La Niña: Kältere Meerestemperaturen im Pazifik beeinflussen globales Wetter
Gemäss den Langfristprognosen werden die kommenden Monate im tropischen Pazifikraum wahrscheinlich von sogenannten „La Niña“-Verhältnissen geprägt sein. Was bedeutet das?
El Niño und La Niña – ein gegensätzliches Paar: La Niña (spanisch: das Mädchen) beschreibt ein Klimaphänomen im tropischen Pazifik, welches die Witterung vor allem im südlichen Pazifikraum, aber auch mit globalen Auswirkungen beschreibt. Der bekanntere Bruder von La Niña ist El Niño (spanisch: der Junge).
El Niño beschreibt die Phasen mit ausgeprägter Erwärmung des äquatorialen Pazifiks, ausgehend von der südamerikanischen Küste Richtung Westen. Diese Temperaturzunahme des Meerwassers kann bei starken Ereignissen 3 bis 5 Grad, bei sehr starken auch über 5 Grad betragen. Starke oder sehr starke El Niño Ereignisse wiederholen sich etwa alle 10 Jahre. Dazwischen gibt es häufigere schwache „El Niños“. Wenn die Meeresoberflächentemperatur jedoch unterdurchschnittlich ist, dann spricht man von La Niña.
Dieses Phänomen der Meerestemperaturabweichungen geht einher mit atmosphrischen Zirkulationsänderungen. Das gesamte Phänomen wird als El Niño Southern Oscillation (ENSO) bezeichnet. Als Mass für die Stärke von El Niño und La Niña wird heute oft der sogenannte multivariate ENSO-Index MEI verwendet (multivariater El Niño Southern Oscillation Index). Der MEI berechnet sich aus dem Bodendruck, den Ost-West- und Nord-Süd-Komponenten des Bodenwindes, der Meeresoberflächentemperatur, der Lufttemperatur auf Meereshöhe und dem Bewölkungsgrad im äquatorialen Pazifik.
Der multivariate ENSO-Index MEI.v2 über die letzten Jahrzehnte. Rot sind die El Niño Phasen, blau die La Niña Phasen dargestellt. (Quelle: https://psl.noaa.gov/enso/mei/)
Aktuelle Situation und Vorhersagen für die nächsten Monate
Im September 2024 herrschten weder El Niño noch La Niña-Verhältnisse vor, oder wissenschaftlicher gesprochen: Der ENSO-Index war neutral, die Meeresoberflächentemperaturen im zentralen und östlichen äquatorialen Pazifik waren nahezu durchschnittlich.
Die Langfrist-Modelle zeigen nun für die kommenden Monate aber eine erhöhte Wahrscheinlichkeit (rund 60%), dass La Niña bis Ende Jahr, und voraussichtlich auch bis März 2025 andauern wird. Am wahrscheinlichsten scheint ein schwaches La Niña-Ereignis zu sein.
Sollte dieses nicht auftreten, so dürften ausgeglichene ENSO-Verhältnisse vorherrschen. Unwahrscheinlich ist, dass in den kommenden Monaten El Niño auftritt. Diese Informationen stützen sich auf die Daten des Climate Prediction Center der NOAA.
Was ist der Einfluss auf andere Weltregionen?
Das oben beschriebene Phänomen tritt ja im tropischen Pazifik auf. Dort verändern die kälteren oder wärmeren Meerestemperaturen Temperatur-, Wind- und Niederschlagsverhältnisse. Aber auch auf weit entfernte Weltgegenden haben solche Änderungen des atmosphärischen Zirkulationsmusters einen Einfluss.
Bezüglich der Fernwirkung auf Europa gibt es noch Unsicherheiten. Die mittleren Breiten sind ja von Natur aus durch eine hohe Variabilität gekennzeichnet, und einen grösseren Einfluss hat hier die sogenannte Nordatlantische Oszillation.
Der Zusammenhang zwischen den Verhältnissen in den Tropen und der Witterung in Europa wird mit Klimamodellen untersucht. Auch wenn es – wie erwähnt – hier noch viele Unbekannte gibt, so scheint es in der Tendenz bei La Niña-Ereignissen im Westen und Südwesten Europas weniger Niederschlag zu geben.
Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / La Niña im Pazifik und ihr Einfluss auf das Wetter weltweit (admin.ch)
Bildquellen: Titelbild: => MeteoSchweiz; sonstige Bilder: => siehe Bildlegenden