Schweiz: Geldwäsche – Kriminelle nutzen gutgläubige Bürger als "Money Mules"

Mit harmlos wirkenden Geldtransfers machen sich unbescholtene Bürgerinnen und Bürger zu Verbündeten krimineller Netzwerke – und riskieren dabei hohe Strafen.

Oft werden die Betroffenen über soziale Medien, vermeintliche Jobangebote oder emotionale Manipulation angesprochen und dazu gebracht, mit ihren Überweisungen die Spur illegaler Gelder zu verwischen.

Dass man sich bei der Schnäppchenjagd im Internet vor Betrügern hüten soll, ist den meisten schon längst bekannt. Viel weniger Leute wissen aber: Sobald der betrogene Kunde sein Geld verliert, wird im Hintergrund eine ausgeklügelte Maschinerie in Bewegung gesetzt.

In den meisten Fällen von Internetbetrug in der Schweiz kommen zunächst sogenannte Money Mules – zu Deutsch «Geldesel» – zum Einsatz. Diese Personen nehmen das Geld in der Schweiz entgegen und leiten es anschliessend ins Ausland weiter. Obwohl diese Überweisungen auf den ersten Blick harmlos erscheinen, handelt es sich dabei um eine strafbare Handlung: Geldwäscherei. Im Kanton Bern hat die Zahl der Menschen, die sich – oft unbedacht – an solchen Straftaten beteiligen, in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen.

Was ist ein Money Mule?

Ein Money Mule ist eine Person, die unbedacht oder absichtlich bei Geldwäsche hilft. Sie erhält Geld, häufig auf ihr Bankkonto oder über TWINT, und überweist es weiter – meist über die Landesgrenzen hinweg, per Banküberweisung oder andere Zahlungsmethoden. Nicht immer wissen die Betroffenen, dass das weiterzuleitende Geld aus kriminellen Aktivitäten stammt. Kommt das Geld von Schweizer IBAN-Nummern oder TWINT-Accounts, betrachten sie die Überweisung oft als harmlosen Gefallen oder legale Tätigkeit.

Die Maschen der Täter für die Anwerbung von Money Mules sind vielfältig. Einige Kriminelle nutzen soziale Medien, um fiktive Stellen als «Finanzagenten» anzubieten, deren angebliche Hauptaufgabe im Weiterleiten von Zahlungen besteht. Andere gehen subtiler vor und setzen gezielt auf emotionale Manipulation. So kommt es vor, dass unbescholtene Menschen online jemanden kennenlernen, sich verlieben und anschliessend arglos Geld für diese Person entgegennehmen – oft ohne dafür eine finanzielle Gegenleistung zu erhalten. Wieder andere Money Mules glauben, Teil eines seriösen Investitionsprogramms zu sein, leiten dabei jedoch unwissentlich illegal erworbenes Geld weiter. In allen Fällen machen sich die Betroffenen der Geldwäscherei strafbar, da sie die Herkunft von kriminell erwirtschaftetem Geld verschleiern.

Darüber hinaus ermöglichen Money Mules mit ihrem illegalen Handeln der Täterschaft, ihre Identität zu verbergen. Sie nutzen Schweizer IBAN- oder TWINT-Konten als Empfänger, damit sich die Geschädigten in falscher Sicherheit wiegen.

Was passiert mit Money Mules?

Während Cyberkriminelle oft aus dem Ausland agieren und sich einfacher der Justiz entziehen können, sind die als Money Mules eingespannten Personen in der Schweiz wohnhaft. Dies macht es für die Strafverfolgungsbehörden einfacher, Money Mules zu identifizieren und strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen. Der Empfang einer Zahlung über TWINT oder der Eingang von Geldern auf einem Bankkonto ist im Nachhinein nur schwer zu leugnen, was daher häufig zu Verurteilungen führt.

Geldwäscherei ist ein Offizialdelikt und wird von den Behörden von Amtes wegen verfolgt – auch bei kleineren Beträgen. Auch Personen, die unwissentlich in Geldwäscherei verwickelt sind, müssen mit einschneidenden Konsequenzen wie Bussen und einem Eintrag im Strafregister rechnen. Im Extremfall drohen Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren oder happige Geldstrafen.

Money Mule – wie kann man sich schützen?

Geldwäscherei ist kein harmloses Versehen, sondern eine Straftat. Seien Sie wachsam und misstrauen Sie unbekannten Kontakten oder Angeboten aus dem Internet. So können Sie verhindern, unwissentlich in kriminelle Machenschaften verwickelt zu werden. Lehnen Sie daher verdächtige Anfragen, Geld für andere weiterzuleiten, konsequent ab. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen oder mit Versprechungen zu Geldtransfers überreden. Wenn Sie sich unsicher sind, holen Sie von einer Vertrauensperson eine Zweitmeinung ein – oder wenden Sie sich im Zweifelsfall an Ihre Bank oder an die Polizei.

Indem Sie bewusst handeln und kritisch hinterfragen, können Sie nicht nur sich selbst, sondern auch Ihr Umfeld vor den Folgen von Internetkriminalität schützen. Denn Vorsicht ist nicht nur besser als Vertrauen – sie ist der beste Schutz gegen Betrug.

So schützen Sie sich

  • Übergeben Sie kein Geld oder Wertsachen an Personen, die Sie nicht persönlich kennen.
  • Seien Sie skeptisch gegenüber grossen Gewinnversprechen, verlockenden Schnäppchen oder anderen vermeintlich lukrativen Angeboten, die hohe Verdienste bei minimalem Aufwand versprechen.
  • Seien Sie misstrauisch, wenn die «grosse Liebe» oder angebliche Bekannte im Netz Sie um Geldüberweisungen bitten.
  • Teilen Sie Ihre Bankinformationen und persönlichen Daten nur mit Personen, die Sie ausserhalb des Internets gut kennen und denen Sie uneingeschränkt vertrauen.
  • Heben Sie niemals Geld von Ihrem Konto ab oder leiten es weiter, wenn die Herkunft des Geldes Ihnen nicht eindeutig bekannt ist. Veranlassen Sie in solchen Fällen eine Rücküberweisung durch Ihre Bank an den Absender.
  • Versenden Sie kein Geld im Auftrag Dritter an Empfänger, die Sie nicht persönlich kennen – insbesondere nicht per Post oder über Geldtransferdienste.
  • Klären Sie Ihr Umfeld über die Risiken und Hintergründe von Money Mules auf.

Falls Sie bereits Geld überwiesen haben

  • Stoppen Sie sofort alle angewiesenen Transaktionen, wenn Sie den Verdacht haben, als Money Mule tätig zu sein.
  • Informieren Sie Ihre Bank und die Polizei über die bisherigen Überweisungen.

 

Quelle: Kantonspolizei Bern
Bildquelle: Kantonspolizei Bern

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