Von wegen kindgerecht – zahlreiche Babyprodukte enthalten gefährliche Schadstoffe

Es ist nur natürlich, dass Eltern für ihre Kinder nur das Beste wollen, in der Ernährung ebenso wie bei Reinigung und Pflege der empfindlichen jungen hat.

Mit gutem Gewissen verwenden daher auch viele Erwachsene Babykosmetika, in der sicheren Überzeugung, damit ihrer empfindlichen Haut etwas Gutes anzutun. Doch leider sind die wenigsten kommerziellen Babyprodukte wirklich so babyfreundlich oder kindgerecht, wie die Werbung verspricht oder die Verpackungen suggerieren.

Babyprodukte werden meist gutgläubig, vertrauensvoll und mit ruhigem Gewissen gekauft. Wer die Zutatenlisten aber einmal genauer unter die Lupe nimmt, kann dort vieles entdecken, das der Haut und der Gesundheit mehr schadet als nützt.

Allergene, Gift und Schadstoffe in Babyprodukten sind keine Seltenheit

Wenn es um die Ernährung ihrer Kinder geht, studieren die meisten Eltern die Zutatenliste der entsprechenden Babyprodukte recht genau. Beim Kauf wird beispielsweise darauf geachtet, dass das verarbeitete Gemüse, Obst und Fleisch aus ökologischem Landbau stammt. Bei Babys und kleineren Kindern, die bis vor Kurzem noch gestillt wurden, sollte die Kostumstellung ausserdem Schritt für Schritt erfolgen. Darum enthält die erste Babynahrung idealerweise nur eine Grundzutat (zum Beispiel Möhren), und die Menge der Zutaten wird dann langsam gesteigert.

Wenn es aber um Wasch- und Pflegeprodukte für Babys geht, wird leider viel zu oft einfach voller Vertrauen zugegriffen. Die Verpackung ist hübsch, die Werbung klingt ehrlich, und wer vermutet schon Allergene oder gar krebserregende Inhaltsstoffe, wenn das Produkt extra mit dem Hinweis „kindgerecht“ oder „babyfreundlich“ gekennzeichnet ist? Doch einige Babyprodukte, die angeblich besonders sanft zur Haut und selbst für die Gesundheit der Kleinsten unbedenklich sind, warten mit Substanzen auf, die sich auch Erwachsene lieber nicht unter die Haut gehen lassen sollten.


Wenn es um Waschprodukte für Babys geht, wird leider viel zu oft einfach voller Vertrauen zugegriffen. (Bild: © Oksana Zahray – shutterstock.com)

Für Babys gibt es spezielle Salben, Cremes und Lotionen, Shampoos, Badezusätze, Reinigungstücher, Sonnencremes und vieles mehr. Es gibt mittlerweile sogar Babyparfüm – offenbar existiert auch hierfür eine Zielgruppe, die den Marketing- und Produktionsaufwand lohnend macht. Auf den Zutatenlisten kommerzieller Babyprodukte findet man viele wohlklingende Namen, die Erwachsene auch von ihren eigenen Pflegeserien kennen, zum Beispiel Kamille, Aloe vera, Sheabutter oder Kakaobutter. Unten in den Listen werden aber oft Hilfsstoffe aufgezählt, die nicht nur üblicherweise unnötig sind, sondern auch schädlich wirken können: Emulgatoren, Konservierungsstoffe, Farb- und Duftstoffe sowie synthetische Vitamine.

Viele dieser Chemikalien sind als Karzinogene, also krebserregende Stoffe, bekannt. Andere gehören zu den Wachstumsgiften, Hautreizmitteln oder sogenannten endokrinen Disruptoren – das sind Stoffe, die den Hormonhaushalt beeinträchtigen und stören können. Auch Nervengifte (Neurotoxine), Mutagene, die die Erbinformation (DNA) verändern können, sowie Allergene bzw. Sensibilisatoren, die die Entwicklung von Allergien begünstigen, finden sich im Kleingedruckten. Werden sie auf die sensible Babyhaut aufgetragen, gelangen sie von dort ins Bindegewebe, in den Blutkreislauf und auf diesem Wege in den gesamten Organismus.

