Schweiz: Sekundenschlaf am Steuer erkennen und verhindern – so schützen Sie sich

Sekundenschlaf am Steuer zählt zu den gefährlichsten, aber am meisten unterschätzten Unfallursachen im Strassenverkehr. Bereits wenige Sekunden Unachtsamkeit können tragische Folgen haben.

Wer auf der Autobahn bei Tempo 120 nur für drei Sekunden die Augen schliesst, legt rund 100 Meter im Blindflug zurück. Der nachfolgende Artikel zeigt auf, wie Sie Sekundenschlaf erkennen, welche Risikofaktoren bestehen und was Sie konkret tun können, um sich und andere zu schützen.

Was ist Sekundenschlaf – und warum ist er so gefährlich?

Sekundenschlaf bezeichnet ein unwillkürliches, kurzes Einschlafen von wenigen Sekunden – häufig ohne dass die betroffene Person es überhaupt bemerkt. Dabei fällt das Gehirn kurzfristig in einen Schlafzustand, die Reaktionsfähigkeit setzt komplett aus. Anders als bei einer bewussten Müdigkeit kann es zu einem plötzlichen „Blackout“ kommen – das Auto fährt weiter, aber die Fahrerin oder der Fahrer „ist nicht mehr da“.

In der Schweiz gehen Fachleute davon aus, dass rund jeder zehnte schwere Unfall auf Müdigkeit oder Sekundenschlaf zurückzuführen ist. Besonders tückisch: Der Sekundenschlaf kündigt sich häufig nicht klar an. Wer ihn unterschätzt, gefährdet nicht nur das eigene Leben, sondern auch das anderer Verkehrsteilnehmender.


Sekundenschlaf am Steuer: Schon wenige Sekunden mit geschlossenen Augen können schwerwiegende Folgen haben – höchste Unfallgefahr!

Woran lässt sich Müdigkeit am Steuer erkennen?

Achten Sie auf folgende Warnzeichen:

  • Häufiges Gähnen und schwere Augenlider
  • Verschwommene Sicht oder brennende Augen
  • Konzentrationsschwierigkeiten, beispielsweise werden Verkehrszeichen übersehen
  • Unwillkürliches Abweichen von der Spur
  • Schwierigkeiten, sich an die letzten gefahrenen Kilometer zu erinnern
  • Das Bedürfnis, die Fenster zu öffnen oder laute Musik zu hören, um wach zu bleiben

Wenn Sie eines dieser Symptome feststellen, ist es höchste Zeit zu handeln und eine Pause einezulegen.

Wann die Müdigkeit besonders häufig zuschlägt

Statistisch gesehen treten die meisten Müdigkeitsunfälle zu bestimmten Tageszeiten auf:

  • Zwischen 2 und 5 Uhr morgens – das ist die biologische Tiefschlafphase
  • Am Nachmittag zwischen 13 und 15 Uhr – das bekannte Mittagstief
  • Nach langen Arbeitstagen oder Nachtschichten
  • Auf langen, monotonen Fahrten, etwa auf der Autobahn

Auch Menschen mit Schlafstörungen, Schichtarbeiter, Lkw-Chauffeure sowie Pendler gehören zu den Risikogruppen  für Sekundenschlag. Zudem erhöhen Medikamente wie Antihistaminika oder Beruhigungsmittel sowie der Konsum von Alkohol das Risiko erheblich.


 

Kurze Pause, grosse Wirkung: Ein Powernap am Steuer – aber nur im geparkten Auto – kann helfen, die Konzentration und Reaktionsfähigkeit wiederherzustellen.

Prävention: So schützen Sie sich vor Sekundenschlaf

1. Vor der Fahrt: Gut vorbereitet starten

  • Ausreichend schlafen: Gehen Sie ausgeruht an jede längere Fahrt. 7 – 8 Stunden Schlaf sollten es idealerweise sein.
  • Koffein gezielt einsetzen: Eine Tasse Kaffee vor der Abfahrt kann helfen – allerdings nur kurzfristig. