Wetter: Frische Luft vom nahen Atlantik

Die markante Südstaulage mit feuchter Mittelmeerluft wurde heute allmählich durch eine Tiefdruckrinne abgelöst.

Dabei ist aus Westen etwas kühlere Atlantikluft zum Alpenraum eingeflossen.

Der Süden erhielt immerhin wieder mal grössere Niederschlagsmengen. Wie sieht nun die Niederschlagsbilanz dort aus? Wurden die Erwartungen erfüllt?

Synoptischer Ablauf bis am Sonntagmittag

Wie bereits im gestrigen Blog erwähnt, hatte sich über dem Golf du Lyon auf Samstagmorgen ein sekundäres Tief gebildet, welches sich vom Haupttief mit Zentrum südlich von Irland abgekoppelt hatte. Dies hatte zur Folge, dass die Kaltfrontokklusion über Westfrankreich mit ihrer weiteren Ostverlagerung geschwächt wurde (nicht zuletzt auch durch den herrschenden Föhn nördlich der Alpen). Das Tief südlich des Alpenbogens zog bis am Sonntagmorgen über den Golf von Genua bis nach Oberitalien.


Animation des Bodendruckfeldes und der 850 hPa-Temperatur, den 6h-Niederschlagssummen (rechts), sowie des 500 hPa Geopotentials und der Temperatur mit dem Windfeld (links) des IFS Modells vom 10.02.2024 6 UTC bis am 11.02.2024 12 UTC. Manuell eingezeichnet sind im rechten Bild zudem die Fronten. (Quelle: MeteoSchweiz / ECMWF)

Mit dem Durchgang der abgeschwächten Kaltfrontokklusion auf der Alpennordseite in der Nacht auf Sonntag, stieg auch der Druck nördlich der Alpen an. Gleichzeitig verlagerte sich mit dem sekundären Tief südlich der Alpen auch die starke südliche Höhenströmung ostwärts. Beides führte dazu, dass der Stauniederschlag südlich der Alpen deutlich nachliess und sich zunehmend der Nordwind bemerkbar machte.

Niederschlagsbilanz im Süden

Am meisten Niederschlag über das ganze Ereignis erhielt die Alpensüdseite mit etwa 60 bis 110 mm im Mittel- und Südtessin, sowie lokal auch im Maggiatal und in der oberen Leventina. Auf der übrigen Alpensüdseite fielen ca. 40 bis 60 mm. Die intensivste Phase fand bis am Samstagvormittag statt. Die Messstation Scudellate im Südtessin verzeichnete sogar mit knapp 66 mm die höchste Tagessumme seit Messbeginn 1974. Die Schneefallgrenze lag im Allgemeinen zwischen 1200 und 1700 Metern. In den intensivsten Niederschlagsphasen sank sie in den oberen Tälern bis auf 1000 Meter ab. Dementsprechend gab es auch beachtliche Neuschneemengen:

  • Zwischen 1400 und 1600 Metern 10 bis 30 cm Neuschnee
  • Zwischen 1600 und 2000 Metern 30 bis 50 cm Neuschnee
  • Oberhalb von 2000 Metern 50 bis 80 cm Neuschnee

Die ausgegebenen Warnungen für dieses Ereignis wurden entsprechend den Erwartungen gerecht und somit gut erfüllt.


24 Stunden Neuschneesummen der letzten 48 Stunden berechnet aus Radardaten und Schneemessungen. (Quelle: MeteoSchweiz)

Moderater Luftmassenwechsel

Von den Britischen Inseln bis zum Tyrrhenischen Meer hatte sich heute eine Tiefdruckrinne gebildet. Die feuchte Mittelmeerluft wurde damit nach Osteuropa verlagert und aus Westen gelangte unterhalb von ca. 5000 Metern etwas kühlere Atlantikluft zum Alpenraum. Darüber blieb die Strömung noch etwas länger aus südlicher Richtung.


Berechnete Rückwärtstrajektorien für Zürich: Dargestellt sind 3 Ankunftshöhen 850 hPa (blau), 700 hPa (grün) und 500 hPa (schwarz). Links die Herkunft der Luftmasse am Samstag, 10.02.2024 um 11 UTC, rechts am Sonntag, 11.02.2024 um 11 UTC. (Quelle: MeteoSchweiz)

Der gemittelte Temperaturrückgang der Luftmasse der Radiosondierung Payerne von Samstagmittag bis Sonntagmittag betrug ca. 6 Grad. Betrachtet man die Temperaturdifferenz nördlich der Alpen innerhalb von 24 Stunden auf 2 Metern, so macht dies nur etwa 2 bis 3 Grad aus (ausgenommen den Föhntälern).

Dass die Luftmasse nun im Gegensatz zu gestern nicht nur etwas kühler, sondern auch deutlich instabiler ist, konnte man auch auf dem sichtbaren Kanal des Satellitenbildes anhand der zellenartigen Struktur der Wolken gut erkennen.


Satellitenbild (sichtbarer Kanal) überlagert mit der Luftmassentemperatur (äquivalentpotentielle Temperatur) auf 850 hPa (farbige Flächen) und des 500 hPa Geopotentials des IFS Modells am 11.02.2024 um 12 UTC. (Quelle: MeteoSchweiz)

Blick vom Beatenberg über den Thunersee mit aufgelockerter Quellbewölkung.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Frische Luft vom nahen Atlantik – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: Meteomeldungen/App

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