Nordamerika friert, Europa taut auf: Wetterphänomene im globalen Zusammenhang

Eine Kältewelle erfasst derzeit grosse Teile Kanadas und der USA. Im Gegensatz dazu wird es in weiten Teilen Europas im Laufe der Woche sehr mild.

In diesem Blog zeigen wir den Zusammenhang zwischen der nordamerikanischen Kälte und dem kommenden, milden Wetter in der Schweiz.

Ende der Inversion und der darunterliegenden Kälte

Seit einer Woche begünstigt ein Hochdruckgebiet die aktuelle Inversionswetterlage. Dabei sammelt sich im Mittelland oder in Teilen der Alpentäler kalte Luft. Mit der fehlenden Dynamik im Hochdruckgebiet bleibt die Kaltluft unter der Inversion liegen. So steht eher kaltes Wetter im Flachland dem milden Wetter in den Bergen gegenüber.

In den kommenden Tagen wird sich jedoch eine Westströmung über weiten Teilen Europas etablieren und die in tieferen Lagen liegengebliebene Kaltluft ausräumen. Es wird also besonders in den Niederungen des Mittellandes deutlich milder. Von Mittwochabend bis Donnerstagmorgen wird eine Störung lediglich oberhalb von 1500 Metern etwas Neuschnee bringen.


Die Animation von Bodendruck (Isolinien) und 6-stündigem Niederschlag (blaue Flächen) aus dem IFS-Modell zeigt die Abfolge von Warm- und Kaltfront am Mittwoch und Donnerstag. (MeteoSchweiz)

Kältewelle in Nordamerika

Zurzeit liegen weite Teile von Kanada und Nordamerika im Zustrom kalter Polarluft. Diese Kältewelle könnte die Temperatur mancherorts auf seit Jahrzehnten nicht mehr gesehene Tiefstwerte fallen lassen. So könnte in Washington D.C. zum ersten Mal seit Januar 1994 eine Temperatur unter 0 Grad Fahrenheit (-17.8 Grad Celsius) gemessen werden. Es wird sogar Schnee in Louisiana erwartet, das auf dem gleichen Breitengrad wie Südmarokko liegt.

Die folgende Karte zeigt die für den morgigen Dienstag erwartete Temperatur auf 850 hPa (etwa 1500 Meter). Zu erkennen ist die Zone sehr kalter Luft über Nordamerika mit Temperaturen teils unter -30 Grad in dieser Höhe. Eine weitere kalte Zone befindet sich über Nordrussland. Im Gegensatz dazu bleibt Europa in sehr milder Luft.


Temperatur auf 850 hPa (rund 1500 Meter) aus dem IFS Modell. (MeteoSchweiz)

Die folgende Abbildung zeigt die Anomalie der Temperatur für kommenden Samstag. Blau zeigt eine Temperatur, welche unter der für die Jahreszeit üblichen Temperatur liegt, rot zeigt eine Temperatur darüber.

Die unterdurchschnittlich kalte Luft über Nordamerika wird sich in Richtung Süden der USA verlagern, während die Temperatur im Norden Kanadas und in Alaska über der Norm zu liegen kommt. Auch in fast ganz Europa wird die Temperatur über der Norm liegen. Es ist auch zu erkennen, dass sich die Kaltluft über Nordamerika ebenfalls auf den Nordatlantik verlagern wird.


Anomalie der Temperatur auf 2 Meter über Boden. Vorhersage aus dem IFS Modell für den Donnerstag 24. Januar 2025.

Milde Luft in Europa

Die Verlagerung der Kaltluft (von Nordamerika) auf den Atlantik verstärkt dort die westliche Strömung und wird die Entstehung von Tiefs begünstigen. Die Kaltluft erwärmt sich über dem relativ warmen Atlantik, wird instabil und es entsteht ein grossräumiges Aufsteigen der Luftmasse, was die Entstehung von Tiefdruckgebieten fördert. Der westliche Jetstream (Pfeile in der folgenden Grafik) wird durch die Kaltluftverlagerung ebenfalls verstärkt und unter dessen linkem Ausgang intensivieren sich Tiefdruckgebiete. Eines dieser ausgeprägten Tiefs wird sich am kommenden Wochenende zu den Britischen Inseln verlagern und für stürmische Winde sorgen. Dem Tief könnten in der nächsten Woche weitere Stürme folgen.


Luftdruck auf Meeresniveau als Isolinien und Isoflächen sowie Jetsream auf 300 hPa (rund 9000 Metern) als Pfeile für Donnerstag den 24. Januar 2025. (MeteoSchweiz)

Die Schweiz sollte am südlichen Rand dieser Tiefdruckgebiete bleiben, da sich das Azorenhoch zum Alpenraum ausdehnen wird. Am kommenden Wochenende wird die Schweiz also im Einflussbereich einer mässigen, allerdings sehr milden Südwest- bis Westströmung liegen. Bei allfälligen Niederschlägen wird die Schneefallgrenze für die Jahreszeit sehr hoch sein und die Schneedecke unterhalb von 2000 Metern weiter verringern.

Der Druck zwischen Neufundland und den Britischen Inseln wird voraussichtlich auch in der nächsten Woche weiter tief bleiben (grün in der Abbildung unten). Dabei bleibt die Schweiz weiter in milderer Luft.

Es bleibt zu erwähnen, dass die Prognose von nächster Woche noch mit einiger Unsicherheit behaftet ist.


Abweichung des Druckes (zwischen 27. Januar und 2. Februar 2025) im Vergleich von dem für die Jahreszeit üblichen Druck.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz /Wie die Kältewelle in Nordamerika das Wetter bei uns beeinflusst
Bildquellen: Bild 1: => MeteoSchweiz; sonstige Bilder: => siehe Bildlegenden

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