Schadstoffe setzen Babys und Kleinkindern besonders zu

Die Haut ist das grösste Organ des Menschen und steht ausserdem direkt mit der Umwelt in Verbindung. Als Kontaktfläche nimmt sie nicht nur Streicheleinheiten und Sonnenlicht auf, sondern saugt über unzählige Poren auch Umweltgifte und Schadstoffe aus Kosmetika ins Körperinnere. Weil Babyhaut besonders dünn und zart und das kindliche Immunsystem dazu noch untrainiert ist, gelangen chemische Substanzen so ungehindert in den Organismus und können sich dort einlagern, etwa im Bindegewebe.


Die Haut ist das grösste Organ des Menschen und steht ausserdem direkt mit der Umwelt in Verbindung. (Bild: © Grekov’s – shutterstock.com)

Das Gewebe dient als natürliche Filteranlage und ist ständig bemüht, unerwünschte Substanzen, Giftstoffe und Einlagerungen wieder auszuschwemmen oder zu neutralisieren. Doch wenn die Filter überlastet sind, kommen sie mit dem Abtransport nicht mehr nach, und die sogenannten Faszien im Bindegewebe können verkleben. Seit Jahren erforschen Wissenschaftler die möglichen Konsequenzen einer solchen Überforderung. Es wird vermutet, dass sie den Grundstein für eine Reihe möglicher späterer Folgeschäden wie chronischer Erkrankungen legen kann.

Kosmetische Babyprodukte, die schädliche Chemikalien enthalten, können den Organismus ebenso stark belasten wie Chemikalien, die wir über die Nahrung und den Verdauungstrakt aufnehmen. Doch dieses Risiko wird von Eltern gern unterschätzt. Auch viele kinderlose Erwachsene, die sich bewusst ernähren und beim Kauf von Lebensmitteln gern zweimal hinsehen, nehmen es mit Pflegeprodukten längst nicht so genau. Über unbekannte oder unverständliche Bezeichnungen auf der Zutatenliste, die man bei Lebensmitteln erst einmal nachschlagen würde, wird dann grosszügig hinweggegangen.

Mehr Aufmerksamkeit und mehr Aufklärung sind also gefragt, wenn es darum geht, den Kindern wirklich nur das Beste zu kaufen. Im Folgenden werden einige gängige Inhaltsstoffe aufgeführt, die nicht in Babyprodukte gehören und eigentlich auch in Erwachsenenkosmetik nichts verloren haben: Konservierungsstoffe, Duftstoffe und künstliche Vitamine.

Damit Babyprodukte länger halten, werden auch sie chemisch konserviert

Viele Nahrungs- und Pflegemittel enthalten Konservierungsstoffe, um die Haltbarkeit zu verlängern. Natürliche Konservierungsmittel und -methoden, etwa Zucker, Salz, Fruchtsäuren oder die Verarbeitung bei hohen Temperaturen, können bei Kosmetika nicht angewendet werden. Da zur sogenannten Produktsicherheit aber auch eine Mindesthaltbarkeit gehört, greifen die Hersteller auf synthetische Stoffe zurück.

Vieles, das schädlich wirken kann, ist trotzdem erlaubt: Die europäische Kosmetikverordnung (KVO) gestattet die Verwendung etlicher Konservierungsmittel, die Allergien auslösen können. Sie werden als sicher, kindgerecht oder babyfreundlich eingestuft, wenn die Häufigkeit auftretender Beschwerden ein bestimmtes Limit nicht übersteigt und das „Restrisiko“ – ein beliebtes Unwort – somit als tragbar gilt.


Viele Nahrungs- und Pflegemittel enthalten Konservierungsstoffe, um die Haltbarkeit zu verlängern. (Bild: © Robert Kneschke – fotolia.com)

Ein Hormoncocktail in Beauty- und Babyprodukten – Vorsicht vor Methylparaben

Methylparaben wird sowohl in Lebensmitteln als auch in Pflegeprodukten als Konservierungsmittel eingesetzt. Gelangt dieser Zusatzstoff über Nahrungsmittel in den Körper, kann er eine Wirkung entfalten, die der des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen ähnlich ist. So kann Methylparaben zu einer Veränderung der Geschlechtsdrüsen führen.

