Kantonspolizei Tessin: Jahresbericht thematisiert Personalmangel & Digitalisierung

In den vergangenen Tagen fand im Kantonalen Zentrum für Zivilschutz in Rivera die jährliche Corps-Berichterstattung der Kantonspolizei Tessin statt.

Die Veranstaltung bot die Gelegenheit, Bilanz über das vergangene Jahr zu ziehen, Neuerungen vorzustellen und zukünftige Herausforderungen zu diskutieren – insbesondere in Bezug auf den Generationenwechsel im Polizeikorps und strategische Organisationsfragen.

Finanzielle Lage und personelle Herausforderungen

Norman Gobbi, Direktor des Departements der Institutionen (DI), thematisierte zunächst die aktuelle Finanzlage des Kantons. Angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen wird es schwierig sein, die derzeitige Anzahl an Polizeikräften aufrechtzuerhalten – auch wenn dies wünschenswert wäre. Diese sind jedoch essenziell für die Sicherheit im Grenzkanton Tessin, der sich mit grenzüberschreitender Kriminalität und einer hohen Zahl an Pendlern und Touristen konfrontiert sieht. Die tägliche Präsenz von rund 500’000 Personen stellt eine zusätzliche Herausforderung dar.

Neben der finanziellen Situation wurde auch der bevorstehende Generationenwechsel im Polizeikorps angesprochen. In den kommenden Jahren werden zahlreiche Mitarbeitende der Boomer- und Generation X in den Ruhestand treten. Um diesen Übergang zu bewältigen, arbeitet die kantonale Verwaltung bereits an Lösungen. Ziel ist es, den öffentlichen Dienst attraktiver zu gestalten – unter anderem durch Digitalisierung, flexiblere Arbeitsmodelle, Chancengleichheit und gezielte Weiterbildungsangebote.





Polizeischule und nationale Zusammenarbeit

Anschliessend sprach Matteo Cocchi, Kommandant der Kantonspolizei Tessin, über die personalbezogenen Herausforderungen. Besonders kritisch ist die unsichere Zukunft der Polizeischule 2026, da aus Spargründen möglicherweise keine neue Ausbildungsrunde stattfinden wird. Dies hätte langfristig negative Auswirkungen auf die Personalstärke der Polizei.

Ein weiteres zentrales Thema war das Projekt „Polizia Ticinese“, das die öffentliche Sicherheit modernisieren und durch eine optimierte Aufgabenverteilung effizienter gestalten soll. Als Präsident der Konferenz der Kommandanten der kantonalen Polizeikorps der Schweiz (CCPCS) betonte Cocchi zudem die Bedeutung der nationalen Zusammenarbeit. Eine der grössten Herausforderungen auf Bundesebene bleibt der Datenaustausch zwischen den Polizeikorps, der nach wie vor kompliziert, fragmentiert und ressourcenintensiv ist. Eine Verbesserung dieses Bereichs ist entscheidend, um die Kriminalitätsbekämpfung effektiver zu gestalten.

Einsätze ausserhalb des Kantons und künftige Grossveranstaltungen

Neben den internen Herausforderungen werden die Polizisten aus dem Tessin auch regelmässig für Einsätze ausserhalb des Kantons angefordert. Ein aktuelles Beispiel ist das World Economic Forum (WEF), bei dem Polizeikräfte aus verschiedenen Kantonen zusammenarbeiten. In Zukunft könnten weitere Grossveranstaltungen wie der Eurovision Song Contest in Basel oder die Fussball-Europameisterschaft der Frauen im Juli ebenfalls die Entsendung von Tessiner Polizeikräften erforderlich machen.

Technologische Entwicklungen und wirtschaftskriminelle Delikte

Zum Abschluss der Veranstaltung sprachen Vizekommandant Lorenzo Hutter, die Majore Thomas Ferrari und Marco Zambetti sowie Hauptmann Andrea Cucchiaro über technologische Fortschritte und Ermittlungserfolge im Kampf gegen die Kriminalität. Dank der verbesserten digitalen Informationsverwaltung konnte die Polizeiarbeit in diesem Bereich optimiert werden.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf den wirtschaftskriminellen Delikten, deren Bekämpfung weiterhin höchste Priorität hat. Durch gezielte Massnahmen soll der Rückfluss illegaler Gelder an die betroffenen Unternehmen und den Staat gefördert werden. Angesichts der finanziellen Herausforderungen wird auch eine effizientere Ressourcenverteilung innerhalb der Polizei notwendig sein – sowohl in Bezug auf Personal als auch auf Einsatzmittel.

Fazit

Die Kantonspolizei Tessin steht in den kommenden Jahren vor grossen Herausforderungen. Die finanzielle Situation, der Generationswechsel und die zunehmende Notwendigkeit nationaler Kooperationen erfordern eine strategische Anpassung. Gleichzeitig sorgen technologische Innovationen und moderne Organisationsansätze für neue Möglichkeiten in der Kriminalitätsbekämpfung und im öffentlichen Sicherheitsmanagement.

Diese Entwicklungen zeigen, dass die Tessiner Polizei entschlossen ist, sich den zukünftigen Anforderungen zu stellen – mit einer Kombination aus Tradition, Innovation und effizientem Ressourceneinsatz.

 

Quelle: Kantonspolizei Tessin
Bildquelle: Kantonspolizei Tessin

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