Ein knapper werdender Rohstoff – Wasser

Schaut man aus dem Weltraum auf die Erde, scheint sie über unbegrenzte Wasservorräte zu verfügen. Etwa 70 % der Erdoberfläche wird von Wasser eingenommen. Gigantische 1,4 Milliarden Kubikkilometer macht das weltweite Wasservolumen aus.

Doch der Eindruck des Wasserreichtums täuscht, das lebenswichtige Nass droht zunehmend knapp zu werden.

Wasser ist nicht gleich Wasser. Es ist vor allem das Süsswasser, das künftig nicht mehr in ausreichendem Umfang zur Verfügung stehen könnte. Eine Welt ohne ausreichendes Trink- und Nutzwasser wird für die Menschheit zu einem existenziellen Problem – mit unabsehbaren Folgen.

Der globale Wasserreport der UNESCO

Mit dem Thema Wasser befasst sich regelmässig der Weltwasserbericht der UNESCO. Auch in diesem Jahr legte die Organisation ihren globalen Wasserreport vor. Der vor wenigen Wochen vorgestellte Bericht macht die Bedeutung des Wassers für die Bekämpfung von Armut, für wirtschaftliches Wachstum und nachhaltige Entwicklung auf der Erde deutlich. Galt das nasse Element lange – zumindest in unseren Breiten – fast als eine Art freies Gut, ändert sich das mit dem vielfältigen Wandel auf der Welt grundlegend. Der Besitz von Wasser wird zunehmend zu einem Macht- und Wirtschaftsfaktor.

Menschen in Wüstenregionen und Trockengebieten müssen bereits seit jeher mit dem kostbaren Gut haushalten. Sie wissen das Wasser zu schätzen. Wie knapp die Ressource tatsächlich ist, wird daraus deutlich, dass nur etwa 3,5 % der weltweiten Wasservorräte aus Süsswasser bestehen. Der grosse Rest ist salzhaltig und füllt die Ozeane. Aber auch der kleine Süsswasser-Anteil ist nur begrenzt nutzbar. Gut die Hälfte davon ist als Eis an den Polkappen, in Gletschern und Dauerfrostböden gebunden. Die andere Hälfte besteht überwiegend aus Grundwasser. Das Wasser in Flüssen, Bächen und Seen kann dagegen fast vernachlässigt werden.



 

Die Nachfrage nach Wasser steigt weiter

Während die Ressource Wasser begrenzt ist und bleibt, steigt die Nachfrage immer weiter an. Eine wesentliche Ursache dafür ist die Zunahme der Weltbevölkerung. Gegenwärtig leben auf der Erde mehr als sieben Milliarden Menschen. Jedes Jahr kommen rund 80 Millionen hinzu. Sie benötigen Wasser nicht nur zum Trinken, sondern auch zur Nahrungsmittelherstellung, zur körperlichen Hygiene, für die Industrieproduktion und die Energieerzeugung.

Die UNESCO nimmt in ihrem Bericht an, dass bis zum Jahr 2050 der weltweite Wasserbedarf gegenüber heute um mehr als die Hälfte zunehmen wird. Der grösste Nachfragezuwachs geht dabei von der industriellen Fertigung aus. Hier wird etwa fünfmal so viel Wasser wie heute benötigt werden. Der wirtschaftliche Fortschritt der Schwellen- und Entwicklungsländer fordert seinen Tribut. Der Wasserbedarf durch thermische Stromerzeugung wird um 140 % steigen und die privaten Haushalte werden 130 % mehr als in der Gegenwart benötigen.

Die UNESCO schätzt, dass Mitte des Jahrhunderts rund 40 % der Menschheit in Gebieten mit „Wasserstress“ leben werden, in denen das Gut also besonders knapp ist. Verteilungskonflikte und soziale Unruhen sind dabei fast vorprogrammiert und in einigen Weltgegenden auch schon konkret zu erahnen. Viele Wasserentnahmen erfolgen zulasten des Trinkwassers, das aber mindestens ebenso dringend benötigt wird.

Der enorme Wasserbedarf der Landwirtschaft 

Die Autoren des Berichts sehen vor diesem Hintergrund mit Sorge den vielfach zu beobachtenden Raubbau am Grundwasser. Etwa ein Fünftel der Grundwasser-Reservoirs weltweit gilt bereits als übernutzt. Der grösste Wasserverbraucher ist heute die Landwirtschaft. Ihre Entnahmen machen etwa 70 % der Wassernutzung aus. Auch hier wird die Nachfrage angesichts des zunehmenden Nahrungsmittelbedarfs nicht geringer werden. Ganz im Gegenteil: Da viele Anbauflächen inzwischen für die Erzeugung von Biokraftstoffen ausgeweitet werden, intensiviert sich der Wasserbedarf des Agrarsektors noch.


