Auf dem Weg zur Welt-Reservewährung - der chinesische Renminbi

Mit Chinas wirtschaftlichem Aufstieg hat auch die Währung des Landes international stark an Gewicht gewonnen. Im weltweiten Währungsgefüge spielt sie eine immer wichtigere Rolle.

Der Renminbi ist heute auf dem Weg, zu einer weiteren Reservewährung der Welt zu werden. Er droht damit, dem japanischen Yen – lange die bedeutendste Währung in Fernost – den Rang abzulaufen und selbst dem US-Dollar Konkurrenz zu machen.

Das chinesische Volksgeld – Weg aus dem Schattendasein

Die Geburtsstunde des Renminbi schlug im Jahr 1949, als er kurz nach der Ausrufung der Volksrepublik China als offizielle Landeswährung eingeführt wurde. Renminbi bedeutet dabei übersetzt nichts anderes als „Volksgeld“. Begrifflich sorgt es manchmal für Verwirrung, wenn Chinas Geld auch als Yuan bezeichnet wird. Korrekt sind beide Benennungen, bei der richtigen Verwendung kommt es allerdings auf den Kontext an. Renminbi ist die allgemeine Bezeichnung für Chinas Währung, Yuan wird dagegen benutzt, wenn es sich um konkrete Beträge handelt. Wenn Währungsfragen erörtert werden, wird daher immer vom Renminbi gesprochen. Geht es darum, eine Rechnung zu bezahlen oder einen bestimmten Betrag zu benennen, erfolgt dies in Yuan.

Lange führte der Renminbi international nur ein Schattendasein. Solange Chinas Volkswirtschaft durch sozialistische Planung geprägt und nach aussen weitgehend abgeschottet war, spielte er ausserhalb der Volksrepublik de facto keine Rolle. Mit der Öffnung Chinas und der zunehmenden Vernetzung mit der globalen Wirtschaft hat ein Wandel eingesetzt. Der Renminbi könnte in absehbarer Zeit nach dem US-Dollar, dem Euro und dem Britischen Pfund zur viertwichtigsten Währung der Welt werden. Er würde damit den japanischen Yen von seinem Platz verdrängen. Bereits vor zwei Jahren machte Chinas Staatspräsident Xi Jingping öffentlich den Anspruch geltend, Chinas Zahlungsmittel künftig zu einer Weltwährung zu machen.


Lange führte der Renminbi international nur ein Schattendasein. (Bild: © Eisenhans – fotolia.com)

Wechselkurs unter Einfluss der People’s Bank of China

Als er diese Forderung erhob, lag der Anteil des Renminbi am weltweiten Zahlungsverkehr noch im Promille-Bereich. Das hat sich mittlerweile geändert. Der Anteil der chinesischen Währung an globalen Zahlungstransaktionen hat sich auf über 2 % erhöht. Der Renminbi hat sich damit im internationalen Zahlungsverkehr seit 2012 von Platz 20 auf Rang 5 vorgearbeitet. Allerdings sind hier immer noch der US-Dollar mit 45 und der Euro mit 27 % dominierend.

Etwas anders sieht das Bild schon bei der internationalen Handelsfinanzierung aus. Hier konnte der Renminbi inzwischen einen Anteil von 9 % erreichen und hat damit den Euro (6,5 %) bereits überholt. Der US-Dollar bleibt jedoch mit 79 % Anteil die massgebliche Welthandelswährung und Hauptwährung am FOREX.

Damit der Renminbi in den Kreis der wichtigen Weltwährungen aufsteigen kann, ist allerdings auch noch einiges zu tun. Die Stichworte dafür heissen Liberalisierung, freie Konvertierbarkeit und Verzicht auf Wechselkurssteuerung. Tatsächlich kann bis heute nur sehr bedingt davon gesprochen werden, dass der Renminbi-Wechselkurs eine frei floatende Währung ist. Zwischen 1994 und Juli 2005 hatte die chinesische Zentralbank – die People’s Bank of China – den Renminbi-Wechselkurs gegenüber dem US-Dollar auf 8,227 Yuan pro US-Dollar fixiert, wobei eine enge Bandbreite von +/– 0,5 % für Schwankungen zugelassen wurde. Damit waren de facto auch die Wechselkurse gegenüber anderen Währungen festgelegt.



