Jeder zweite Schweizer ist übergewichtig

Mehr als jeder zweite Schweizer ist zu dick. Erstmals gibt es dazu verlässliche Messungen.

Ermittelt wurden die Zahlen im Rahmen einer Studie zum Salzkonsum, die das Bundesamt für Gesundheit (BAG) beim Universitätsspital Lausanne (CHUV) in Auftrag gab. Die Ergebnisse wurden vergangene Woche in der „SonntagsZeitung“ veröffentlicht.

In der Studie wurde erstmalig der Bauchumfang gemessen. Dieser fiel bei 53 Prozent von 1445 Studienteilnehmern zu gross aus. Überraschend stellten die Forscher ausserdem fest: Frauen sind dicker als Männer. Bisher gingen sie vom umgekehrten Fall aus. 58 Prozent der Frauen haben einen zu grossen Bauchumfang, bei den Männern sind es 48 Prozent.

Auch regionale Unterschiede zeigen sich: Die französischsprachige Schweiz hat mit 59 Prozent den grössten Anteil an Übergwichtigen, dahinter folgen die deutschsprachige (53,4 Prozent) und die italienischsprachige Schweiz (43 Prozent).

Kleiner Trost für die pfundigen Eidgenossen: Beim Anteil der Übergewichtigen tummeln sie sich laut BAG-Angaben europaweit in der unteren Hälfte. Noch dicker sind Deutsche und Amerikaner – sie weisen teilweise 70 Prozent Übergewichtige auf.

Übergewichtige Schweizer: Echtes Problem oder Panikmache?

Legt man andere Messmethoden zugrunde, fällt der Anteil der Übergewichtigen niedriger aus. Bei Messungen mit dem Body Mass Index (BMI) werden 45 Prozent Übergewichtige ermittelt. 37 Prozent gaben in einer Gesundheitsbefragung 2007 von sich aus an, übergewichtig zu sein. Da der Bauchumfang gesundheitliche Risiken für Krankheiten wie Diabetes oder Herzkreislaufschwäche anzeigt, gelten die aktuellen Messungen als besonders aussagekräftig.

Wie dramatisch die Ergebnisse nun zu bewerten sind, darüber gehen die Meinungen auseinander. Ein „massives Übergewichtsproblem“ konstatiert Michael Beer vom BAG in der „SonntagsZeitung“. Das BAG will auf Prävention setzen und gesunde Ernährung sowie mehr Bewegung fördern.

Während zum Beispiel CVP-Nationalrätin Ruth Humbel das Anliegen verstärkter Prävention unterstützt, warnen andere Politiker vor Dramatisierung. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Übergewicht ein riesengrosses Problem ist“, so etwa SVP-Nationalrat Toni Bortoluzzi in der „SonntagsZeitung“.

Auf die Studienergebnisse können sich nun Befürworter einer verpflichtenden Nährwertkennzeichnung für Lebensmittel berufen, wie sie SP-Nationalrätin Edith Graf-Litscher in einer Motion fordert. Auf Widerstand stösst sie damit aber nicht nur im Nationalrat, sondern auch bei Landwirten und Unternehmensvertretern. Die Gegner befürchten einen zu hohen administrativen Aufwand.

Wie bewertest du die Ergebnisse der Studie? Muss mehr gegen Übergewicht getan werden oder steckt dahinter ein übertriebener Gesundheitsfimmel? Schreibe deine Meinung!

 

Titelbild: nenetus – shutterstock.com

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