Die wissenschaftliche Fachzeitschrift „Reproductive Toxicology“, deren Arbeiten sich mit dem Einfluss von Chemikalien auf die Fortpflanzung beschäftigen, hat Methylparaben schon seit einigen Jahren im Visier. Laut einer Veröffentlichung aus dem Jahr 2009 sieht sie den Konservierungsstoff als verantwortlich für männliche Unfruchtbarkeit oder gestörte Fruchtbarkeit durch zu niedrige Spermienzahlen. Drei Jahre vorher haben Untersuchungen ergeben, dass Methylparaben auch Hautzellen absterben lassen kann. Dieser Effekt verstärkt sich drastisch, wenn die Haut nach dem Auftragen der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt wird. Methylparaben und ähnlich wirkende Stoffe sind jedoch auch sehr häufig in Sonnenschutzprodukten enthalten – das könnte fast komisch sein, doch wer darüber nachdenkt, dem vergeht das Lachen.


Methylparaben sind auch sehr häufig in Sonnenschutzprodukten enthalten. (Bild: © YanLev – shutterstock.com)

Hormonell wirksame Inhalts- und Zusatzstoffe sind laut Studien des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) in rund einem Drittel aller kommerziellen Körperpflegeprodukte enthalten. Von den über 10’000 Inhaltsstoffen, aus denen Pflegemittel und Kosmetika bestehen dürfen, wirken ca. 550 Chemikalien ähnlich wie Hormone. Das ist zwar erlaubt, aber nicht ungefährlich – und nötig sind die Zusatzstoffe auch nicht: Naturkosmetik kommt ganz ohne sie aus und ist ebenso wirksam, aber viel weniger riskant.

    In der untenstehenden Liste sind verschiedene hormonell wirkende Chemikalien aufgeführt, vor denen leider selbst Babyprodukte nicht sicher sind:

  • neben Methylparaben auch die Konservierungsstoffe Ethylparaben, Propylparaben und Butylparaben,
  • die UV-Filter bzw. UV-Absorber Bezophenone-1 und Benzophenone-2, 4-Methylbenzylidene Camphor, Ethylhexyl Methoxycinnamate (OMC) sowie 3-Benzylidene Camphor,
  • Hydroxyzimtsäuren (Hydroxycinnamic acids), die als Hautpflegemittel zugesetzt werden,
  • das sogenannte Denaturierungsmittel Diethyl phthalate,
  • das angebliche Hautschutzmittel Dihydroxybiphenyl,
  • das Antioxidationsmittel BHA (Butylhydroxyanisol) sowie
  • Borsäure (Boric acid), die als Zusatzstoff vor Bakterien schützen soll.


Beim Test von rund 60’000 Kosmetika und Körperpflegeprodukten fand der BUND bedenkliche Hormoncocktails unter anderem in einem Drittel der Sonnenschutzmittel (33 %), in jeder fünften Zahnpasta sowie in 9 % der getesteten Babyshampoos. Auch Erwachsenenprodukte wie Rasierschaum und -gel, Lipgloss und Lippenstift enthalten hormonell wirksame Zusatzstoffe.

DMDM Hydantoin – ein gefährlicher und oft eingesetzter Konservierungsstoff mit vielen Namen

Ein Grossteil der kommerziellen Babyprodukte enthält den Konservierungsstoff DMDM Hydantoin, einen Reizstoff und ein aggressives Allergen. DMDM Hydantoin greift unter anderem die Schleimhäute an, belastet und stört laut Studien der Environmental Working Group die natürliche Immunabwehr und lässt zu allem Überfluss die Haut rascher altern. Bei der Verstoffwechselung im Organismus setzt DMDM Hydantoin ausserdem Formaldehyd frei, ein krebserregendes Gas.

