Für Westschweizer Gegner ist die 2. Gotthardröhre Geldverschwendung
von Agentur belmedia
Die zweite Gotthardröhre hat in der Schweiz Gegner sowohl in der Deutschschweiz als auch in der Romandie. Letztere stellen bei ihrer Kampagne das Geld in den Mittelpunkt, während die Deutschschweizer Mehrverkehr befürchten.
«Nein zur Verschwendung von drei Milliarden Franken» steht auf den Plakaten, welche demnächst in der Romandie aufgehängt werden. Sie zeigen ein Eingangsportal des Gotthardtunnels als Mülleimer voller Geldscheine.
In der der Deutschschweiz zeigt das Plakat hingegen eine vierspurige Lastwagenschlange, welche die Schweiz in zwei Teile teilt. Die Westschweizer dürften nicht in die Falle tappen, die zweite Gotthardröhre könne ihnen teuer zu stehen können, sagte am Mittwoch die Waadtländer Ständerätin Géraldine Savary (SP) vor den Medien in Lausanne.
Wenn das Geld für die zweite Gotthardröhre ausgegeben worden werde, fehlten die Mittel für dringend benötigte Umfahrungen in der Westschweiz wie die Umfahrung von Morges (VD), von Le Locle und La Chaux-de-Fonds im Neuenburger Jura sowie für Genfer Verkehrsprojekte.
Wichtigere Verkehrsachsen in der Romandie
Der Gotthard sei mit durchschnittlich 17’000 Fahrzeugen pro Tag eine sekundäre Verkehrsachse, fügte die Genfer Nationalrätin Lisa Mazzone (Grüne) an. Das sei vergleichbar mit dem Verkehrsaufkommen in Saint-Ursanne (JU), auf der Transjurane oder im waadtländischen Orbe.
Zwischen Lausanne und Genf verkehrten hingegen 100’000 Fahrzeuge pro Tag, rund um Morges 80’000 und im Neuenburger Jura seien es rund 25’000 Fahrzeuge. Auch die Verkehrsdirektoren der Kantone Waadt, Genf und Neuenburg hatten in der Vernehmlassung ablehnend zur zweiten Gotthardröhre geäussert.
Regierungen bleiben Abstimmungskampf fern
Sie riefen im Juni 2014 gar einen Brief an alle Bundesparlamentarier dazu auf, die zweite Gotthardröhre abzulehnen, weil diese viel wichtigere Projekte ausbremse. Im Nein-Komitee ist unter den knapp 200 Westschweizer Politikern jedoch kein einziges Mitglied einer Kantonsregierung zu finden.
SP-Ständerätin Savary begründete das mit Pragmatismus. Eine Kantonsregierung engagiere sich nur in einem Abstimmungskampf, wenn ein einstimmiger Entscheid vorliege. Zudem hätten die Verkehrsdirektoren bereits mit dem Brief ein starkes Zeichen gesetzt.
Die zuständige Waadtländer Staatsrätin Nuria Gorrite liess auf Anfrage der Nachrichtengentur sda ausrichten, dass sie ihre Meinung zur zweiten Gotthardröhre nicht geändert habe. Anstatt selber eine aktive Rolle in der Nein-Kampagne zu spielen, setze sie sich für Verkehrsprojekte wie die Umfahrung von Morges oder die geplante Métrolinie M3 in Lausanne ein.
Artikel von: sda/it
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