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Mit Doktortitel die Fachhochschule abschliessen?

06.07.2014 |  Von  |  Beitrag

[vc_row][vc_column width=“1/1″][vc_column_text]Unternehmen aus der Industrie ziehen Abgänger von Fachhochschulen gerne den Mitbewerbern von Universitäten vor. Sie wissen, dass die FH in vielen Fällen besser in der Lage ist, theoretisches und praktisches Wissen gleich gewichtet zu vermitteln. Umso benachteiligter sind Studierende der Fachhochschulen bisher, wenn es um die Möglichkeiten der Promotion geht. Diese ist an Fachhochschulen nämlich nicht möglich. Das kann sich aber unter Umständen mittelfristig ändern.

Auf der letzten Konferenz der Fachhochschulrektoren machte ein derartiger Vorschlag die Runde. Das hätte auch für das Bildungssystem als Ganzes enorme Vorteile. Momentan wird nämlich entweder ein Grossteil der FH-Dozenten im Ausland rekrutiert, weil einerseits ein Doktortitel Pflicht zu Erlangung eines Lehramtes ist, diese Voraussetzung aber von vielen ihrem Fachwissen nach geeigneten FH-Abgängern eben nicht erfüllt wird. Andererseits kommen viele Dozenten von den Universitäten und „akademisieren“ so die Fachhochschulen, die ja ihre Praxisbezogenheit gerade als Alleinstellungsmerkmal kultivieren wollen.

Der Präsident der Konferenz, Thomas D. Meier, schlägt nun zwei praktische Wege vor, wie ein Doktortitel an der FH Wirklichkeit werden könnte. Zum einen könnte eine Kooperationsplattform mit Universitäten entwickelt werden, die einen entsprechenden Zugang zur Universität offerieren würde. Die Uni Basel und die Pädagogische Hochschule arbeiten gerade zusammen an solch einem Pilotprojekt in Fachdidaktik, das mit einem neuen Institut für Bildungswissenschaften 2015 arbeitsfähig sein soll. Letzteres kann Promovenden beschäftigen, die dann aber an der Uni ihren Doktor machen.

Zum anderen könnten vor allem für sehr praxisbezogene FH-Fächer, die die Universitäten gar nicht im Curriculum führen, eigene Promotionsmodelle massgeschneidert werden. Vor allem letzteren Vorschlag unterstützt auch der Präsident der FH Schweiz, des Dachverbandes der Fachhochschulabsolventen, Christian Wasserfallen. Er fordert ebenfalls die Bildung eines FH-Promotionsrechts, so dass die einzelnen Fachhochschulen je nach inhaltlichen Schwerpunkten ihre eigenen Promotionsprogramme entwickeln könnten.

Allerdings müssen sich die Befürworter dieser Modelle auch die Frage gefallen lassen, ob promovierte Abgänger von FHs für die Schweizer Wirtschaft von Interesse sind – denn schliesslich würden nicht alle Promovenden als Dozenten an der Uni bleiben wollen oder können. Zurzeit sind es klar die FH-Absolventen mit Bachelor-Abschluss, nach denen grosse Nachfrage besteht – dabei soll es auch in Zukunft bleiben, zumindest was den weitaus grössten Teil der Studenten angeht. Selbst Master-Studenten scheinen hier nämlich keinen expliziten Vorteil zu geniessen. Dies ist für viele, die bewusst in ein weiteres Lernjahr investiert haben und denen es nicht einfach um einen gut klingenden Titel geht, häufig eine herbe Enttäuschung.

Allerdings würden die Promovenden auch an anderer Stelle ins Management der Unternehmen einsteigen, als es die gegenwärtigen Neuanfänger tun – deshalb könnte sich diese Frage als zu theoretisch herausstellen. In jedem Fall würde es aber wohl eine Transitperiode der Orientierung geben, in der sich der Arbeitsmarkt an die neuen Doktoren gewöhnen müsste. Im kommenden Jahr tritt das neue Hochschulförderungs- und -koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft. Dann wird sich diese Frage nach der Zukunft der Fachhochschulabschlüsse wohl auch in der Praxis stellen.

 

Oberstes Bild: © mtkang – Shutterstock.com[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

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