Das Tückische an diesem Konservierungsstoff ist, dass er in den Zutatenlisten der Erwachsenen- oder Babyprodukte unter vielen Namen auftaucht. Wer diesen Schadstoff also entdecken und sich und seine Kinder davor schützen will, muss sich jede Menge komplizierter Namen merken oder aufschreiben und diese Liste mit dem Etikett vergleichen.

Hier ist eine Liste von Namen, hinter denen sich jeweils DMDM Hydantoin verbirgt:

  • Bronidox,
  • Dimetylol,
  • Bronopol,
  • Diazolidinyl-Urea,
  • Diazolidinyl-Harnstoff,
  • Imidazolidinyl-Urea,
  • Imidazolidinyl-Harnstoff,
  • Hydroxymethyl,
  • 3-Diol,
  • 5-Bromo-5-Nitro-1,
  • 3-Dioxane und
  • 2-Bromo-2-Nitropropane-1.

Das stinkt: Warum Duftstoffe nicht nur wohlriechend sind

Duftstoffe gehören zu den klassischen Hilfsstoffen der kosmetischen Industrie. Auch Babyprodukte enthalten oft Duftstoffe, die vor allem eingesetzt werden, um den eher unangenehmen Geruch vieler Grundrezepturen auszugleichen. Man könnte dazu auch natürliche (ätherische) Parfümöle verwenden, doch da deren Herstellung aufwendig und teuer ist, werden die günstigeren synthetischen Varianten oft bevorzugt.


Duftstoffe gehören zu den klassischen Hilfsstoffen der kosmetischen Industrie. (Bild: © Gayvoronskaya_Yana – shutterstock.com)

Knapp 30 dieser synthetischen Duftstoffe, die auch für Babyprodukte verwendet werden, erhöhen nachgewiesenermassen das Allergierisiko. Doch der Einsatz dieser Allergene ist trotzdem ganz legal – sie müssen lediglich auf der Packung aufgelistet sein. Häufig erhöht sich das Risiko noch durch die Kombination verschiedener Duftstoffe in einem einzigen Produkt. Unser Organismus und Immunsystem haben es grundsätzlich schwerer mit Produkten, die sehr viele Inhaltsstoffe enthalten.

Ein gängiger Duftstoff, der als krebserregend gilt, ist DEP (Diethylphthalat). Wenn man ihn tief einatmet, reizt er die Schleimhäute, und langfristig schädigt DEP die natürliche Immunabwehr. Bei Tierversuchen entwickelten die Ratten in den Versuchslabors Lebertumore, nachdem sie zwei Jahre lang täglich Hautkontakt mit DEP hatten. Das lässt den Schluss zu, dass DEP auch bei Menschen das Krebsrisiko drastisch erhöht und Babyprodukte mit DEP mehr schaden als nützen.

Künstliche Vitamine in Babyprodukten und Kosmetika

Vitamine sind lebenswichtig. Auch die Haut braucht sie, um ihre natürliche Schutzfunktion ausüben zu können. Wir wissen alle, dass wir uns vitaminreich ernähren müssen, wenn wir gesund bleiben möchten, und assoziieren Vitamine daher prinzipiell zuerst einmal mit Gesundheit und bewusster Ernährung. Das wissen auch die Hersteller von Kosmetika und Pflegemitteln – und reichern daher Erwachsenen- und Babyprodukte gern mit synthetischen Vitaminen an.

Im Fall dieser künstlich zugesetzten Vitamine geht die Rechnung jedoch nicht auf. Denn manche Vitamine können auch überdosiert werden, vor allem fettlösliche, zu denen unter anderem die Vitamine A und E gehören. Wer davon zu viel aufnimmt, sei es über die Haut oder über Nahrungsergänzungen, kann langfristig damit seiner Gesundheit schaden. Eine übermässige Vitaminzufuhr über die natürliche Nahrung ist dagegen äusserst unwahrscheinlich.


Vitamine sind lebenswichtig. (Bild: © JenkoAtaman – fotolia.com)

Ein gängiges künstliches Vitamin in Babypflegeprodukten ist Vitamin A-Retinol. Auch dieser Zusatzstoff ist schwer zu erkennen, da er unter mehr als einem Namen im Etikett aufgeführt sein kann. So verbirgt sich Vitamin A-Retinol auch hinter den Bezeichnungen Palmitinsäure und Retinylpalmitat. Und während natürliches Vitamin A die Zellerneuerung begünstigt und so Hautzellen gesund erhält und schützt, kann das Retinol, seine synthetische Reinform, bei übermässiger Zufuhr die Leber schädigen.