Eine Welt ohne ausreichendes Trinkwasser wird für die Menschheit zu einem existenziellen Problem. (Bild: © Hayati Kayhan – shutterstock.com)

Die Herausforderungen sind regional unterschiedlich 

Regional betrachtet erkennt der Weltwasserbericht durchaus unterschiedliche Herausforderungen in der „Wasserpolitik“.

  • Europa und Nordamerika – Umweltschutz und Innovationen 

In Europa und Nordamerika wird der Schwerpunkt vor allem in einer effizienteren Ressourcennutzung sowie der Verringerung von Verschmutzung durch Müll und Schadstoffe gesehen. Dazu seien eine Veränderung des Verbraucherverhaltens und der Einsatz neuer Technologien erforderlich. In den nächsten Jahren komme es ausserdem darauf an, die unterschiedlichen Ansprüche in den Industrieländern und die Wassernachfrage im Einzugsgebiet von Flüssen besser zu koordinieren und die Abstimmung auf nationaler und internationaler Ebene zu verbessern. 

  • Asien und Pazifik – Zugang zu Wasser und Katastrophenschutz 

Im asiatischen und pazifischen Bereich fordern die Autoren Verbesserungen beim sicheren Zugang zu Wasser und bei sanitären Einrichtungen. Ferner müsse es in dieser Weltregion darum gehen, die Wasserbelastung mit Schadstoffen zu reduzieren, Wasser nicht nur einmal, sondern mehrfach zu verwenden und die Bewirtschaftung von Grundwasser zu verbessern. Ein weiteres Handlungsfeld sei der Schutz vor Wasserkatastrophen, die diese Weltgegenden besonders häufig heimsuchen.

  • Arabien – mehr Nachhaltigkeit gefordert 

Grundlegende Probleme in der arabischen Welt, die besonders von Wasserknappheit betroffen ist, seien der nicht nachhaltige Verbrauch und zu viele Entnahmen von Oberflächen- und Grundwasser. Mögliche Ansätze zur Entschärfung bestehen hier in der systematischen Sammlung von Regenwasser, der Wiederverwendung von Abwässern und der Meerwasserentsalzung durch die Nutzung der Sonnenergie.

  • Lateinamerika – wirksamere Bewirtschaftung 

In Lateinamerika und im karibischen Raum seien wirksamere Institutionen zur Wasserbewirtschaftung nötig. Hier gehe es um gerechten Zugang der Menschen zu Wasser, die bessere Sanitärversorgung und die Verknüpfung der Wasserpolitik mit Massnahmen zur Armutsbekämpfung.

  • Afrika – ungenutzter Überfluss 

Die Situation Afrikas ist vor allem durch noch unausgeschöpfte Potenziale gekennzeichnet. Nur 5 % der reichen Wasserressourcen des Kontinents werden überhaupt genutzt. Lediglich ein Zwanzigstel der landwirtschaftlichen Fläche wird bewässert und weniger als 10 % der Wasserkraft-Reserven werden für die Stromerzeugung genutzt. Während andere Erdteile ihre Wasserreserven überstrapazieren, lässt Afrika seinen Überfluss weitgehend ungenutzt. Bei der Entwicklung des Kontinents sehen die Autoren Chancen, die in anderen Weltregionen gemachten Fehler zu vermeiden.



Für die Wasserbranche sind die Aussichten bestens

Angesichts der globalen Bedeutung des Wassers und seiner zunehmenden Verknappung besitzen Unternehmen, die sich mit dem Rohstoff befassen, glänzende Geschäftsperspektiven. Die Wasserbranche ist pluralistisch und vielfältig. Der Bau von Wasseranlagen und Wasserwerken gehört ebenso dazu wie die Wasserversorgung oder die Errichtung einer entsprechenden Versorgungsinfrastruktur. Wasserreinigung, -entsalzung und -aufbereitung sind weitere interessante Felder. Das Marktpotenzial ist riesig, das Umsatzvolumen für Produkte und Leistungen im Zusammenhang mit Wasser wird weltweit auf mehr als 450 Milliarden US-Dollar im Jahr geschätzt – ein Markt, der angesichts des Bedarfs in Zukunft noch deutlich wachsen dürfte.

 

Oberstes Bild: © SJ Travel Photo and Video – shutterstock.com

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