Kapo St. Gallen: Neue Strategie im Kampf gegen Cyberkriminalität

Die wachsende Zahl von Cyberangriffen stellt Unternehmen, Privatpersonen und Strafverfolgungsbehörden vor grosse Herausforderungen. Um der digitalen Kriminalität effizient entgegenzutreten, setzt der Kanton St.Gallen auf das Projekt „Triage und Bearbeitung Cyberdelikte“.

Im folgenden Artikel erfahren Sie mehr über die Zusammenarbeit von Kantonspolizei und Staatsanwaltschaft und erhalten Tipps, wie Sie sich vor Cyberangriffen schützen können.



Cyberdelikte im Kanton St. Gallen

Aus der Statistik der Kapo geht hervor, dass im Jahr 2023 insgesamt 2.575 Cyberdelikte registriert wurden. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Anstieg von 16 Prozent. Die Experten gehen davon aus, dass der Trend sich weiter fortsetzen wird und rechnen für das Jahr 2024 mit einem neuen Höchststand.

Für die Ermittelnden sind Cyberdelikte besonders herausfordernd, da es keine geografischen Grenzen bei der Täterschaft gibt. Dazu kommen knappe Ressourcen, die sich um eine Vielzahl von Fällen kümmern müssen.

Im Jahr 2022 haben die Kantonspolizei und die Staatsanwaltschaft St. Gallen das Projekt „Triage und Bearbeitung Cyberdelikte“ ins Leben gerufen. Die beiden Behörden arbeiten hier Hand in Hand, um Cybercrime gezielt zu bekämpfen. Kernstück der Strategie ist die Triage, bei der Fälle systematisch priorisiert werden. Das heisst, man konzentriert sich bei den Ermittlungen auf die Fälle, bei denen die besten Erfolgsaussichten bestehen oder die Delikte, die mit anderen in Verbindung stehen. Auf diese Weise können die Ressourcen der Ermittelnden bestens genutzt werden.


Ermittlungen werden priorisiert, um effizient zu arbeiten. (Bild: metamorworks – shutterstock.com)

Datenorientierte Ermittlungsstrategien

Ein zentraler Aspekt des Projekts ist die datenbasierte Ermittlungsarbeit. Bei der Anzeigenaufnahme stehen digitale Spuren wie IP-Adressen, E-Mail-Konten, Telefonnummern und Bankverbindungen im Mittelpunkt. Dies ermöglicht eine schnellere Zuordnung von Fällen und erleichtert die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Staatsanwaltschaft.

Um die Bearbeitung zu beschleunigen, wurden zusätzlich die internen Prozesse optimiert:

  • Vereinfachte Fallaufnahme: Die Berichterstattung wurde gestrafft, wodurch Sachbearbeiter:innen sich stärker auf wesentliche Inhalte konzentrieren können.
  • Online-Fragenkatalog: Geschädigte Personen erhalten ein digitales Formular, das ihnen hilft, relevante Informationen zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig erhalten sie ein Merkblatt mit Präventionstipps.
  • Gezielte Schulungen: Mitarbeitende der Polizei wurden umfassend geschult, um Unsicherheiten im Umgang mit der dynamischen Welt der Cyberkriminalität zu beseitigen.

Erste Erfolge und positive Entwicklungen

Die sechsmonatige Pilotphase begann im März 2024 und zeigte schnell Wirkung: Trotz einer Verdopplung der gemeldeten Cyberdelikte im Vergleich zum Vorjahr blieb die Arbeitsbelastung stabil. Die systematische Priorisierung führte zu effizienteren Ermittlungen und einer besseren Koordination innerhalb der Behörden. Insbesondere seriell auftretende Fälle konnten schneller identifiziert und bearbeitet werden.


