Frühere Einschulung bald in der gesamten Schweiz?
von Daniel Lehrmann
Wieder einmal die Bildung: Vor etwa acht Jahren stimmte die Schweiz über das Harmonisierungs-Konkordat ab. Inzwischen zählen 15 Kantone zu einem Bereich, in denen Kinder bereits mit vier Jahren eingeschult werden – aber kann das gut gehen?
Getreu dem Motto „Lasst Kinder auch mal Kinder sein“ gibt es nämlich Stimmen, welche den pädagogischen Zweck des Kindergartenzwangs und des früheren Einschulungsalters nicht erkennen.
Wie früh ist zu früh?
Immerhin drei Viertel der Schweizer Bevölkerung teilen sich auf die erwähnten 15 Kantone auf, wodurch das Thema durchaus Relevanz für die Massen geniesst. Die Auswirkungen des Konkordats noch einmal in Kurzform für alle, welche sich schon gar nicht mehr daran erinnern können:
- Der Kindergarten ist keine Option mehr, sondern wird zum Zwang.
- Das Einschulungsalter wird in mehreren Schritten auf nur noch vier Jahre abgesenkt.
Welche Auswirkungen hat dies auf Eltern, Kinder und auch die Verwaltung? Die Systeme für die Betreuung der Kleinsten ächzen unter hohen Belastungen und einer verworrenen Bürokratie ohne Transparenz – und genau jene Kindertagesstätten etwa werden entlastet. Umgekehrt wächst aber der Andrang auf die Schulen, die dortigen Betreuer würden also langsam – aber sicher – an ihre Grenzen stossen. Engpässe würden verstärkt, die Wartelisten bei Krippen hingegen fielen kürzer aus, berichtet der Walliser Bote.
Und wie profitieren die Kinder?
Diese nicht ganz unwichtige Frage kann derzeit noch niemand beantworten. Die Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm etwa führt Studien an, welche belegen, dass eine frühere Einschulung als bisher Vorteile für den Lernprozess und auch beim sozialen Miteinander haben kann, was sich – langfristig – auch auf die Entwicklung produktiver Führungskräfte auswirken soll. Gleichzeitig erwähnt sie jedoch auch, dass ebenso Studien existieren, welche das genaue Gegenteil belegen. Mit anderen Worten: Selbst die Wissenschaft weiss nicht genau, ob die frühe Einschulung überhaupt ein Gewinn für die wichtigste Partei in dieser Frage, die Kinder, ist.
Ebenso ungesichert ist die Frage der Finanzierung: Wer die Geldmittel für eine bessere Betreuung von Familien und auch Schulen bereitstellen soll, ist nämlich noch gar nicht geklärt. „Gemeinsam“ sollen Lösungen gefunden werden – doch wir wissen alle, wie lange in diesen Fragen seitens der Politik diskutiert wird, wenn von einer gemeinsamen Lösung die Rede ist.
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