Palmöl: Will die Schweiz wirklich zur Naturausbeutung beitragen?

Palmöl ist ein wahres „Trend-Öl“, es verbirgt sich in vielen Supermarkt-Produkten wie Biskuits, Schokoladen und Beutelsuppen. Doch der „Kassensturz“-Beitrag vom 19.01.2016 und die nachfolgenden Reaktionen zeigen, dass die Schweizer Bevölkerung dem industriellen Palmölanbau ablehnend gegenübersteht, weil sie sich betroffen und mitverantwortlich fühlt.

Die Schweiz verhandelt zurzeit mit Malaysia über ein Freihandelsabkommen. Dabei geht es auch um den vereinfachten Import des umstrittenen Palmöls in die Schweiz, was den einheimischen Anbau von Ölsaaten und speziell des gesunden Rapsöl gefährdet.

In der Schweiz werden Raps und Sonnenblumen angebaut, wobei Rapsöl als das gesündeste Pflanzenöl überhaupt gilt. Deshalb empfiehlt der Bund für eine ausreichende Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren den täglichen Konsum von Rapsöl. Die Ölsaaten tragen zum Einkommen der Bauernfamilien bei. Aber nicht nur die Bauern, sondern auch die Schweizer Sammelstellen, welche die Ernte reinigen, und die Ölmühlen sind für ihre Arbeitsplätze auf diese Kulturen angewiesen. Die Schweizer Bauernfamilien pflanzen nach strengen ökologischen Richtlinien mindestens vier verschiedene Ackerkulturen abwechselnd an. In dieser Fruchtfolge sind Raps und Sonnenblumen wichtige Kulturen. Zudem prägen sie mit ihren leuchtenden Blüten die Landschaft und dienen nach dem Ende der Frühlingsblumen als wichtiges Bienenfutter.

Auf der anderen Seite wird weltweit Regenwald gerodet, um ihn durch industrielle Palmöl-Monokulturen zu ersetzen. Tierarten verschwinden, Ureinwohner werden vertrieben oder zu (Zwangs-)Arbeitern in den neu- en Plantagen. Wegen der grassierenden Korruption können auch Gesetze und internationale Abkommen malaysische Palmölkonzerne nicht stoppen. Malaysia ist ausserdem eines der aktivsten Länder beim soge- nannten Landgrabbing. Grosse Palmölplantagen in malaysischer Hand werden so beispielsweise in Afrika auf Kosten der dortigen Landbevölkerung und Natur errichtet. Die verursachten Schäden sind riesig!



Die Gespräche in der aussenpolitischen Kommission des Nationalrats im Jahr 2012 sowie diverse parlamentarische Vorstösse zeigen, dass auch die Politik Bedenken hat, was die laufenden Verhandlungen für ein Freihandelsabkommen mit Malaysia anbelangt. Wenn die Schweiz mit Malaysia verhandelt, muss sie ethische, ökologische, gesundheitliche und nicht nur wirtschaftliche Verantwortung übernehmen. Wenn Volk und Parlament ein allfälliges Freihandelsabkommen akzeptieren sollen, darf dieses weder zu einer Erhöhung von Palmölimporten noch zur Rückgang des Konsums von Schweizer Rapsöl führen.

Markus Ritter, Präsident Schweizer Bauernverband

 

Artikel von: Schweizer Bauernverband
Artikelbild: © Zadorozhnyi-Viktor – shutterstock.com

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