Die Behörden konnten bereits erste Erfolge erzielen. (Bild: Gorodenkoff – shutterstock.com)

Wie sich Privatpersonen vor Cyberangriffen schützen können

Während die Behörden ihre Strategien zur Bekämpfung von Cyberkriminalität verfeinern, können auch Privatpersonen aktiv werden, um sich besser zu schützen. Einige bewährte Massnahmen im Überblick:

  • Starke Passwörter nutzen: Verwenden Sie einzigartige und komplexe Passwörter für Ihre Konten. Passwortmanager können dabei helfen, diese sicher zu verwalten.
  • Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA): Aktivieren Sie 2FA, wann immer es möglich ist. Diese zusätzliche Sicherheitsebene macht es Angreifern deutlich schwerer, auf Ihre Konten zuzugreifen.
  • Regelmässige Software-Updates: Halten Sie Betriebssysteme, Apps und Sicherheitsprogramme stets auf dem neuesten Stand. Updates schliessen oft Sicherheitslücken, die Angreifer ausnutzen könnten.
  • Vorsicht bei verdächtigen E-Mails und Links: Öffnen Sie keine Anhänge oder Links in E-Mails von unbekannten Absendern. Phishing-Mails sind eine der häufigsten Methoden, um Schadsoftware zu verbreiten.
  • Sicherheitssoftware verwenden: Antivirus-Programme und Firewalls bieten zusätzlichen Schutz vor Viren, Malware und anderen Bedrohungen.
  • Backups erstellen: Speichern Sie wichtige Daten regelmässig auf externen Speichermedien oder in der Cloud. So können Sie Ihre Informationen wiederherstellen, falls Sie Opfer eines Angriffs werden.
  • Aufklärung und Bildung: Informieren Sie sich regelmässig über neue Bedrohungen und bleiben Sie wachsam. Viele Angriffe basieren auf menschlichem Fehlverhalten, wie dem unbedachten Klicken auf betrügerische Links.
  • Netzwerke absichern: Richten Sie sichere WLAN-Netzwerke ein und verwenden Sie starke Passwörter für Ihre Router. Vermeiden Sie die Nutzung ungesicherter öffentlicher Netzwerke ohne VPN.
  • Begrenzung von Berechtigungen: Überprüfen Sie regelmässig die Berechtigungen Ihrer Apps und Programme, um unnötigen Zugriff auf sensible Daten zu vermeiden.
  • Skepsis bei unbekannten Kontakten: Betrüger nutzen oft soziale Netzwerke oder Messaging-Dienste, um Vertrauen zu gewinnen. Seien Sie vorsichtig, wenn Fremde persönliche Informationen anfordern.

Misstrauen bei unbekannten Absendern ist besonders wichtig. (Bild: tete_escape – shutterstock.com)

Prävention als wesentlicher Faktor in der Cyberkriminalität

Das Projekt in St.Gallen zeigt, dass Prävention eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung von Cyberkriminalität spielt. Die Hinweise und Merkblätter, die Geschädigten bei der Anzeigeerstattung ausgehändigt werden, helfen nicht nur im aktuellen Fall, sondern stärken auch das Bewusstsein für mögliche Risiken.

Die schnelle Reaktion auf einen Vorfall kann entscheidend sein, um Schäden zu begrenzen. So sollten etwa verdächtige Transaktionen sofort der Bank gemeldet werden, um Überweisungen zu stoppen. Ebenso wichtig ist es, Geräte von Schadsoftware zu bereinigen und potenzielle Schwachstellen zu schliessen.

Gemeinsam gegen Cyberkriminalität

Das Projekt „Triage und Bearbeitung Cyberdelikte“ im Kanton St.Gallen zeigt, dass durch innovative Ansätze und enge Zusammenarbeit zwischen Polizei und Staatsanwaltschaft selbst in einem komplexen Bereich wie der Cyberkriminalität beachtliche Fortschritte erzielt werden können.

Doch auch Privatpersonen tragen eine wichtige Verantwortung. Mit den richtigen Vorsichtsmassnahmen können viele Angriffe im Vorfeld abgewehrt werden. Ein Zusammenspiel aus staatlicher Initiative und individueller Vorsicht bietet die besten Chancen, Cyberkriminalität einzudämmen und digitale Räume sicherer zu machen.

 

Titelbild: janews – shutterstock.com

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