Ähnlich wie bei manchen Konservierungsmitteln und hormonell wirksamen Zusätzen wird das Risiko bzw. die Schadwirkung durch UV-Strahlen noch erhöht. Fällt die Sonne direkt auf die mit einem solchen Produkt behandelte Haut, zerfällt das künstliche Vitamin, und die dabei entstehenden Freien Radikale können Krebserkrankungen begünstigen. Auch eine mutagene (das Erbgut schädigende) Wirkung ist nicht ausgeschlossen.

Vor allem das Hautkrebsrisiko steigt, wenn Vitamin A-Retinol über längere Zeit hinweg regelmässig auf die Haut und ins Bindegewebe gelangt und dort mit Sonnenlicht zusammentrifft. Das National Toxicology Program hat die krebserregende Wirkung dieses Inhaltsstoffs in über 25 Studien nachgewiesen, doch nach wie vor wird das künstliche Vitamin sogar besonders gern und häufig in Sonnenschutzprodukte gemischt.

Warum enthalten Babyprodukte nur so viele Inhaltsstoffe?

Die Haut verfügt über einen natürlichen Mechanismus zur Selbstregulation, mit dem sie etwa den Fett- und Feuchtigkeitsgehalt den jeweiligen Umständen anpassen oder Gefahrstoffe abwehren kann. In diesem Zusammenhang wird auch gern vom natürlichen Säureschutzmantel und der Hautbarriere gesprochen. Bei der Hautreinigung und -pflege, vor allem bei zarter Babyhaut, ist weniger meist mehr. Hygiene ist zwar gut und eine Grundsäule der Kultur, doch auch hier kann man die gute Wirkung durch Überdosierung in ihr Gegenteil verkehren.

Baby- und Kinderhaut ist noch nicht so widerstandskräftig wie die Haut Erwachsener. Erst mit ungefähr zwölf Jahren ist die Hautbarriere voll entwickelt. Dazu kommt, dass die Haut von Windelkindern vor allem am Po schnell wund wird, denn selbst bei regelmässigem Windelwechsel ist es dort oft warm und feucht. Das weicht die Haut auf, und wenn Schweiss, Urin und Stuhl zusammentreffen, entstehen Substanzen, die sehr aggressiv auf die Haut wirken.


Baby- und Kinderhaut ist noch nicht so widerstandskräftig wie die Haut Erwachsener. (Bild: © Subbotina Anna – shutterstock.com)

Um den Po eines Babys zu schützen, sind jedoch keine komplizierten Materialmischungen nötig. Klares Wasser, viel Luft zwischendurch und ein fetthaltiges Naturprodukt zum Fernhalten der Feuchtigkeit beim Tragen der Windel reichen völlig aus. Auch beim Waschen tun viele Eltern zu viel des Guten: Selbst milde Seifen trocknen die Haut aus, und zu häufiges oder intensives Waschen mit schäumenden Reinigungsprodukten verhindert, dass die Haut des Kindes ihre volle Widerstandskraft erlangt.

Zum Waschen und Baden von Babys und Kindern gibt es viele farbenfrohe Produkte. Schon die Verpackungen sind so gestaltet, dass sie nicht nur der Mutter, sondern auch dem im Einkaufs- oder Kinderwagen mitfahrenden Kind gefallen: Automatisch werden die Hände nach lustigen Gesichtern, Tier- und Märchenmotiven, glänzend Buntem und zauberisch Glitzerndem ausgestreckt.

Hinter dem geschickten Marketing und Design stecken oft minderwertige Babyprodukte, etwa Waschlotionen oder Badezusätze mit sulfatierten waschaktiven Substanzen, die die Hautbarriere durchlässiger machen und in ihrer Entwicklung und Abwehrfunktion stören. Eine gängige sulfatierte waschaktive Substanz ist Natriumlaurylsulfat, das auch in vielen Erwachsenenprodukten vorkommt und hier ebenso entbehrlich ist.

