DE | FR | IT

Ein Beruf mit Aussicht: Industrieklettern

05.12.2014 |  Von  |  Beitrag

[vc_row][vc_column][vc_column_text]Noch ist der Beruf „Industriekletterer“ wenig bekannt. Doch das könnte sich sehr schnell ändern. Denn dieser Job in luftiger Höhe wird besonders in Städten zunehmend nachgefragt, denn Gebäude und andere Bauwerke werden immer höher. Eine veritable Herausforderung ist der Beruf allemal, denn man muss ein gewisses Gefahrenpotenzial und Risiko einkalkulieren und damit zurande kommen.

Der 28-jährige Bruno Riegler hat immer schon das Abenteuer gesucht. Zu hoch? Zu schnell? Zu gefährlich? Das gibt es für ihn nicht. Kein Wunder also, dass er in seiner Freizeit in den Berner Kletterhallen und den Schweizer Alpen zu Hause ist. Sein Hobby zum Beruf machen? Damit hätte er niemals gerechnet. Doch jetzt hat er seinen Traum wahr machen können: eine Ausbildung zum zertifizierten Industriekletterer bei einem namhaften Höhenarbeitsbetrieb.

Zahlreiche Branchen beschäftigen Industriekletterer und die Brandbreite des Einsatzgebietes ist gross – sei es bei Energieunternehmen und Kraftwerksanlagen, im Hoch- oder Tiefbau, bei Tunneln, Brücken und Altbausanierungen, im Wasser- und im Bergbau. In der Regel haben Industriekletterer schon eine Berufsausbildung: als Schlosser, Elektriker oder Maurer. Der Unterschied zu ihrem herkömmlichen Tätigkeitsbereich: Dieser befindet sich in schwindelnder Höhe – es gibt kein Gerüst und man ist nur durch ein Seil gesichert. Reinigungsarbeiten in Silos, Felsräumarbeiten sowie Instandhaltungsarbeiten an Windrädern, Strommasten und Fassaden sind ebenfalls ein Betätigungsfeld von Industriekletterern. Der Einsatzort muss dabei nicht automatisch in schwindelerregender Höhe sein, manchmal ist er für Gerüste, Kräne und Hebebühnen einfach unerreichbar und vom Boden aus unzugänglich.

Internationale Ausbildungsstandards

Nicht jeder, der sich für diesen Beruf interessiert, ist ein Hobbykletterer, auch wenn gewisse Grundkenntnisse am Seil vorhanden sind. Daher wurden Regeln für die Ausbildung nach den IRATA-Standards aufgestellt. Der Verband, die Industrial Rope Access Trade Association (IRATA), wurde 1988 in Grossbritannien gegründet und war zu Beginn mit Wartungsarbeiten am Seil auf Ölplattformen befasst. Inzwischen haben mehr als 50 Länder die Standards der Organisation anerkannt, die mehr als 70’000 ausgebildete Industriekletterer vereint.

Beim Industrieklettern geht es weniger um das Bouldern oder sportliche Klettern, sondern darum, Montage- oder Handwerksarbeiten an einem Seil hängend in der Luft durchzuführen. Die Kletterausrüstung wird nur zur Absicherung verwendet, im Fokus steht der zu erledigende Auftrag. Die Grundausbildung umfasst das horizontale und vertikale Arbeiten in der Höhe. Thematisiert werden die Positionierungs- und Seilzugangstechniken ebenso wie die Materialkunde sowie Prüfung, Pflege und Wartung der einzelnen Ausrüstungsbestandteile. Zu guter Letzt werden die Anwärter mit der Anwendung verschiedener Rettungstechniken vertraut gemacht.

Im Einsatz

Bruno Riegler und sein Team haben heute einen Einsatz am Sitterviadukt. Dabei handelt es sich um eine über 60 Meter hohe Autobahnbrücke nahe der wunderschönen Stadt St. Gallen. Der Spannbeton ist in regelmässigen Abständen auf mögliche Abnutzungserscheinungen zu kontrollieren. Die Industriekletterer werden eingesetzt, wenn die Gutachter mit ihren Inspektionsgeräten nicht überall herankommen. Die Mannschaft seilt sich sicher und schnell an den Pfeilern ab und erledigt sorgfältig die erforderlichen Arbeiten. Abhängig von der Witterung, sind mehrere Tage für den Auftrag eingeplant. Dann hat Bruno Riegler den nächsten Termin: im grössten Windpark der Schweiz, im Windkraftwerk Juvent. Hier müssen die Rotorblätter und Schäfte der gigantischen Windräder auf mögliche Risse überprüft werden. Defekte Stellen bessern die Industriekletterer gleich selbst aus und beschichten sie neu.

Das Risiko einschätzen

Vorrang bei dieser Tätigkeit hat immer die Sicherheit. Jedem Einsatz liegt ein Rettungskonzept zugrunde, meistens wollen die Auftraggeber obendrein einen sogenannten Evaluierungsplan, der eine Risikoeinschätzung in allen Details enthält. Sollte ein Notfall eintreten, etwa ein Höhentrauma eines Mitarbeiters, dann müssen die Industriekletterer genau im Bilde sein, was im Einzelnen zu tun ist. Daher ist für jeden Auftrag das mögliche Risiko einzuschätzen und ein Rettungskonzept zu erstellen. Eine Kontrolle der persönlichen Schutzausrüstung ist ebenfalls unerlässlich.
[/vc_column_text][vc_separator color=“grey“][vc_column_text]

Industrieklettern ist eine Arbeit mit guten Zukunftsaussichten - vorausgesetzt, man hat keine Höhenangst. (Bild: Dmitry Kalinovsky / Shutterstock.com)

Industrieklettern ist eine Arbeit mit guten Zukunftsaussichten – vorausgesetzt, man hat keine Höhenangst. (Bild: Dmitry Kalinovsky / Shutterstock.com)

[/vc_column_text][vc_separator color=“grey“][vc_column_text]Um Unfälle zu verhüten, ist bereits die Arbeitsvorbereitung professionell anzugehen. Prinzipiell hat jeder Mitarbeiter die Aufgabe, am Einsatzort die Risiken richtig zu beurteilen. Und erst dann, wenn der Teamkollege wieder festen Boden unter den Füssen hat, ist der Einsatz zu Ende – denn Industrieklettern heisst: Die Zusammenarbeit im Team muss stimmen.

Beruf mit besten Zukunftsaussichten

Professionelle Industriekletterer werden weltweit gesucht. Vor allem die Schweizer Profis haben in ihrer Ausbildung ein fundiertes Wissen erworben und sind mit ihren Fähigkeiten und ihrer verlässlichen Gefahreneinschätzung überall geschätzte Mitarbeiter. Auch Flexibilität ist gefragt, denn in diesem Beruf stehen auch Noteinsätze rund um die Uhr auf der Tagesordnung. Der Anteil der Frauen in diesem Beruf ist niedrig, er liegt gerade mal bei etwa sechs Prozent. Schuld daran dürfte wohl die ausserordentliche körperliche Belastung sein.

Für Bruno Riegler hat sich ein beruflicher Traum erfüllt. Seine Fertigkeiten sind gefragt und seine Arbeit an Hochhausfassaden, Staumauern und Schloten ist gut bezahlt. Einige Menschen brauchen einfach die besondere Herausforderung. Auch wenn die Tätigkeit selbst risikoreich ist, die Aussichten auf einen Job sind glänzend, denn die Arbeit als Industriekletterer wird eher mehr als weniger!

 

Oberstes Bild: © Oleg Malyshev – Shutterstock.com[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

[xcatlist name="beitrag" numberposts=24 thumbnail=yes]