Fairtrade-Handel auf Erfolgskurs
von Agentur belmedia
Es ist bekannt, dass diese Produkte zum Teil unter sehr schwierigen Arbeitsbedingungen von billigen Arbeitskräften hergestellt und für den Export in die Industrienationen vorbereitet werden. Äusserst niedrige Löhne, Kinderarbeit, Produktionsbedingungen, die keinen Arbeitsschutz kennen, sowie schlechte oder fehlende schulische Bildung sind keine Seltenheit.
Um das zu ändern, hat beispielsweise die Schweizer Stiftung Max Havelaar ihr Fairtrade-Programm entwickelt, das sich für gerechtere Löhne und verbesserte Arbeitsbedingungen in den Ländern Asiens, Afrikas und Südamerikas einsetzt. Bei ausgewählten Fairtrade-Produkten konnten bereits grössere Umsätze erzielt werden. Doch diese positiven Ergebnisse reichen nicht aus, mahnt die Stiftung an. In diesem Bereich muss viel mehr getan werden.
Stolze Bilanz im fairen Handel
Jeder Schweizer gab 2013 im Durchschnitt 53 Franken aus, um Faitrade-Produkte der Max-Havelaar-Stiftung zu erwerben. In der Summe waren es 434 Millionen Franken, die Schweizer Bürgerinnen und Bürger im Jahr 2013 für Waren aus dem Fairtrade-Segment investierten. Das ist eine stolze Bilanz, denn im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einer Steigerung von 15,7 %. Besonders der Anteil an Bananen verdient Beachtung, denn mit 54 % gehen die meisten in der Schweiz verkauften Bananen auf den fairen Handel zurück. Weltweit ist das ein hervorragendes Ergebnis.
Was bedeutet Fairtrade?
Viele Schweizer haben über den Fairtrade-Handel keine Detailkenntnis. Sie verbinden Fairtraide meist nur mit höheren Preisen und zeigen dann am Kauf Desinteresse, obgleich sie auch von einer guten Qualität der Produkte gehört haben. Konsumenten, die preisbewusst kaufen, interessiert weniger der faire Weltmarkt-Handel, sondern mehr die vernünftige Kalkulation ihrer Ausgaben. Vergleicht man jedoch einzelne Produkte, so sind Fairtrade-Waren nicht immer so viel teurer.
Durch Fairtrade bekommen viele Kleinbauern in den betroffenen Gebieten die Möglichkeit, mit ihren Waren und Rohstoffen zu angemessenen Preisen auf dem Weltmarkt zu handeln. Das führt zu einer Verbesserung ihrer Lebensbedingungen, auch wenn diese mit europäischen Massstäben nicht verglichen werden können. Doch auch die Verbraucher in der Schweiz haben etwas vom Fairtrade-Handel.
Der Erwerb von Fairtrade-Produkten vermittelt nicht nur ein gutes Gefühl, letztendlich bekommt man auch eine bessere Qualität, denn jedes Produkt muss für den Fairtrade-Handel gesondert zertifiziert werden. Dabei spielt nicht nur der Preis eine Rolle, sondern es geht auch um faireren Handel von Qualitätsprodukten.
Fairtrade trägt dafür Sorge, dass die eigentlichen Hersteller der Waren auch gerecht bezahlt werden, während Grosskonzerne in vielen Bereichen die kleinen Bauern eiskalt ausbeuten. Durch Fairtrade kann damit in den Herstellerländern mehr wirtschaftliche Stabilität erreicht werden, was wiederum Auswirkungen auf die Politik haben dürfte. Je mehr wirtschaftliche Stabilität ein Land zu verzeichnen hat, desto stabiler ist es auch in seiner Politik. Letztendlich kann auch die Schweiz davon profitieren.
Fairtrade beinhaltet also mehr als nur verbesserte Chancen für die Produzenten. Dieses Handelsmodell kann als ein Gebot der Vernunft bezeichnet werden, da es in der ganzen Welt für gerechtere Arbeits- und Produktionsbedingungen Sorge trägt.
Fairtrade trägt neben der Bekämpfung der Armut auch dazu bei, dass Konzerne, die zu Lasten der eigentlichen Hersteller Produkte zu Dumpingpreisen auf den Markt bringen, entflechtet werden. Das gnadenlose Vorgehen der Konzerne, das sich nachteilig auf Produktqualität, auf die Gesundheit der Arbeiter und auch auf die Entwicklungschancen ganzer Regionen auswirkt, bekommt so einen gewissen Druck durch Fairtrade.
Auf den Erfolgen nicht ausruhen
Fairtrade-Produkte verzeichnen auch hierzulande eine steigende Akzeptanz. Diesen Erfolg sieht die Max-Havelaar-Stiftung auch als ihren Verdienst. Doch die Stiftung ruht sich keineswegs auf dem Erfolg aus. Weiterhin erschliesst sie Handelsmöglichkeiten, die in das Fairtrade-Konzept passen. Der Fokus wird dabei auf neue Zugangsmöglichkeiten zum Fairtrade-Handel für die Kleinbauern aus Asien, Afrika und Südamerika gerichtet. So soll der weltweite Anteil von Fairtrade-Produkten künftig deutlich steigen.
Zunehmend wenden sich die Initiatoren der Fairtrade-Konzepte nicht nur Bananen und Kaffee, sondern auch Kakao und Baumwolle zu. Dabei muss berücksichtigt werden, dass es nicht ausreicht, den Anteil zertifizierter Produkte zu erweitern, es muss auch die Abnahme in den Industriestaaten gesichert sein. Dazu bedarf es der nötigen Akzeptanz. Das Fairtrade-Konzept funktioniert nur, wenn die Verbraucher dort mitziehen und bereit sind, mehr Geld für Fairtrade-Produkte zu zahlen. Ein Problemfaktor bei der Umsetzung sind die Krisen in der Eurozone selbst.
Für die Schweiz ist es deshalb durchaus günstig, beim Konzept des starken Franken zu bleiben, selbst wenn seine Wirkung auf die Aussenhandelsbilanz nicht immer vorteilhaft ist. Doch man sollte auch in Betracht ziehen, dass leistungsgerechte Löhne in der Schweiz die Voraussetzung dafür bilden, dass Konzepte des Fairtrade-Handels in der Bevölkerung mehr Beachtung finden und sich so eine zunehmende Bereitschaft herausbildet, Faitrade-Produkte zu kaufen.
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