Fleisch aus dem Labor statt vom Schlachthaus

Fleischklöpse direkt aus dem Gen-Labor: Dieses Ziel verfolgen Wissenschaftler derzeit in Europa und in den USA. Ein Durchbruch ist bereits in Sicht.

Der erste Stammzellen-Burger soll im Herbst auf den Teller kommen. Es wird der teuerste Imbiss der Welt werden: 250’000 Euro (300’000 Franken) betragen die Entwicklungskosten.

Geleitet wird das Forschungsprojekt von Mark Post, der an der Universität Maastricht tätig ist. Der Niederländer gewinnt Fleischfasern aus den Stammzellen von tierischem Muskelgewebe. Die Vorteile des Laborfleischs für Tiere und Umwelt seien enorm – vom Prototypen bis zur Marktreife werden jedoch noch etliche Jahre vergehen, sagte Post am Sonntag auf der Jahrestagung des amerikanischen Wissenschaftsverbandes AAAS in Vancouver.

„Derzeit fliessen 70 Prozent der landwirtschaftlichen Kapazitäten in die herkömmliche Fleischgewinnung“, erläutert der niederländische Forscher. Dank des synthetischen Fleischs könnten die Umweltbelastungen künftig um bis zu 60 Prozent gesenkt werden. So wäre es möglich, die Zahl der Schlachttiere zu reduzieren und die hohen Treibhaus-Emissionen von Nutztieren zu senken.

Doch lassen sich auch die Konsumenten überzeugen? Für die Verbraucher sei vor allem wichtig, dass das Laborfleisch genauso wie herkömmliches schmeckt, so Post. Doch daran hapert es derzeit offenbar noch – das Gen-Fleisch scheint geschmacklich fad zu sein. „Wir werden am Geschmack separat arbeiten müssen. Wir versuchen herauszufinden, welche Komponenten des Fleischs tatsächlich für den Geschmack verantwortlich sind. Dann schauen wir, ob wir den Geschmack ändern können.“

Umweltschützer wie David Steele, Präsident der Organisation Earthsave Canada, teilen Posts euphorische Einschätzung nicht. Weniger Fleisch und mehr Pflanzen essen – das schlägt der Molekularbiologe stattdessen als Lösung für die genannten Umweltprobleme vor. Trotz einiger Vorteile des Kunstfleischs sieht er vor allem Nachteile. So seien auch sicher grosse Mengen an Antibiotika und Chemikalien nötig, um Laborfleisch haltbar zu machen.

Quellen: dpa / www.ontd-science.livejournal.com

 

Titelbild: Shawn Hempel – shutterstock.com

MEHR LESEN