Eine Initiative gegen Altersarbeitslosigkeit

Langsam scheint sich auch bei den Arbeitgebern die Erkenntnis durchzusetzen, dass das Thema Altersarbeitslosigkeit zu einem immer grösseren Problem wird. Auch wenn die Schweiz eine sehr geringe Arbeitslosenquote bei Menschen über 50 Jahren aufweist, so zeigt die Sozialhilfestatistik doch, dass ältere Menschen immer grössere Schwierigkeiten haben, sich auf dem Arbeitsmarkt zu halten.

Zur Bekämpfung dieses Problems lancierte der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) letzten November die Initiative „Plattform Arbeitsmarkt 45 plus“. Durch diese sollen die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer und deren Integration in den Arbeitsmarkt für Arbeitgeber attraktiver gemacht werden. Die ersten Schritte zur Umsetzung der Initiative leitete der SAV zusammen mit interessierten Unternehmen, Verbänden und Behörden auf einer Kick-off-Veranstaltung Anfang Juni dieses Jahres ein. Experten stehen dem gesamten Vorhaben allerdings vorsichtig optimistisch gegenüber.

Schritt in die richtige Richtung

Der Schritt des SAV wird von Arbeitsmarktexperten grundsätzlich willkommen geheissen. Schliesslich sei die Problematik lange Zeit von der offiziellen Arbeitgeberseite ignoriert und Zahlen sowie Berichte schöngeredet worden, so Pascal Scheiwiller, Managing Director bei der Outplacementfirma Lee Hecht Harrison (LHH). Seiner Meinung nach ist es gut, dass sich die Arbeitgeber jetzt mit dem Thema auseinandersetzen, denn Regulierungen des Staates würden das Problem nicht lösen können, da sie nicht nachhaltig wirksam seien. Diese Meinung vertritt auch der emeritierte Professor für Organisation und Personalmanagement Norbert Thom von der Uni Bern. Allerdings fragt er sich auch, ob die Mitglieder des Arbeitgebervereins nur Konsensübungen veranstalten oder sich wirklich zum Handeln verpflichtet fühlen würden.

Negative Erfahrungen haben in diesem Bereich beispielsweise die Arbeitgeberverbände der Stadt Bern gemacht. Gewerkschaften und die Verwaltung sollten hier im Projekt Jobtimal zusammenarbeiten, um Teillohnarbeitsplätze für ältere Arbeitnehmer zu schaffen. Im Verlauf des Projektes musste allerdings festgestellt werden, dass trotz des grossen Engagements der Arbeitgeberverbände keine grossen Erfolge zu verzeichnen waren.

Ältere Mitarbeiter sind wertvoll

Skepsis gegenüber der Initiative des SAV äussert auch Heidi Joos vom Verein 50plus outIn work Zentralschweiz. Sie sagt, dass den Personalverantwortlichen schon seit Jahren hervorragende Strategien aus nördlichen Ländern vorlägen, mit denen dem demografischen Wandel wirksam begegnet werden könnte. Allerdings würden sie von den Unternehmen nicht umgesetzt werden, da sie mit einem gewissen finanziellen Aufwand verbunden seien.

Valentin Vogt, der Präsident des SAV, sieht ältere Mitarbeiter allerdings als eine lohnende Investition an. Schliesslich würden gerade die jüngeren Mitarbeiter vom grossen Erfahrungsschatz der älteren Generation profitieren. Daher hält er auch den momentan verbreiteten Reflex, ältere Mitarbeiter in die Frühpensionierung zu schicken, für ein äusserst riskantes Vorgehen. Er selbst würde in seiner Firma stets darauf achten, dass auf zehn Mitarbeiter zwei Vertreter der älteren Generation kämen.

 

Oberstes Bild: © Chuck Wagner – Shutterstock.com

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