Die Zentralbank sorgte durch Devisenmarkt-Interventionen immer wieder dafür, dass dieses Kursverhältnis stabil blieb. Im Prinzip wurde damit eine ähnliche Politik verfolgt wie bis vor Kurzem seitens der Schweizer Nationalbank gegenüber dem Euro. Wie die Schweizer Währung unterlag auch der Renminbi dabei einem steten Aufwertungsdruck.

Internationaler Druck zur Aufwertung

Der stabile Wechselkurs kam der chinesischen Volkswirtschaft sehr zugute, da er der Inflation entgegenwirkte, verstärkt ausländisches Kapital in die Volksrepublik lenkte und den chinesischen Export förderte. Er trug damit nachhaltig zu Chinas dynamischem Wachstum und wirtschaftlichem Erfolg bei. Tatsächlich entsprach aber der Wechselkurs im Zeitablauf immer weniger den ökonomischen Realitäten. Die USA, die Eurozone und die südostasiatischen Anrainerstaaten Chinas kritisierten eine massive und zunehmende Unterbewertung des Renminbi, die zu globalen wirtschaftlichen Verzerrungen führe. Mitte 2005 reagierte daher die People’s Bank of China und liess eine leichte Aufwertung auf nunmehr 8,11 Yuan pro US-Dollar zu. Wenig später verzichtete man auf die reine Dollar-Bindung und orientiert sich seitdem an einem Währungskorb, in dem neben dem US-Dollar auch andere Währungen – u. a. Euro, Yen, südkoreanischer Won – eine wichtige Rolle spielen. Mehrere Aufwertungen folgten.


People’s Bank of China (Bild: © Gang Liu – shutterstock.com)

Aktuell notiert der Renminbi bei etwa 6,21 Yuan pro US-Dollar oder 6,60 Yuan je Schweizer Franken. Viele Experten halten ihn damit immer noch für unterbewertet, und die chinesische Zentralbank greift nach wie vor steuernd in das Geschehen ein. Allerdings sind die Interventionen nicht mehr so offensichtlich wie in früheren Jahren und der Kurs entspricht inzwischen stärker den Realitäten.

Um als Weltwährung fungieren zu können, ist es allerdings notwendig, dass der Wechselkurs alleine von den Kräften von Angebot und Nachfrage bestimmt und nicht durch Notenbank-Interventionen beeinflusst wird. Auch in anderer Hinsicht muss China noch handeln. Da die chinesischen Märkte für ausländisches Kapital immer noch nicht voll geöffnet sind und der Zugang für Ausländer nicht unbeschränkt möglich ist, wird der ausländische Kapitalzustrom in das Reich der Mitte nach wie vor behindert. In anderer Richtung wirken noch existierende Kapitalverkehrskontrollen für Chinesen ebenso restringierend. Solange China nicht den internationalen Spielregeln folgt und für eine umfassende Liberalisierung sorgt, wird der Traum vom Renminbi als Weltwährung ein Traum bleiben. 

Gespräche mit dem Internationalen Währungsfonds

Aber die Volksrepublik bewegt sich in diese Richtung. Fast unbemerkt von den Turbulenzen um Griechenland fand in den letzten Wochen ein anderes Ereignis statt. Ein Team von Experten des Internationalen Währungsfonds (IWF) war nach Peking gereist, um mit Vertretern der chinesischen Regierung zu erörtern, welche Voraussetzungen zu erfüllen seien, um den Renminbi künftig als internationale Reservewährung anzuerkennen. Der IWF entscheidet alle fünf Jahre neu, welche Währungen in den Korb der Sonderziehungsrechte aufgenommen werden und damit als Reservewährungen der Notenbanken anerkannt sind. Bisher sind Dollar, Euro, Britisches Pfund und Yen in dem Korb vertreten.


Internationalen Währungsfonds (IWF) (Bild: © Mark Van Scyoc – shutterstock.com)

Die Zeichen stehen nicht schlecht, dass der Renminbi bei der in diesem Jahr anstehenden nächsten Entscheidung ebenfalls in den Korb aufgenommen wird. Dies würde einen erheblichen Prestige-Gewinn für die chinesische Währung bedeuten und wäre ein wichtiger Erfolg auf dem Weg zur Weltwährung. Es wird nicht für unwahrscheinlich gehalten, dass China in den nächsten zwei Jahren den Renminbi-Kurs völlig freigibt. Auch damit wäre ein wesentlicher Schritt getan.

 

Oberstes Bild: © Tom Wang – fotolia.com

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