Gesunde Tipps, um liebe Dreckspätze sauber (genug) zu kriegen

Neugeborene und Babys bis zu einem Alter von sechs Monaten brauchen überhaupt keine Seife auf der Haut und auch kein Shampoo im Haar. Wasser und ein natürliches Pflegeöl reichen, um die Haut sauber und geschmeidig zu halten. Später ist ein Bad pro Woche in aller Regel genug, und wenn Badezusatz oder Shampoo unbedingt sein müssen, sollten die waschaktiven Substanzen nicht sulfatiert sein und in einer Konzentration von höchstens 10 % enthalten sein.

Auch mineralische Fette (z. B. Vaseline und Mineralöle) sowie Paraffin sind nicht gut für die noch nicht ausgereifte Hautbarriere. Sie zählen zwar nicht zu den Allergenen, doch sie enthalten keine Nährstoffe. Zudem verschliessen sie die Poren und verhindern so das Abgeben von Feuchtigkeit über die Haut. Gemeinhin gilt dieser Effekt als erwünscht, doch auch hier lohnt sich ein zweiter Blick: Wenn die Haut Luft und Feuchtigkeit nur noch eingeschränkt durchlässt, kann sie auch die für die Hautbarriere notwendigen Stoffe nicht mehr in ausreichender Menge produzieren und transportieren.

Darum wird die Haut geschwächt, wenn man sie daran hindert, Feuchtigkeit abzugeben. Will man sie stärken, ist es sinnvoller, ihr Feuchtigkeit zuzuführen, etwa durch natürliche Öle und Lipide. Babyprodukte sollten jedoch frei von Mineralölen, Silikonen, Parabenen, Natriumlaurylsulfat und PEG sein. Vielen Eltern ist es auch wichtig, dass Babyprodukte ohne Tierversuche hergestellt werden – das ist bei Naturkosmetik in aller Regel ebenfalls gegeben.


Wasser und ein natürliches Pflegeöl reichen, um die Haut sauber und geschmeidig zu halten. (Bild: © Darren Brode – shutterstock.com)

Baby- und Kinderhaut passt sich während eines langsamen und komplexen Prozesses an ihre Umweltbedingungen an. Um widerstandsfähig gegenüber irritierenden oder aggressiven Umwelteinflüssen werden zu können, muss sie diese aber erst einmal kennenlernen dürfen. Darum brauchen Kinder eine gewisse Menge von Schmutz, Reizstoffen und Krankheitserregern auf der Haut. Wenn sie in einer zu sterilen Umgebung aufwachsen, steigt das Allergierisiko, da der Körper nicht genug Erfahrungen sammeln kann, um später harmlose von gefährlichen Stoffen sicher zu unterscheiden. Auch Neurodermitis, diese stark juckende Hauterkrankung, unter der viele Kinder leiden, kann durch frühe Störungen in der Entwicklung der Hautbarriere und der Immunabwehr entstehen.

Eltern sollten sich besser informieren, um die richtigen Produkte auszuwählen

Gesundheitspflege, Ernährung und Hautpflege lassen sich nicht voneinander trennen, da sie in vielen Bereichen ineinandergreifen. Der kritische Blick aufs Etikett und das Schliessen von Wissenslücken sind also nicht nur bei Lebensmitteln und Gesundheitsprodukten, sondern auch bei Pflege- und Reinigungsmitteln sowie Kosmetika erforderlich. Zwar weisen die Kosmetikhersteller immer wieder auf die Unbedenklichkeit bzw. Sicherheit ihrer Produkte hin, doch bei näherer Betrachtung läuft es meist darauf hinaus, Risiken nicht ganz, sondern eben nur weitgehend auszuschliessen.

Immer wieder lassen sich in Studien Beschwerden oder sogar ernsthafte Erkrankungen auf die regelmässige Verwendung von Pflegeprodukten mit chemischen Zusätzen zurückführen, die „weitgehend“ sicher sind. Doch diese Aussagen, die auf Statistiken und oft auf Theorien zurückgehen, sind schlechte Ratgeber für den praktischen Umgang mit Baby- und Kinderprodukten.

