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Schallschutz: Ruhe beim Holzbau

03.10.2016 |  Von  |  News

Immer häufiger baut man auch mit Holz mehrgeschossig. Somit sind natürlich besondere Anforderungen beim Schallschutz zu beachten. Besonders problematisch werden bei mehrgeschossigen Wohnbauten Trittschallgeräusche aus Nachbarwohnungen. Im Online-Bauteilkatalog Schallschutz der Lignum findet man moderne Konstruktionen mit Schalldämmwerten.

Der mehrgeschossige Holzbau konnte in der Schweiz in den letzten Jahren grosse Erfolge erzielen. Das führte die Bauweise vor neue Herausforderungen bezüglich Schallschutz. Bei den früher vorwiegend als Einfamilienhäuser erstellten Holzgebäuden war der Schallschutz innerhalb der Wohnung von geringer Relevanz. Nun leben in mehrgeschossigen Holzgebäuden aber verschiedene Parteien neben- und übereinander. Damit werden erhöhte Anforderungen an den Schallschutz zwischen Wohnungen gestellt.

Das Ziel von Schallschutzmassnahmen ist in erster Linie, geeignete Bedingungen für die Nutzerinnen und Nutzer zu schaffen – die Komfortansprüche der Bewohnerschaft sind massgebend. Im Hochbau geht es dabei um Luftschalldämmung gegenüber Innen- und Aussengeräuschen, um Trittschall- und Körperschalldämmung und um die Schallabsorption (Raumakustik). Die schallschutztechnischen Anforderungen sind in der Schweiz in der Norm SIA 181 ‹Schallschutz im Hochbau› geregelt.

Schallschutz im Holzbau

Während sich das mehrgeschossige Bauen mit Holz ab 2005 aufgrund holzfreundlicherer Brandschutzvorschriften im Schweizer Markt nach und nach zu etablieren vermocht hat, untersucht die Holzbaubranche aktuell Schallschutzaspekte in den nun möglichen neuen Dimensionen des Holzbaus. ‹Schallschutz im Holzbau› ist ein laufendes nationales Forschungs- und Entwicklungsprojekt der schweizerischen Wald- und Holzwirtschaft unter der Gesamtleitung der Lignum im Verbund mit der EMPA und der Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau, das sich dieser Thematik seit einigen Jahren widmet.

Massgeblich unterstützt wird das Projekt vom Aktionsplan Holz des Bundesamtes für Umwelt BAFU. Schwerpunkte sind die Untersuchung der subjektiven Wahrnehmung von Schall in Bauwerken, die Weiterentwicklung von schall- und holzbautechnisch optimalen Bauteilen, die Verfolgung von Schall-Nebenwegübertragungen sowie die Bereitstellung von Anwendungshilfen für die Planung und Ausführung. In einer laufend erweiterten Bauteildatenbank werden für zeitgemässe Konstruktionen in Holz empirisch geprüfte schalltechnische Kennwerte abgebildet (www.lignumdata.ch).

Zufriedene Bewohner

In der Schweiz wurden umfangreiche Befragungen der Bewohner von Mehrfamilienhäusern in Holzbauweise zur subjektiven Wahrnehmung von Schall durchgeführt. Die Befragung ergab, dass die Bewertung der Bauakustik durch die Bewohner insgesamt sehr zufriedenstellend ausfiel. Die Bewertungen bezüglich der Beeinträchtigung durch Geräusche sind relativ niedrig. Das am meisten störende Geräusch bei in Leichtbauweise errichteten Gebäuden ist die Trittschallübertragung aus fremden Wohnbereichen.

Dieses dumpfe Geräusch, oftmals auch als Dröhnen bezeichnet, wird im darüberliegenden Stockwerk hauptsächlich durch Schritte verursacht. Die in Gebäuden üblichen Trittschallgeräusche sind sehr tieffrequent. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit der Berücksichtigung der tieffrequenten Anteile von Trittschallgeräuschen bei der Umsetzung von baulichen Schallschutzmassnahmen.


Schalldämpfung in Holzbauten ist eine besondere Herausforderung. (Bild: © Slaviyanka - istockphoto.com)

Schalldämpfung in Holzbauten ist eine besondere Herausforderung. (Bild: © Slaviyanka – istockphoto.com)


Schalldämmung im Holzbau

Im Holzbau können mit mehrschaligen Konstruktionen gegenüber einschaligen massiven Bauteilen gleich hohe Schalldämmwerte bei wesentlich geringerer Masse erreicht werden. Die Verbesserung der Schalldämmung bei mehrschaligen Konstruktionen hängt dabei wesentlich von der bestehenden Kopplung der Schalen ab.

Eine mehrschalige Wand weist eine besonders hohe Schalldämmung auf, wenn die Kopplung der Wandschalen gering ist. Unter dem Ziel geringer Kopplungseffekte ist insbesondere eine genügend grosse flächenbezogene Masse der Schalen zu beachten, aber auch ein möglichst grosser Schalenabstand, die Verhinderung von Hohlraumresonanzen sowie eine möglichst elastische Verbindung der Schalen mit der Konstruktion.

Bauliche Massnahmen

Eine geeignete Massnahme zur Verbesserung des Schallschutzes von Decken ist die Beschwerung der Rohdeckenkonstruktion. Bei Holz-Rohdeckenkonstruktionen lassen sich durch das Hinzufügen zusätzlicher Masse wesentlich bessere Werte in den für die Trittschalldämmung massgebenden tiefen Frequenzbändern erreichen.

Eine weitere bedeutende Massnahme ist der Einsatz eines geeigneten Fussbodenaufbaus. Die Wirksamkeit von Estrichaufbauten wird massgebend von der Masse des Estrichs sowie der Steifigkeit der Trittschalldämmung beeinflusst. Dabei muss die Masse des Estrichs ausreichend hoch sein und die Trittschalldämmung eine möglichst geringe Steifigkeit aufweisen, um schalltechnisch optimale Resultate zu erzielen.

Zuzüglich zum Fussbodenaufbau kann mit einer abgehängten Unterdecke eine Verbesserung erreicht werden. Für eine wirksame Schalldämmung der tieffrequenten Schallanteile muss die Bekleidung eine möglichst grosse flächenbezogene Masse und eine geringe Biegesteifigkeit aufweisen. Zudem muss der Schalenabstand zwischen der Rohdecke und der Unterdecke möglichst gross sein. Weiter ist es von grosser Bedeutung, dass die Unterdecke von der Rohdecke entkoppelt wird.

Schallnebenwege

Im Holzbau haben Schall-Nebenwege einen geringen Einfluss, wie aktuelle Untersuchungen im Projekt ‹Schallschutz im Holzbau› zeigen. Gute Resultate bei tieftonoptimierten Deckenkonstruktionen ergeben auch gute Resultate bei den Schallnebenwegen. Nebenwegübertragungen können bei Holzständerwandkonstruktionen mit einfachen baulichen Massnahmen soweit reduziert werden, dass sie wesentlich geringer sind als die direkte Schallübertragung über die Geschossdecke.

 

Artikel von: Lignum
Artikelbild: © Hannes Henz, Zürich