Kanton Obwalden: Rekordhoch bei Straftaten – Cybercrime und Vermögensdelikte gestiegen

Im Kanton Obwalden sind die Straftaten gegen das Strafgesetzbuch (StGB) im vergangenen Jahr deutlich um 28 Prozent gestiegen. Mit 1684 Straftaten, die in diesem Bereich zu bearbeiten waren, wurde ein bisheriges Allzeithoch erreicht.

Entsprechend war die Kantonspolizei Obwalden im vergangenen Jahr, zusätzlich zur Beteiligung an Grossanlässen wie WEF und Ukraine-Friedenskonferenz, sehr stark belastet.

Die Steigerung kann zudem nicht mit der Abarbeitung bestehender Pendenzen begründet werden. Ende Jahr liegen die noch offenen Fälle etwa in gleicher Höhe wie im Jahr zuvor. Im Gegenzug ist die Aufklärungsquote im vergangenen Jahr wieder gestiegen und liegt bei 54 Prozent. Die hohe Anzahl Straftaten wirkt sich auch auf die Häufigkeitsziffer im Bereich der StGB-Delikte aus. Diese ist mit 42.9 Straftaten auf 1000 Einwohner höher als die Quote vergleichbarer Kantone und als der Durchschnitt der Zentralschweiz.

Mit 1684 Straftaten gegen das Strafgesetzbuch haben diese Delikte im Kanton Obwalden wieder deutlich zugenommen. Im Jahr davor waren noch 1315 Straftaten zu verzeichnen. Damit liegt der Kanton Obwalden wieder im nationalen Trend, welcher eine Steigerung um acht Prozent aufweist.

Für die PKS 2023 wurde darauf hingewiesen, dass eine ausserordentlich hohe Anzahl offener Pendenzen die Statistik verfälscht haben könnte. Die starke Steigerung der Straftaten im letzten Jahr kann jedoch nicht auf die Abarbeitung dieser Pendenzen zurückgeführt werden. Die offenen Geschäfte liegen Ende 2024 erneut im ähnlichen Rahmen.



Wieder im Bereich der Vorjahre liegt hingegen die Aufklärungsquote. Diese beträgt für das vergangene Jahr 54 Prozent und ist damit sehr hoch. Dazu haben, neben der sehr guten Arbeit der Kantonspolizei Obwalden und dem niederschwelligen Einsatz des Kriminaltechnischen Dienstes, wahrscheinlich zwei weitere Effekte beigetragen. Einerseits ist ein erheblicher Teil der Straftaten, insb. im Bereich der Vermögensdelikte, auf eine lokale Täterschaft zurückzuführen.

Zusätzlich wurden Cyberbetrugsdelikte in der Regel im gleichen Rapport mit dem damit verbundenen Geldwäschereidelikt abgehandelt. Wurden für die Geldwäscherei Beschuldigte ermittelt, so wurde in der Folge auch der Betrug als geklärt gezählt. Diese Zählweise ist für das kommende Jahr zu überprüfen. Sie verfälscht das Bild, insb. für die Delikte der digitalen Kriminalität, deutlich.

Die Erhöhung der Straftaten bezieht sich auf fast alle erfassten Titel des Strafgesetzbuches. Einzig bei den Straftaten gegen die sexuelle Integrität und bei den Delikten gegen die öffentliche Gewalt konnten Rückgänge verzeichnet werden. Weiterhin klar am stärksten vertreten sind die Vermögensdelikte. Diese haben um 35 Prozent auf 1049 Tatbestände zugenommen. Hier waren fast alle Tatbestände zunehmend oder stagnierend. Einzig die „Erpressungen“, welche in den Vorjahren noch zugenommen hatten, sind um zehn Fälle resp. 43 Prozent gesunken. Sämtliche Trends widerspiegeln sich auch in der nationalen Statistik. In Bezug auf die Anzahl Straftaten deutlich zugenommen, haben die Diebstähle (+24 %, 407 Straftaten) inkl. der Fahrzeugdiebstähle (+26 %, 131 Straftaten). Zudem wurden auch der Tatbestand des Betrugs (+52 %, 132 Straftaten) und die Konkurs- und Betreibungsdelikte deutlich mehr bearbeitet (+267 %, 22 Straftaten).

Gewaltstraftaten

Wiederum leicht angestiegen sind die Gewaltstraftaten (+1 %, 134 Straftaten). Davon fanden leicht weniger Delikte im häuslichen Bereich statt (-8 %, 44 Straftaten). Rückläufig waren die Bereiche der schweren Gewalt (-60 %, 2 Straftaten) und der angedrohten minderschweren Gewalt (-15 %, 45 Straftaten). Beide Fälle der schweren Gewalt betrafen den Tatbestand der versuchten Tötung. Diese wurden in beiden Fällen mit einer Schneid- bzw. Stichwaffe begangen.