Wenn ein Zusatzstoff beispielsweise in einem von 1000 Fällen eine Allergie auslöst, ist das für mich als Mutter oder Vater eines Kindes kein relevanter Hinweis zum Zerstreuen meiner Bedenken. Denn das bedeutet nur, dass mein Kind wegen dieses Produkts eine Allergie entwickeln kann. Und selbst wenn ich 1000 Kinder hätte und damit rechnen dürfte, dass nur eines krank wird, während 999 das Produkt gut vertragen: Wäre das dann ein Grund, ausgerechnet dieses Produkt zu verwenden, obwohl es jede Menge Babyprodukte gibt, die frei von Gift- und Schadstoffen, Allergenen und bedenklichen Hormonpräparaten sind?


Eltern sollten sich besser informieren, um die richtigen Produkte auszuwählen (Bild: © Aleph Studio – shutterstock.com)

Nicht nur Eltern stehen daher in der Pflicht, die Inhaltsangaben nicht nur zu lesen, sondern auch zu verstehen, sondern auch all jene, die als Erwachsene gern Babyprodukte für Haut und Haar verwenden. Mit möglichweise oder nachgewiesenermassen allergenen, mutagenen und krebserregenden Stoffen will man weder sich selbst noch sein Kind einreiben, waschen oder füttern. Und da Eltern nachweisbar gern bereit sind, für das Wohlergehen ihrer Kinder auch tiefer in die Tasche zu greifen, spielt der oft höhere Preis von Natur- bzw. Bioprodukten hier kaum eine Rolle – das Hauptproblem ist wie so oft mangelnde Information.

Der Preis sagt wenig über die Inhaltsstoffe aus

Sowohl Babyprodukte renommierter Marken als auch No-Name-Produkte oder Babypflege aus der Drogerie oder vom Discounter können die aufgeführten Schadsubstanzen enthalten. Manche tragen Kennzeichnungen wie „ohne Konservierungsstoffe“ oder „ohne allergieverdächtige Duftstoffe“, die schon mehr aussagen als der blosse Hinweis auf Babyfreundlichkeit oder Kindgerechtheit. Sicherheit bringt jedoch nur die Beschränkung auf zertifizierte Naturprodukte.

Naturkosmetika unterliegen strengen Richtlinien, deren Einhaltung regelmässig von unabhängigen Instituten überprüft wird. Solche Babyprodukte dürfen laut Gesetz nur natürliche Inhalts- und Pflegestoffe enthalten, die zudem genau auf die Haut und die allgemeine Entwicklung der Kinder abgestimmt sind. So wird beispielsweise darauf geachtet, dass die Pflegesubstanzen den Hautstoffwechsel anregen, ohne ihn zu stören, und die Poren nicht verstopfen oder verkleben, damit die Haut auch nach dem Auftragen bzw. Einziehen des Produkts frei atmen kann.

Schutz vor der Sonne – speziell für Babys und kleine Kinder

Gerade Babyprodukte für den Sonnenschutz sind mit Vorsicht zu geniessen, weil darin oft besonders schädliche Zusätze und Kombinationen lauern. Schon aus diesem Grund raten viele Experten wie Hautärzte von Sonnenschutzmitteln für unter Einjährige prinzipiell ab. Besser ist es, das Baby einfach nicht der prallen Mittags- oder Sommersonne auszusetzen und seine empfindliche Haut lieber mit leichter Kleidung, Mütze oder Schirm als mit Kosmetik vor den UV-Strahlen zu schützen.


Schutz vor der Sonne – speziell für Babys und kleine Kinder (Bild: © Alliance – shutterstock.com)

Babyhaut ist sensibler, dünner und damit auch durchlässiger für Sonnenstrahlen. Erst wenn das Kind ungefähr zwei Jahre alt ist, wird die oberste Hautschicht langsam dicker und kann auch eine Sonnenbräune bekommen. Dieser Entwicklungs- und Lernprozess wird erst mit der Pubertät abgeschlossen, weshalb auch Jugendliche noch einen höheren Sonnenschutz benötigen als Erwachsene. Durch die Verwendung von Funktionskleidung mit UV-Schutz kann auch hier auf den Einsatz fragwürdiger Sonnencremes oder Sprays verzichtet werden.

