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Neue Verfahren zur Krebstherapie

12.02.2014 |  Von  |  News

Während Forscher aus Jena ein Verfahren zur effektiveren Suche von Hirnkrebsherden entwickeln, arbeiten israelische Wissenschaftler an der Serienreife für eine „Nano-Nase“ zur schnellen und kostengünstigen Lungenkrebsdiagnose.

Das Jenaer Team um Dr. Christoph Krafft vom Institut für Photonische Technologien kann zu Metastasen mit über 50 Prozent Wahrscheinlichkeit den korrekten ursprünglichen Krebsherd ausfindig machen.

Dazu nutzt die Gruppe das Verfahren der Fourier-Transformations-Infrarot-Spektroskopie, um Informationen über den Aufbau und die chemische Zusammensetzung einer Zelle zu erhalten. So können sie Metastasen auf Organ-typische Moleküle untersuchen und damit dessen Herkunft stark eingrenzen.

Für eine gezielte Therapie ist dies elementar wichtig und zugleich ein Problem, denn der Ursprungsherd ist viel kleiner als die Metastasen. Daher werden bei Neupatienten auch häufig zuerst nur die Metastasen gefunden. Da sie sich aber von ihrem Ursprungsherd über das Lymph- und Blutsystem im Körper verteilen, können sie im Prinzip von überall her kommen. Bei der Rückverfolgung weisen bisherige Standardverfahren eine Trefferquote von vergleichsweise geringen 15 Prozent auf.

„Wir konzentrieren uns auf Gehirnmetastasen, da sie besonders gefährlich sind und sich bei bis zu 40 Prozent aller Krebspatienten entwickeln“, sagt Christoph Krafft. Ihr neues Verfahren ist schneller als die bisherigen und kann gleichzeitig die Grenze zwischen Tumor und gesundem Gewebe genauer bestimmen – bei Hirntumoren eine besonders wichtige Information für den behandelnden Chirurg.

Der israelische Kollege Prof. Hossam Haick arbeitet seit 2007 erfolgreich an der Verwirklichung einer „Nano-Nase“, die eine Lungenkrebsdiagnose als kostengünstigen Schnelltest durchführen kann. In klinischen Studien konnte sein Gerät mit einem einfachen Atemtest verschiedene Lungenkrebsarten mit bis zu 95 Prozent Genauigkeit diagnostizieren. Die Idee dazu lieferte Haick eine Hundenase, denn seit längerem ist bekannt, dass Hunde einige Arten von Krebserkrankungen anhand des menschlichen Atems erschnüffeln können. Der Atem enthält Krebs-charakteristische Moleküle, auf deren Detektion sich Haick konzentrierte. Er griff dazu auf bekannte Methoden zur Gasanalyse zurück, die allgemein „volatile organic compound detection“ genannt werden.

Zusammen mit Steve Lerner vom Unternehmen Alpha Szenszor möchte Haick den Schnelltester für die Nano-Nase auf Hosentaschengrösse und einen Ladenpreis von 10$ bringen. Das Gerät zur Testauswertung soll im Bereich von 10.000$ liegen und wäre daher nicht für alle Hausärzte erschwinglich – sie müssten also mit grösseren Kliniken zusammenarbeiten.

Die bisherigen Diagnoseverfahren für Lungenkrebs sind sehr aufwändig und teuer und werden daher nur angewendet, wenn ausgeprägte Symptome vorliegen oder der Patient einer Risikogruppe angehört. Sollte Haicks Erfindung den bisher so vielversprechend erscheinenden Weg fortsetzen, könnte dies zu einer kleinen Revolution mit enormen Verbesserungen in der Lungenkrebstherapie führen.

 

Titelbild: © Photographee.eu – Fotolia