Starke Regenfälle und Gewitter: Überflutungen in den Cevennen und Zentralmassiv
Die über Tage dauernde Süd- bis Südwestlage führte in Teilen Frankreichs zu enormen Niederschlagsmengen. Eine anhaltende Zufuhr von feuchter Mittelmeerluft brachte an den Ausläufern des Zentralmassivs und in den Cevennen der Ardèche ergiebige Niederschläge, zusätzlich geprägt von Gewittern.
Ein für diese Jahreszeit nicht untypisches herbstliches Regenereignis, welches im Folgenden näher erläutert wird.
Warmfeuchte Mittelmeerluft und Instabilität
Im Vorfeld eines Höhentiefs über Spanien wurde am 15.10.2024 aus Süden feuchtlabile und warme Mittelmeerluft Richtung Südfrankreich geführt, was in der Folge in den Cevennen verbreitet zu ergiebigen Niederschlägen mit eingelagerten Gewittern führte. Das Höhentief verlagerte sich anschliessend langsam nordostwärts, so dass die Niederschläge etwas weniger verbreitet auftraten, aber dafür immer noch konvektiv geprägt blieben. Am 17.10. näherte sich ein weiteres Höhentief von Spanien her und führte durch grossräumige Hebung erneut verbreitet zu intensiveren Schauern mit Gewittern.
Geopotential auf 500 hPa und Temperaturfeld auf 850 hPa des IFS am 15.10.2024, 15 UTC (links) und am 17.10.2024, 12 UTC (rechts), das Gebiet der Cevennen ist ungefähr als schwarze Ellipse eingezeichnet.
Lokal mehr als 800 mm in 48 Stunden
MétéoFrance hat bis am 17.10. abends um 20:00 Uhr innert 48 Stunden folgende Niederschlagsmengen in den Cevennen der Ardèche gemessen (Quelle: www.infoclimat.fr):
- 840mm in Borne – Croix-de-Bauzon
- 684mm in Vialas
- 664mm in Loubaresse
- 663mm in Mayres
- 617mm in Usclades-et-Rieutord
- 547mm in Villefort
- 546mm in Saint-Maurice-de-Ventalon
- 539mm in Mazan-l’Abbaye
- 538mm in Sainte-Eulalie
Verantwortlich ist auch eine komplexe Dynamik
Nicht nur die warmfeuchte und instabile Mittelmeerluft hatten zu diesem starken Niederschlagsereignis in den Cevennen beigetragen. Auch dynamische Prozesse in der Höhe spielten dabei eine wichtige Rolle, welche im Folgenden beschrieben werden:
Grossräumige Hebung: Wie oben erwähnt haben vor allem die zwei Höhentiefs von Spanien her für grossräumige Hebung der Luftmasse gesorgt, was den Niederschlagsprozess grossflächig verstärkte.
Konvektive und topgrafische Hebung: Zufuhr einer feuchten und instabilen Luftmasse, welche Gewitter begünstigt (konvektiver Antrieb), aus einem noch warmen Mittelmeerraum (Feuchteeintrag durch Verdunstung). Diese Luftmasse, traf in den unteren Schichten mit Süd- bis Südostwinden auf die Erhebungen der Cevennen und wurde dynamisch angehoben.
Kombination dieser Faktoren: Das Eindringen trockener Luft aus der Stratosphäre (auch dynamische Tropopause genannt), in Verbindung mit dem Höhentief, das sich allmählich zu einem „Kaltlufttropfen“ (Cut-off) entwickelte, verstärkte die Hebung der warmen, feuchten und instabilen Luftmasse vom Mittelmeer (siehe die untenstehenden Grafiken).
Wechselwirkung zwischen der Höhendynamik und der feuchtwarmen und instabilen Luftmasse in den unteren Schichten, wodurch die Gewitteraktivität verstärkt wird, zudem wird diese auch durch die Hebung an der Südseite der Cevennen verstärkt.
Wechselwirkung zwischen der Höhendynamik und der feuchtwarmen und instabilen Luftmasse in den unteren Schichten, wodurch die Gewitteraktivität verstärkt wird, zudem wird diese auch durch die Hebung an der Südseite der Cevennen verstärkt. (Quelle: MeteoSchweiz)
Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Extreme Niederschläge in den Cevennen
Bildquellen: Bild 1: => Das Stadtzentrum von Annonay (ca. 60 km südlich von Lyon) war bereits am Morgen des 17.10. 2024 überflutet. Quelle: wwww.infoclimat.fr; sonstige Bilder: siehe Bildlegenden