Was bunkert die Schweiz, wenn nicht Geld?

Die Schweiz hat einen weltweiten Ruf zu verlieren. Nämlich den als vermeintliche Steueroase und als prima Ort für das Anlegen von Schwarzgeld.

Der Angriff der Deutschen und der Amerikaner auf die Verschwiegenheit der Banken bringt allmählich zu Fall, was die Schweiz über viele Jahre hinweg interessant gemacht hat.

Geldwerte und vor allem einen sicherheitsrelevanten Vorsprung kann das Alpenland dennoch bieten. Bunkern wir doch nicht einfach nur Geld! Lasst uns doch Daten und Informationen sicher verwahren! Diese Idee ist nicht ganz neu, gewinnt jedoch mit immer wieder neuen Spionage- und Datenskandalen ständig an frischem Aufwind.

Bunker frei im Digi-Tal

Die Welt denkt zunehmend digital und personenbezogene Daten sind die neue Währung im weltweiten Wirtschaftskreislauf. Kein Wunder, wenn die Deutschen „Steuersünder-CDs“ kaufen und die Amerikaner weltweit den digitalen Datentransfer ausspionieren. Kein Wunder ist dann auch, wenn Wege und Möglichkeiten gesucht werden, Dokumente, Informationen und riesige Datensammlungen sicherer als bislang zu archivieren.

Weder die Cloud im Netz noch der vernetzte Computer sind sichere Archivierungsmöglichkeiten für vertrauliche Informationen und sensible Daten. Angegriffen werden nicht nur die elektronischen Geräte und Server-Burgen, sondern vor allem auch die Übertragungswege. Hier werden die Datenleitungen regelrecht angezapft und nahezu alles abgeschöpft, was irgendwie zu haben ist. Während der Normalbürger mit seinen Daten eher sorglos umgeht, stellen sensible Informationen in falschen Händen für Wirtschaftsunternehmen und auch für die grosse Politik eine echte Bedrohung dar.

Wohin also mit den Daten? Die Schweiz gibt die Antwort darauf! Die ist ebenso simpel wie interessant: Bunker frei! Mehrere Unternehmen bieten mittlerweile die digitalisierte Lagerung von Daten in sicheren und autarken Bunkern an. Damit soll der Zugriff für Datendiebe praktisch unmöglich werden. Was bislang mit Gold, Geld und Kunst funktionierte, könnte zum neuen Schweizer Wirtschaftsmodell mutieren.

Wem nutzen Digital-Bunker?

Diese Frage ist vieldiskutiert und dennoch niemals vollständig beantwortet worden. Mit Sicherheit profitieren hier vor allem grosse Unternehmen von einer bestens gesicherten Datensammlung, sofern diese nicht vorher schon im Unternehmen selbst abgeschöpft wurde. Der Weg in einen der zahlreichen Schweizer Bunker kann ein neues Mass an Sicherheit nicht nur für alte Archivbestände bieten. „Top Secret“ heisst es oft genug auch bei Forschungsergebnissen innovativer Firmen, die ihr Know-how nur all zu gern noch sicherer verwahren würden. Immerhin steckt hier für viele Unternehmen echtes Zukunftspotential drin.

Auch Verwaltung und Politik dürften an sicheren Daten-Bunkern interessiert sein. Nicht nur die sensiblen Daten der Bürger selbst, sondern auch so manches politische Aktenwerk sind es wert, gut geschützt archiviert zu werden. Sinn macht das allerdings immer nur dann, wenn solche Daten und Informationen auch im sonstigen Leben dem unerlaubten Zugriff verborgen geblieben sind.

Es gibt sie schon, die Nutzer solcher Bunkeranlagen für digitale Archive. Und auch die Anbieter sind nicht erst seit gestern unterwegs. Gerade die jüngsten Datenskandale treiben den Digital-Bunkern die Kundschaft scharenweise zu. Damit nutzen die Daten-Festungen zumindest den Betreibern, die ihre Dienste auch nicht für lau anbieten. Unbestritten ist der Nutzen auch dann, wenn Informations- und Datensammlungen ausschliesslich in den autarken Bunkeranlagen gesammelt werden. Stellt sich nur die Frage, wie diese Daten dorthin kommen. Hoffentlich nicht via Internet.

Zukunftspotential für die Datenwirtschaft

Der Besitz, die Beschaffung, der Handel und die Verwertung von Daten sind zu einem eigenen Wirtschaftszweig aufgestiegen. Nicht nur Facebook und Co. sammeln unentwegt Daten. Auch via vernetzter Kraftfahrzeuge, Kundenkarten, Kreditkarten und Gewinnspielen werden jede Menge mehr oder weniger freiwillig hergegebener Daten gesammelt. Die Verwertung erfolgt unterschiedlich, aber immer nach dem gleichen Muster. Daten müssen entweder zu Abverkäufen oder zu mehr Transparenz von Einzelpersonen, Organisationen, Unternehmen oder ganzen Staatsgebilden taugen. Nur dann sind solche Daten letztlich auch wertvoll und wie eine Währung einzusetzen. Daraus ergibt sich ein ungeheures Zukunftspotential der offiziellen und heimlichen Datensammler.

Dasselbe Zukunftspotential entdecken die Unternehmen für sich, die ganz auf Datensicherung setzen. Das funktioniert längst nicht mehr in vernetzten Rechnern. Vielmehr müssen digitale Daten analog gesichert werden, um sie zugriffssicherer als bisher zu machen. Sprich: Daten müssen in eine physische Form gebracht werden, die sich archivieren lässt. Ein Weg dazu ist die Digitalisierung und Speicherung von Datensätzen und die anschliessende Verwahrung in speziell gesicherten Bunkeranlagen. Werden hochsensible Informationen und Daten ausschliesslich auf diese Weise gesichert, fällt der Angriff auf das neue Wirtschaftsgut deutlich schwerer.


Datenarchivierung in den Digital-Bunkern. (Bild: Marynchenko Oleksandr / Shutterstock.com)

Wer kontrolliert die Sicherheit der Sicherheit?

Kritische Zeitgenossen beobachten die Entwicklung der Datenarchivierung in den Digital-Bunkern eher skeptisch. Immerhin sind es meist private Unternehmen, die solche Dienste anbieten. Da darf schon gefragt werden, wer die Sicherheit der archivierten Daten garantiert. Was, wenn die Sicherungsunternehmen selbst an den Datensammlungen interessiert sind? Was, wenn nationale oder internationale Gesetzgebungen die Freigabe bestimmter Daten erzwingen? Dann sind die Bunker für die Datensammlungen in etwa genauso sicher wie die Schwarzgeldkonten deutscher Grossverdiener, die jetzt befürchten müssen, via Steuer-CD und zu erwartendem Steuerabkommen auch ihre Anonymität und damit jede Menge Geld zu verlieren.

Den Optimisten hingegen kann gesagt werden, dass die Digital-Bunker schon eine recht sichere Sache sind. Swiss Fort Knox – so nennt sich beispielsweise das Doppel an unterirdischen Rechenzentren, wo sensible Daten durch die SIAG Secure Infostore aus Zug gemeinsam mit der Regierung verarbeitet und hoffentlich sicher archiviert werden.

 

Oberstes Bild: © Onigiri studio – Shutterstock

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