Schweiz: Wetterumschwung durch Kaltfront – Schneewarnung und Regen für den Osten

Der Kaltfrontdurchgang heute Abend läutet eine vorübergehende Wetterverschlechterung auf der Alpennordseite ein.

Nach der Trockenheit der vergangenen Monate bringt dies für die Vegetation der Ostschweiz eine kleine Entlastung.

Wie schon in vorangegangenen Blogs thematisiert, ist der April der Monat mit den meisten registrierten Föhnstunden im Jahr. Dadurch fielen die Niederschläge bisher vor allem auf der Alpensüdseite. Auf der Alpennordseite gab es Regen und Schnee vor allem durch die übergreifenden Stauniederschläge vom 15.-17. April und durch vereinzelte Schauer über dem Relief. Ansonsten blieb es trocken. Dies ändert sich nun heute Abend.

Trockener Osten in den vergangenen Monaten

Bereits im Februar und März blieb Niederschlag auf der Alpennordseite eine Rarität (siehe Klima-Blogs vom Februar und März), die gemessenen Werte lagen deutlich unter der Norm. Mitte April gab es zwar eine höchst aussergewöhnliche Südstaulage, die Niederschlagsmengen akkumulierten sich auf der Alpennordseite aber primär aufs Berner Oberland und die Westschweiz, die Ostschweiz sowie Nord- und Mittelbünden bekamen während dieses besonderen Ereignisses nur 1 bis 5 mm, örtlich auch bis 10 mm an Niederschlag.

Ansonsten blieb der April niederschlagslos, einzig am 21. gab es einzelne schwache Schauer entlang der Voralpen. Dementsprechend sticht der Osten des Landes auch im Monat April bisher mit unterdurchschnittlichen Niederschlagsmengen hervor (Abb. 3).


Abbildung 2: Niederschlagssummen April 2025 bisher. (Quelle: MeteoSchweiz)

Abbildung 3: Niederschlagsanomalie zur Klimanorm 1991 – 2020 für April 2025 bisher. (Quelle: MeteoSchweiz)

Zuerst Kaltfront, dann Stau am Alpennordhang

Die Kaltfront, die aktuell über die Schweiz zieht, sorgt in einer ersten Phase in allen Landesteilen für Niederschlag. Am Nachmittag gab es erste Schauer bereits entlang der Voralpen, in der Westschweiz und auf der Alpensüdseite. Vor allem alpensüdseitig gibt es auch einzelne Gewitter. Am Abend erreicht die Kaltfront, wo auch der Niederschlagsschwerpunkt (abgesehen vom Tessin und Misox) erwartet wird. In der zweiten Nachthälfte schwächen sich die Niederschläge allmählich ab. Bis zu diesem Zeitpunkt sinkt die Schneefallgrenze bis auf 1600 Meter, oberhalb von 1800 Metern wird bis am Donnerstag 3 Uhr mit 10 bis 20 cm Neuschnee gerechnet. Dementsprechend ist am östlichen Alpennordhang und in Nord- und Mittelbünden eine Schneewarnung der Stufe 2 herausgegeben worden.


Abbildung 4: Wolken und Reflektivitäts-Loop vom ICON-CH1-EPS Ctrl Modell Mittwoch 15 UTC bis Donnerstag 01 UTC. (Quelle: MeteoSchweiz.)

Abbildung 5: Gefahrenkarte MeteoSchweiz mit Schneewarnung Stufe 2 Ostschweiz und Nord- und Mittelbünden oberhalb 1800 Meter von Mittwoch 15 Uhr bis Donnerstag 03 Uhr. (Quelle: MeteoSchweiz.)

