Bilanz der Unwetterlage über Ostern 2024
Am Ostermontag wurden alle Warnungen für Schnee, Regen und Sturm aufgehoben.
Zeit, nochmals das turbulente Wetter der Ostertage Revue passieren zu lassen.
Der älteste Urner besucht Zürich
In der Nacht auf Karfreitag setzte der Föhn ein und er wehte in den Alpen – wie erwartet bis in die Nacht auf den Ostermontag. Seine grösste Stärke entfaltete er in den meisten Regionen am Karfreitag. Mit 80 bis 130 km/h fegte er durch die Föhntäler und an einigen Orten wurden neue Windrekorde für den Monat März gebrochen (Mehr Info im Meteo-Blog vom Karsamstag). In der Höhe war der Sturm noch stärker. Auf dem Gütsch ob Andermatt wurden 190 km/h gemessen, was dort für den März die zweithöchste je registrierte Windgeschwindigkeit bedeutet.
Bemerkenswert war auch, wie stark der Föhn am Freitagabend ins Mittelland ausgriff. Er erreichte selbst Bern und den östlichen Aargau. Im Raum Zürich rüttelte der älteste Urner auch in der Nacht noch ungestüm an den Fensterläden sorgte dort – wie auch in einigen anderen Orten im Mittelland – aussergewöhnlich milde, fast schon sommerlich anmutende Nachttemperaturen.
Eine Staubwolke aus Nordafrika hüllt die Schweiz ein
In seiner Intensität sehr aussergewöhnlich war auch der Saharstaub am Karfreitag und Karsamstag. Vor seiner Ankunft war die Sicht am Karfreitag wie üblich bei Föhn noch sehr gut. Am Nachmittag jedoch zog der Staub fast unvermittelt in dichten Schleiern von Süden her über die Alpen und die Sichtweite ging innert kurzer Zeit massiv zurück.
Eine eigentliche „Staubklimatologie“ gibt es für die Schweiz nicht, weshalb objektive Vergleiche mit älteren Ereignissen schwierig sind. Jedoch waren auch alteingesessene Prognostiker beeindruckt, wie schnell und dicht der Staub auch in den tiefen Luftschichten aufzog.
Grosse Schneemengen in den südlichen Alpen
Am Alpenhauptkamm und auf der Alpensüdseite schneite es oberhalb von 1500 bis 2200 Metern von Samstag bis Montag intensiv. Am meisten Schnee mit 120 bis 150 cm fiel oberhalb von rund 1900 Metern in einem Streifen vom Simplongebiet über das Goms bis ins obere Maggiatal und in der Leventina. Lokal türmte sich der Neuschnee noch höher, am Wenghorn (2424 m) oberhalb von Simplon-Dorf wurden sogar mehr als 2 Meter registriert. In den anderen Regionen am Alpenhauptkamm, im Oberengadin und im Süden betrug der Schneezuwachs oberhalb von rund 2000 Metern 60 bis 100 cm.
Mit den grossen Neuschneemengen stieg die Lawinengefahr entsprechend auf die zweithöchste Stufe. (Mehr Info dazu finden Sie auf der Webseite des SLF, inkl. ab Dienstag eine Zusammenfassung der Situation über die Ostertage). Wegen Lawinen- und Erdrutschgefahr war der Simplonpass auf der italienischen Seite für einen Teil des Wochenendes geschlossen.
Nasser, trüber Süden
Wer die Sonne meiden wollte und den Regen liebt, war über die Ostertage im Süden bestens aufgehoben. Im Tessin und im Misox prasselten in 48 Stunden 150 bis 220 mm Niederschlag nieder. In den anderen Regionen waren es mit 80 und 140 mm immer noch so viel, wie auf der Alpennordseite im Durchschnitt während dem ganzen Monat April fällt. Vor allem am Samstagabend und am Montagmorgen hatten die Niederschläge Gewittercharakter, begleitet von starken Sturmböen.
Wenn zwei Luftmassen miteinander ringen, dann kämpft auch der Prognostiker
Spannend war es auch zu beobachten, wie gut die Wettermodelle und wir PrognostikerInnen den Föhn im Mittelland im Griff hatten. Um es kurz zu machen: Nicht schlecht, aber es gibt noch Luft nach oben. Der Blogschreiber war über die Ostertage im Dienst und sollte die Windrichtung am Flughafen Kloten prognostizieren. Er erlebte einige Überraschungen. So wehte in Kloten am Samstagvormittag wie erwartet der Föhn und er hätte es – gemäss Modelle – eigentlich auch noch am Nachmittag machen sollen. Doch die weiter westlich über der Schweiz und Frankreich lauernde, kühlere und somit schwere Luft machte dem Prognostiker einen Strich durch die Rechnung. Sie kroch von Westen her unter die warme Föhnluft und der Wind drehte am Flughafen früher als erwartet auf westliche Richtung.
Ein ähnliches Spiel wiederholte sich auch am Abend an Ostern, mit noch stärker wechselnder Windrichtung. Am sehr nahe gelegenen Militärflugplatz Dübendorf war die Windrichtung zeitweise gerade derjenigen von Kloten entgegengesetzt. Es brauchte einige Ostersüssigkeiten, damit das Prognoseteam den Überblick bewahren konnte.
Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Bilanz der Unwetterlage über Ostern 2024 – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: Wettermelder/App