Delikte gegen die sexuelle Integrität

Bei den Straftaten gegen die sexuelle Integrität wurde im letzten Jahr ein Rückgang um 25 Prozent auf noch 30 Tatbestände verzeichnet. Während deutlich mehr Fälle von sexuellen Handlungen mit Kindern (+400 %, 10 Straftaten) bearbeitet wurden, nahmen die Tatbestände der sexuellen Nötigung (-80 %, 1 Straftat) und der Vergewaltigung (0 Straftaten) jeweils ab.



Diese Trends verlaufen entgegen der nationalen Statistik, welche bei den beiden letztgenannten Tatbeständen jeweils eine deutliche Steigerung verzeichnet. Abgenommen haben im Kanton Obwalden im vergangenen Jahr auch die Fälle von Exhibitionismus, der Pornografie und der sexuellen Belästigung.

Digitale Kriminalität

Im Bereich der digitalen Kriminalität war für das vergangene Jahr ein ausserordentlich starker Anstieg um 63 Prozent auf 294 Straftaten zu verzeichnen. Schweizweit betrug dieser „nur“ 35 Prozent. Damit hält der Trend zu deutlich mehr Delikten der digitalen Kriminalität weiter an.

Die Kantonspolizei Obwalden beschäftigt sich damit immer mehr mit Ermittlungen im digitalen Bereich, während die „analoge“ Kriminalität weiterhin auch bearbeitet werden muss. Eine deutliche Steigerung verzeichnete die Kantonspolizei Obwalden bei den Phänomenen des Phishings (+262 %, 47 Straftaten), des Hackings mit fremden Zugangsdaten (+91 %, 21 Straftaten), beim Kleinanzeigenbetrug bei dem Waren nicht geliefert werden (+88 %, 49 Straftaten), beim Betrug durch Missbrauch von Online-Zahlungssystemen/Wertkarten oder einer fremden Identität (+169 %, 70 Straftaten) und beim Online-Anlagebetrug (+180 %, 42 Straftaten).



Weniger Straftaten wurden bei der „Sextortion“ und bei der verbotenen Pornografie rapportiert. Im Bereich der digitalen Kriminalität ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen, da bei weitem nicht alle Delikte gemeldet werden. Auch bei der Kantonspolizei Obwalden gemeldete Verdachtsfälle werden kaum in der PKS erfasst, wenn kein Schaden entstanden ist, resp. nicht in ein Datenverarbeitungssystem eingedrungen wurde. Trotzdem generieren auch diese Meldungen Beratungs- und Abklärungsaufwand.

Um sich vor Straftaten im digitalen Raum wirksam zu schützen, empfiehlt es sich, persönliche Daten zurückhaltend bekannt zu geben, aktuelle Betriebssysteme und Antivirenprogramme zu nutzen, sich im digitalen Raum stets mit einem gesunden Misstrauen zu bewegen und sich regelmässig auf der Website der Schweizerischen Kriminalprävention oder auf „cybercrimepolice.ch“ zu informieren.

Betäubungsmittelkriminalität

Bei den Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz wurde im letzten Jahr wieder ein Anstieg der Straftaten um 50 Prozent auf 84 Delikte registriert. Die Anzahl der Straftaten im Kanton Obwalden umfasst jedoch insgesamt weniger Fallkomplexe als im Jahr davor. Die Widerhandlungen gegen das StGB wurden zudem in der Mehrheit im Zusammenhang mit Ermittlungen in anderen Deliktsbereichen oder aufgrund von Anzeigen des Bundesamtes für Zoll- und Grenzsicherheit rapportiert. Ziel der Kantonspolizei Obwalden ist es, zukünftig wieder ein grösseres Gewicht auf diese Delikte zu legen.

Verstösse gegen das Ausländer- und Integrationsgesetz

Im Bereich des Ausländer- und Integrationsgesetzes (AIG) sind die Delikte ebenfalls angestiegen. Im letzten Jahr wurden 62 Delikte nach diesem Gesetz bearbeitet (+29 %). Die Zunahme bezieht sich insbesondere auf die Delikte der „rechtswidrigen Ein-/Ausreise und Aufenthalt“ (+40 %, 14 Straftaten), die „Missachtung der Ein-/Ausgrenzung“ (+600 %, 14 Straftaten), „Verletzung der An- und Abmeldepflichten“ (+100 %, 18 Straftaten). Die Fälle der „illegalen Erwerbstätigkeit“ fielen auf der anderen Seite von 24 auf 11 Fälle ab, was einem Rückgang von 54 Prozent entspricht. Auch hier ist es so, dass die Delikte kaum anlässlich von gezielter Kontrolltätigkeit festgestellt wurden.



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Quelle: Kanton Obwalden
Bildquellen: Bild 1 – Bild 3: => Kantonspolizei Obwalden, Bild 4: => Symbolbild © x/Shutterstock.com; Bild 5: => Kantonspolizei Obwalden

 

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