Wetter-News: Trübe Aussichten
Mit „Aussichten“ sind ausnahmsweise nicht die Wetterprognosen gemeint, sondern die aktuell eingeschränkten Sichtverhältnisse in tiefen und mittleren Höhenlagen.
Wir gehen den Faktoren auf die Spur, die zu dieser Sichttrübung geführt haben.
Stabiles Hoch
Das seit über einer Woche wetterbestimmende Omegahoch führt weiterhin zu sehr sonnigen und durchgehend trockenen Verhältnissen in weiten Teilen Europas. Abgesehen von wenigen flachen Nebelfeldern am frühen Morgen und ein paar harmlosen Quellwolken konnte das Satellitenbild heute auch über der Schweiz keine signifikante Bewölkung registrieren.
Was beeinflusst die Sicht?
Vereinfacht kann man sagen: Je sauberer und trockener die Luft, desto besser die Sicht. Denn je mehr Partikel sich in der Luft befinden, desto häufiger werden die Lichtstrahlen gestreut. Oder anders gesagt: Je mehr Partikel sich in der Luft zwischen Zielobjekt und Auge des Betrachters befinden, desto mehr „Hindernisse“ verhindern ein gestochen scharfes Bild. Ein weiterer Faktor ist der Sonnenstand, je tiefer desto besser die Sicht. Das ist auch der Grund, weshalb die Sicht im Allgemeinen bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang bzw. im Herbst und im Winter in der Regel besser ist, als z.B. im Hochsommer und am Mittag.
Deutliche Anfeuchtung
Die Partikel in der Luft haben in der letzten Woche ohne Zweifel zugenommen. Einerseits sorgt das Hoch dafür, dass die Luftmasse „altert“, d.h. die Luft wird mangels Windströmungen nicht ausgetauscht, weshalb sie sich mit Schadstoffen und anderen Aerosolen anreichert. Andererseits wurde die Luft in tiefen und mittleren Lagen von Tag zu Tag feuchter, was etwas kontraintuitiv ist, wo wir uns doch mitten im Hoch befinden. Für die Sichtverhältnisse spielt eben nicht die (weiterhin relativ tiefe) relative Feuchtigkeit eine Rolle, sondern die absolute Feuchtigkeit. Wärmere Luft kann bekanntlich mehr Feuchtigkeit aufnehmen, so dass die absolute Feuchtigkeit in der Luft bei etwa gleichbleibender relativen Feuchtigkeit zugenommen hat. Dies erkennt man am deutlichsten an den Taupunkten, die in den letzten Tagen deutlich gestiegen sind.
Hohe Taupunkte = hohe Minima
Der Taupunkt ist normalerweise am frühen Morgen am tiefsten, wenn gleichzeitig das Temperaturminimum erreicht wird. Wenn die Temperatur den Taupunkt erreicht, entstehen Tau und/oder Nebel. Entsprechend liegen die Tiefstwerte bei windschwachen Wetterlagen meist nicht weit weg vom aktuellen Taupunkt. Es erstaunt also kaum, dass es in den letzten Nächten sukzessive wärmer geworden ist.
An folgenden Stationen wurden in den letzten beiden Tagen absolute Septemberrekorde bezüglich Tiefsttemperaturen registriert:
- Disentis: 14.9°C (09.09.2023)
- Hörnli: 18.3°C (09.09.2023)
- Luzern: 18.1°C (09.09.2023)
- Chaumont: 17.7°C (09.09.2023)
- Interlaken: 17.2°C (08.09.2023)
- Château-d’Oex: 14.1°C (08.09.2023)
- Bullet / La Frettaz: 16.4°C (08.09.2023)
- Piotta: 15.4°C (08.09.2023)
Die Tiefstwerte der vergangenen Nacht (im Bild oben) können zum Teil noch höher sein als in der Auflistung. Die Werte fliessen allerdings noch nicht in die Statistik ein, da es sich um 24 Stunden Tiefstwerte von MItternacht bis Mitternacht handelt und sie bis heute Abend noch unterboten werden könnten.
Der nächste Luftmassenwechsel steht übrigens am kommenden Mittwoch an, danach dürfte sich auch die Sicht wieder deutlich bessern.
Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Trübe Aussichten – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: Roundshot