In einer zweiten Phase ändert sich die Höhenströmung am Donnerstag und Freitag zunehmend auf Nordwest. Unterstützt durch ein Höhentief nördlich der Schweiz staut sich die feuchte Luft am Alpennordhang. Es kommt wiederholt zu Niederschlägen, die Schneefallgrenze bleibt zwischen 1600 und 1800 Metern. Die Alpensüdseite ist dabei klassischerweise entlastet mit meist sonnigem Wetter und zunehmendem Nordwind, die intensivste Phase ist hier am Freitagnachmittag zu erwarten. Am Freitagabend zieht das verantwortliche Höhentief dann Richtung Südosten ab und die Stauniederschläge gehen zu Ende, die Höhenströmung dreht allmählich auf nordöstliche Winde.

Zusammenfassung Niederschlagsmengen

Insgesamt wird in den nächsten 60 Stunden mit 20 bis knapp 40 mm Niederschlag am zentralen und östlichen Alpennordhang gerechnet, in der Bodenseeregion 10-20 mm, wobei der meiste Niederschlag im Zuge der Kaltfront in den nächsten 12 Stunden zu erwarten ist. Lokal können auch über 40 mm an Niederschlag fallen. Auch die Alpensüdseite, vor allem das Misox, erwartet ähnliche Regenmengen, wobei sich hier die Niederschläge ausschliesslich auf den heutigen Mittwoch und die darauffolgende Nacht beziehen.

Ein Vergleich des ICON-CH2-EPS 25% Quantils und des IFS-HRES-EU Medians zeigt, dass die Niederschlagsverteilung der Modelle relativ konsistent ist. Die genauen Niederschlagsmengen sind vor allem von der konvektiven Aktivität heute Nachmittag und am Abend abhängig, die im ICON-CH2-EPS Modell etwas kräftiger ausfallen (siehe Unterschied der Niederschlagssummen auf der Alpensüdseite, Abb. 6 und 7).


Abbildung 6: Niederschläge 60 Stunden von Mittwoch 09 UTC bis Freitag 21 UTC ICON-CH2-EPS 25% Quantil.(Quelle: MeteoSchweiz)

Abbildung 7: Niederschläge 72 Stunden von Mittwoch 00 UTC bis Samstag 00 UTC IFS-HRES-EU Median.(Quelle: MeteoSchweiz)

Zum Wochenende hin wird das Wetter auf der Alpennordseite wieder zumindest teilweise sonnig, am Sonntag ist mit dem Tagesgang wieder mit einigen Schauern zu rechnen, vor allem entlang des Reliefs.

Trotz Niederschlägen aussergewöhnliche Trockenheit

Auch wenn die nächsten Tage den Osten des Landes bezüglich Trockenheit etwas entlasten: Wenn man sich die Periode Februar bis April inklusive der prognostizierten Niederschläge der nächsten Tage anguckt, wird diese 3-monatige Periode verglichen mit der gesamten Messreihe an mehreren Messstationen zu den Top drei der trockensten Februar-April-Perioden gehören (Abb. 8 bis 10). Dies unterstreicht nochmals die aktuell äusserst niederschlagsarme Situation in der Ostschweiz und in Nord- und Mittelbünden.


Abbildung 8: Niederschlag Februar bis April an der Station Altstätten SG 1864 – 2025. Für das Jahr 2025 wird der prognostizierte Niederschlag bis Ende April dazugerechnet. (Quelle: S. Bader/MeteoSchweiz)

Abbildung 9: Niederschlag Februar bis April Chur 1887 – 2025. Für das Jahr 2025 wird der prognostizierte Niederschlag bis Ende April dazugerechnet. (Quelle: S. Bader/MeteoSchweiz)

Abbildung 10: Niederschlag Februar bis April Davos 1867 – 2025. Für das Jahr 2025 wird der prognostizierte Niederschlag bis Ende April dazugerechnet. (Quelle: S. Bader/MeteoSchweiz)

 

Quelle:  Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Der Osten bekommt mehr Niederschlag – und er tut ihm gut
Bildquellen: Bild 1: => Meteomeldungen/App.; sonstige Bilder: => siehe Bildlegenden

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