Kanton Tessin: Jugendgewalt und Internetdelikte nehmen weiter zu
Die Sektion für Straftaten gegen die Integrität von Personen (SRIP) der Kantonspolizei Tessin verzeichnete im Jahr 2024 erneut einen Anstieg minderjähriger Beschuldigter wegen Verstössen gegen das Strafgesetzbuch.
Auch die Zahl der Ermittlungen im Bereich Pornografie nahm zu.
Mehr minderjährige Tatverdächtige
Im zweiten Jahr in Folge stieg die Zahl der minderjährigen Personen, die wegen Delikten nach dem Strafgesetzbuch angeklagt wurden – 362 Fälle bedeuten eine Zunahme um 23,7 Prozent. Der Anteil Jugendlicher an allen Beschuldigten liegt nun bei 11,3 Prozent (Vorjahr: 10,7 Prozent). Besonders häufig waren Fälle von Diebstahl, Raub, Sachbeschädigung sowie schwere Körperverletzung, Übergriffe, sexuelle Belästigung und Brandstiftung.
Aktivitäten der SRIP im Überblick
Die SRIP, bestehend aus dem Gruppe für besondere Opfer (GVS) und der Jugendgruppe (GMin), wurde 2024 insgesamt 793 Mal beigezogen (2023: 813).
Die Einsätze gliedern sich wie folgt:
- 84 Beratungen für andere Polizeidienste
- 378 Fälle im Zuständigkeitsbereich der Jugendgruppe
- 331 Fälle im Bereich der besonderen Opfer
Insgesamt wurden 486 strafrechtliche Ermittlungen eröffnet (Vorjahr: 478). In 227 Fällen ergaben sich keine strafrechtlich relevanten Hinweise. Diese wurden – wenn notwendig – an die regionalen Kinderschutzbehörden (ARP), Sozialdienste oder Partner im sozialen und Bildungsbereich weitergeleitet.
Pornografie: Zunahme bei Internetfällen
Im Bereich Pornografie wurden 84 Ermittlungen geführt (2023: 66), davon 60 Fälle im Zusammenhang mit der internationalen und nationalen Internetüberwachung (2023: 47). Die Auswirkungen der per 1. Juli 2024 in Kraft getretenen Reform des Sexualstrafrechts auf die Ermittlungsarbeit lassen sich derzeit noch nicht abschätzen.
Ein wichtiger Teil der Arbeit der SRIP bleibt die Durchführung videodokumentierter Befragungen von Opfern – insbesondere Minderjährigen, älteren Menschen oder Personen mit Behinderung. 2024 wurden 66 solcher Videoeinvernahmen durchgeführt (2023: 70).
Jugendgewalt und „Bestrafungsaktionen“
Rund 100 Ermittlungen betrafen Gewaltstraftaten durch Minderjährige. Darunter waren versuchte Tötungsdelikte, Körperverletzungen, Raufhändel, Gewalt gegen Beamte sowie andere Übergriffe.
Besonders herausfordernd war eine Ermittlung zu sogenannten Bestrafungsaktionen. Eine Gruppe, mehrheitlich bestehend aus Minderjährigen, hatte über Monate hinweg Treffen mit Personen arrangiert – meist über soziale Netzwerke und teils über Fake-Profile. Die vermeintlichen Verabredungen mit sexuellem Hintergrund endeten in Gewaltaktionen, die gefilmt und teilweise weiterverbreitet wurden. Bei koordinierten Polizeieinsätzen im Oktober und November wurden rund 30 Jugendliche identifiziert und vorübergehend festgenommen.
Prävention an Schulen
Die Gruppe Visione Giovani (GVG) engagiert sich in der Prävention an Schulen – von der 5. Primarstufe bis zu Berufs- und Mittelschulen. 2024 wurde sie 341 Mal angefragt (2023: 488), insbesondere durch Eltern oder Schulleitungen. Die Polizei führte 413 Präventionsveranstaltungen (2023: 439) sowie 116 Vermittlungsgespräche mit Jugendlichen und gegebenenfalls deren Familien (2023: 156) durch.
Quelle: Kantonspolizei Tessin
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