Wetterumschwung: Von ruhigem Winterwetter zu Regen, Schnee und Wind

Sonnig und mild in der Höhe, kalt und neblig im Mittelland, dies war das Menü der Wetterküche für die Festtage.

Nun aber ist fertig mit Einheitsbrei, ab Donnerstag wechselt das Wetter fast täglich. Zeit für einen Rückblick und eine Prognose für die nächsten Tage.

Bevor wir zum Thema kommen: Das Prognoseteam der MeteoSchweiz in Zürich wünscht Ihnen ein frohes neues Jahr. Auf dass das Wetter Sie verwöhnen möge!

Dampf machte berühmten Kaltluftsee sichtbar

Seit Weihnachten sorgt ein Hoch in der Schweiz für den unterschiedlich beliebten Winterklassiker „oben blau – unten grau“.

Diese Wetterlagen – aufgrund der umgekehrten Temperaturverteilung (unten kalt, oben mild) Inversionslage genannt – gehört aus meteorlogischer Sicht eher zu den Langweilern. Allerdings birgt sie doch einige spannende Phänomene, wie beispielweise die der Kaltluftseen. Der bekannteste dieser Gattung dürfte derjenige bei der Ortschaft La Brévine sein, welcher dem Ort mit dem Kälterekord von -41.8 °C den Namen „Sibirien der Schweiz“ einbrachte.

Im Gegensatz zum Mittelland, wo dank Feuchte die kalte Luft oft durch Nebel erkennbar ist, bleibt der Kaltluftsee in diesem Juratal oft unsichtbar. Es gibt jedoch auch Ausnahmen, wo der Kaltluftsee einfach zu erkennen ist. Dies war beispielweise am 30. Dezember 2024 der Fall, wo einem Kollegen aus unserem Prognoseteam folgenden Schnappschuss gelang:


La Brévine (NE), am 30.Dezember 2024 um die Mittagszeit. Beim schmalen Turm handelt es sich um den Windmast der Wetterstation, dahinter steigt eine markante Dampffahne auf. (Urs Graf)

Zum Zeitpunkt der Aufnahme betrug die Temperatur in La Brévine -16 Grad, während in der nahen, rund 200 Meter höher gelegenen Station Bullet/La Frêtaz +6 Grad registriert wurde. Im Kaltluftsee war die Temperatur also 22 Grad tiefer als in der darüber liegenden Luftschicht.

Die Obergrenze dieses markanten Kaltluftsees ist dank der Dampffahne perfekt zu erkennen: Direkt aus dem Kamin kommend, ist die Dampfluft deutlich wärmer als die Umgebung, so dass sie dank Windstille senkrecht aufsteigt. An der «Oberfläche» des Kaltluftsees endet dieser Aufstieg jedoch abrupt, da die darüber liegende Luft wärmer und somit leichter ist. Dadurch breitet sich der Dampf an der Obergrenze des Kaltluftsees aus. Durch den schwachen Südwestwind in der Höhe treibt die flache, die Obergrenze des Kaltluftsees anzeigende Wolke langsam auf den Betrachter zu.

Auf den ersten Blick erstaunlich ist übrigens noch die Tatsache, dass der Kaltluftsee selbst um den Mittag noch so stark ausgeprägt war. Aufgrund der jahreszeitlich bedingt tief stehenden Sonne und dem schneebedeckten Talboden hielt sich die wärmende Wirkung der Sonnenstrahlen jedoch in engen Grenzen.


Auch eine schöne Seite von Kaltluftseen: Bei Gündlischwand (BE) bleibt in dieser Jahreszeit die Sonne wegen der steil aufragenden Bergen meist verborgen. Bei ruhigem Wetter bleibt dort die Kälte unbehelligt und der Winter kann seine Fähigkeiten als Aussendekorateur beweisen. (Meteomeldungen/App)

In den nächsten Tagen fällt mal Regen, mal Schnee und auch vereisender Regen ist möglich

Ab Donnerstag wechselt die Wetterlage markant. Das Hoch hat sich bereits in den Mittelmeerraum verzogen und von Nordwesten strömt Kaltluft auf uns zu. Im Vorfeld dieser Kaltront frischt der Südwestwind stark auf und in tieferen Lagen fällt Regen, nach Durchzug der Front schneit es bis ins Flachland. (Aktuellster Wetterbericht, Warnkarte)

Der Alpennordhang erhält zwischen Donnerstagabend und Freitagabend oberhalb von 1500 Metern 20 bis 35 cm Neuschnee. Im Flachland wird es in erhöhten Lagen ebenfalls wieder etwas winterlich, in den tiefsten Lagen bleibt es jedoch wahrscheinlich grün, besonders am Jurasüdfuss und in der westlichen Landeshälfte.


Berechnete Neuschneemengen des OSHD-Modells zwischen Donnerstagnachmittag und Freitagmorgen. (MeteoSchweiz)

Im Laufe des Freitages beginnen sich die Wolken aufzulockern und der Samstag bringt zunächst vielerorts schönes Winterwetter. Die Ruhe trügt allerdings: Bereits am Samstagabend erreicht uns aus Westen eine Warmfront. Da zu diesem Zeitpunkt auf der Alpennordseite wieder ein Kaltluftsee liegt, kann es zunächst bis in tiefe Lagen schneien. Gut möglich ist jedoch auch, dass es in der Höhe schon so mild ist, dass der Schneefall schmilzt und dann als Regen in den Kaltluftsee fällt, was zu vereisendem Regen führen würde. Bis spätestens am Sonntagmorgen hat sich jedoch die warme Luft durchgesetzt und die Schneefallgrenze steigt bis gegen 2300 Meter, allerdings lassen die Niederschläge dann nach.

Die Nähe zur Polarfront erschwert die Prognose

Auch danach geht es unbeständig weiter, denn das Wetter wird in der kommenden Woche mehrheitlich tiefdruckbestimmt sein. Die Frontalzone, die Grenze zwischen milder und kalter Luft, verbleibt in unserer Nähe, wobei «Nähe» im kontinentalen Massstab gemeint ist.


In der nächsten Woche werden wir uns in der Kampfzone zwischen kalter und warmer Luft befinden. Die Frage ist, wo so sich die Schneefallgrenze befinden wird. (Meteomeldungen/App)

Je nach Position der Tief- und Hochdruckgebiete geraten wir mehr auf die kalte oder warme Seite dieser Front. Weil die Lage der Hochs und Tiefs von den Modellen noch unterschiedlich berechnet werden, ist es aktuell noch unklar, in welcher Form der Niederschlag an den einzelnen Tagen bei uns fallen wird. Von Schnee bis ganz unten und Regen bis in die Skigebiete liegt noch alles drin. Eines scheint jedoch klar zu sein: Eine lange ruhige Wetterphase wie in den letzten Tagen ist vorerst nicht zu erwarten.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Bald ist Schluss mit dem ruhigen Winterwetter
Bildquellen: Bild 1: => Meteomeldungen/App; sonstige Bilder: siehe Bildlegenden

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