Wetternews: Die Bora
In der Meteoblog Themenserie „Die Winde der Alpen und Europas“ wurde die Bora bereits thematisiert.
Aufgrund der aktuellen Wetterlage und der erwarteten stürmischen Bora nehmen wir das Thema wieder auf und schauen uns dieses Windsystem etwas genauer an.
Die Bora ist ein lokales Windsystem entlang der Adriaküste zwischen Slowenien und Montenegro, welches besonders im Winter auftritt. In der Regel fliesst zwischen einem Hoch über Mitteleuropa und einem Tief über Südosteuropa polare Kaltluft aus Nordosten Richtung Balkan. Das Dinarische Gebirge wirkt als Barriere, so dass sich die kalte Luft östlich davon staut. Hat dieser „Kaltluftsee“ eine gewisse Höhe erreicht überströmt dieser die Gebirgskette und fällt als stürmischer Fallwind (auch katabatischer Wind genannt) zur Adriaküste hinab.
Es gibt zwei Kategorien von Fallwinden: warme trockene katabatische Winde, wie zum Beispiel der Föhn in der Schweiz oder kalte trockene katabatische Winde, zu welcher die Bora gehört.
Der Föhn und die Bora entstehen im Lee (windabgewandte Seite) eines Gebirges. Sie entstehen durch eine Windströmung, welche auf einem gebirgsübergreifenden horizontalen Druckgradienten beruht. Das Gebirge blockiert diese und sorgt für ein Überströmen.
Beim klassischen Föhn wird die Luftmasse zum Aufsteigen gezwungen, dabei kühlt sich die Luft zunächst trockenadiabatisch (-1°C/100m) bis zur Wolkenbildung ab und anschliessend feuchtadiabatisch (-0.6°C/100m). Es kann dabei zu Niederschlag (Hebungsniederschlag, Stauniederschlag) kommen. Die nun trockenere und kältere Luftmasse fliesst auf der anderen Gebirgsseite wieder nach unten und erwärmt sich dabei um 1 °C pro 100m (trockenadiabatisch). Daraus resultiert eine wärmere Luftmasse als vor dem Aufsteigen.
Die Dinarische Gebirgskette ist deutlich tiefer als die Alpen. Im Norden sind die höchsten Gipfel zwischen 1000 bis 1500 m ü.M. und im Süden zwischen 1500 bis 2000 m. ü.M. Zudem gibt es noch weit tiefere Passhöhen (unter 1000 m ü.M.), über welche die Luft strömen kann. Aufgrund der tieferen Passhöhen wird der Kondensationspunkt kaum erreicht und es findet, wenn überhaupt, nur eine trockenadiabatische Abkühlung statt (-1°C/100m) statt. Die Abkühlung (Aufstieg) und die Erwärmung (Absinken) gleichen sich aus, und der Fallwind weist meist die gleiche Temperatur wie vor dem Aufsteigen auf. Dies erklärt auch warum die Bora als kalter Fallwind bekannt ist.
Die Schluchten und Täler im dinarischen Gebirge sorgen zudem für eine Kanalisierung und deutliche Beschleunigung der Bora.
In Kroatien liegt der Rekord für die stärkste gemessene Bora-Böe bei 248 km/h – gemessen am 21. Dezember 1998 auf der Maslenica-Brücke, nahe von Zadar (Quelle: Kroatischer Wetterdienst)
Aktuelles Bora-Ereigniss
Aktuell liegt ein kräftiges Hoch über Skandinavien und ein Tief mit Zentrum knapp südöstlich von Italien. Aus Nordosten wird kalte Luft (Polarluft) zum dinarischen Gebirge geführt.
Mit der östlichen Anströmung wird nun die Luftmasse gestaut. Dies ist aus der Satellitenperspektive schön als Wolkenmauer entlang der Gebirgskette erkennbar. Durch das Absinken der Luft auf der anderen Seite werden die Wolken wieder aufgelöst, dadurch bleibt es trocken und es herrscht gute Sicht.
In der Küstenregion wurden bereits heute Morgen hohe Böenspitzen gemessen. Der Kroatische Wetterdienst hat eine Windwarnung ausgegeben und erwartet je nach Region Böenspitzen von 35 bis 95 Knoten oder 65 bis 175 km/h (Quelle: Kroatischer Wetterdienst).
Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Die Bora – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: Wikimedia Commons