen auch nach oben zu steigen. Dabei wird es kälter und somit die relative Luftfeuchtigkeit immer höher. Schon bald liegt diese bei 100% und das Wasser im Gepäck kondensiert zu Wassertröpfchen: Eine Wolke ist entstanden.


Wolken über dem Lago Maggiore und dem Maggia-Delta. Quelle: ascona-locarno.roundshot.com

Zum Glück ist das Wolken-Gepäck noch immer gleich schwer, denn es geht weiter nach oben und nach Norden. Das Luftpaket hat kurz Zeit, den Kollegen in Locarno Monti „Ciao“ zu rufen. Es wird immer mehr in die Berge hineingetragen und die Temperatur sinkt durch das stetige Aufsteigen. Die Tropfen unterkühlen und einzelne werden auch zu Eiskristallen.

Im Gepäck geht’s turbulent zu und her. Wassertropfen und Eiskristalle kollidieren miteinander, sie brechen wieder auseinander oder schliessen sich zusammen (Koaleszenz, Aggregation, Vergraupelung). Und die Eiskristalle stehlen Wassermoleküle von den unterkühlten, flüssigen Tropfen (Bergeron-Findeisen-Prozess)! Es bilden sich Schneeflocken, und diese werden zunehmend schwerer bis sie herunterfallen. „Oh nein!“, denkt sich das Luftpaket, „ich verliere mein Gepäck“. Doch unablässig geht es weiter hoch zu den Pässen der Alpen.


Bis heute Morgen fiel im Tessin und Misox oberhalb von 1100 Metern 10 bis 25 cm Neuschnee. So auch in Sobrio in der Leventina auf 1100 Meter. Bis Dienstagmorgen kommen oberhalb von rund 1200 Metern nochmals 15 bis 25 cm dazu. Quelle: Meteomeldungen/App

Oben am Gotthard sieht das kalte Luftpaket nicht viel, alles ist in Wolken und Schnee gehüllt. Doch es spürt wie sich die Reiserichtung ändert. Es geht immer noch nach Norden, zuerst langsam, dann immer schneller nach unten. Und dadurch wird es wärmer. Plötzlich sieht das Luftpaket das Urner Reusstal, die Tropfen und Flocken im Gepäck wurden wieder zu durchsichtigem Wasserdampf. Weiter geht die Fahrt das Tal hinunter, mit einem „Juhuii“ einmal um das Chileli von Wassen.


Der Weg der Luft seit Samstagmorgen, welche heute Morgen früh in Luzern auf 850 hPa (schwarz) und 700 hPa (grün) angekommen ist. Trajektorien gerechnet mit IFS-HRES/LAGRANTO. Quelle: ECMWF/MeteoSchweiz

Zuletzt rast das Luftpaket mit Sturmstärke in Altdorf vorbei auf den Urnersee hinaus. Durch die Achterbahnfahrt wurde es richtig warm. Im Gepäck sind nur noch 30% Luftfeuchtigkeit, dafür wohlige 11 Grad. „Eine tolle Reise“ , meint das Luftpaket und fliesst freudig weiter über den Vierwaldstättersee.


Die stärksten Windböen gab es durch Föhn in den nördlichen Alpentälern. In Altdorf erreichte der Föhn um Mitternacht sogar eine Böenspitze von über 100 km/h. Quelle: MeteoSchweiz

Was physikalisch passiert, wenn ein Luftpaket sinkt oder aufsteigt ist hier erklärt. Mehr Informationen zur aktuellen Südstauphase finden Sie im Blog von gestern. Erklärungen zu Südstau und Föhn gibt es auf unserer Website.


Viele Luftpakete sind über Maloja aufgestiegen und haben ihre Feuchtigkeit in Form von Schnee fallen gelassen.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Es war einmal ein Luftpaket … – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: D. Gerstgrasser

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