Auf Reisen, im Schwimmbad oder an extrem heissen Tagen kommt man allerdings oft nicht mehr darum herum, das Kind auch einzucremen. Denn jeder Sonnenbrand ist nicht nur unangenehm bis schmerzhaft, sondern erhöht das Hautkrebsrisiko und lässt die Haut schneller altern. Wenn sich das Auftragen von Sonnenschutzmitteln gar nicht vermeiden lässt, sollte man zumindest durch genaues Studieren der Zutatenliste das Produkt mit den am wenigsten bedenklichen Inhaltsstoffen auswählen.

Aufgrund ihrer im Vergleich zu Erwachsenen grösseren Hautoberfläche nehmen Babys auch vergleichsweise mehr Chemikalien aus dem Sonnenschutz über die Haut auf. Dazu kommt, dass sie noch nicht so schwitzen können wie Erwachsene. Ihr Organismus kann die aufgenommenen Stoffe also auch nicht so schnell wieder ausschwemmen. Viele Sonnenschutz-Babyprodukte haften auf der Haut besonders gut, erschweren das Schwitzen dadurch jedoch noch weiter. Darum fühlen sich Babys auch oft sichtlich unwohl, wenn sie damit am ganzen Körper eingecremt werden und ihre Haut praktisch von der Cremeschicht versiegelt ist.



Handelsübliche Sonnenschutzmittel gibt es mit zwei unterschiedlichen Arten von UV-Filtern, chemischen und mineralischen. Chemische Filter ziehen in die oberste Hautschicht ein und wandeln dort die schädlichen UV-Strahlen in Wärmeenergie um. Mineralische Filter wie Zinkoxid oder Titanoxid dringen nicht in die Haut ein, sondern legen sich darauf und bilden so eine Schutzschicht, die wie mit vielen winzigen Spiegeln die Sonnenstrahlen zurückwirft. Babyprodukte sollten lieber mineralische UV-Filter mitbringen, da die chemischen vielfach zu den Allergenen, den hormonellen Zusatzstoffen oder beidem gehören.

Diese Filter- und Zusatzstoffe zum UV-Schutz sind bedenklich und sollten daher in Sonnenschutzmitteln für Babys und Kinder nicht enthalten sein:

  • Octocrylene,
  • Ethylhexyl-Methoxycinnamate,
  • 3-Benzylidene Camphor,
  • Benzophenone-3 und
  • MBC (4-Methylbenzylidene Camphor)


Auch die bereits weiter oben erwähnten Parabene stecken als Konservierungsstoffe in vielen angeblich kindgerechten Sonnenschutzmitteln. In etlichen europäischen Ländern wird bereits seit Jahren darüber diskutiert, ob, wie und welche dieser Stoffe in Sonnenschutzprodukten eingeschränkt werden sollten. Vorgeschlagen wurde etwa die striktere Beschränkung oder das Verbot von Butyl- und Propylparaben sowie Isobutylparaben – zumindest so lange, bis eindeutig nachgewiesen werden kann, dass davon keine Gefahr für den Menschen ausgeht.

Fazit

Babyprodukte zu finden, die keine Schadstoffe enthalten, ist im Bereich des Sonnenschutzes am schwierigsten. Hier müssen die Eltern geduldig und findig sein – und Sonnenschutz zum Eincremen nur verwenden, wenn es gar nicht anders geht. Zum Waschen und Baden sowie zur allgemeinen Hautpflege von Babys gibt es jedoch sehr viele gute Alternativen. Viele zertifizierte Naturprodukte kosten zudem kaum mehr als minderwertige Produkte, bei denen Verbraucher vor allem viel für aufwendige Werbekampagnen und ausgeklügeltes Verpackungsdesign ausgeben.

 

Oberstes Bild: © gpointstudio – fotolia.com

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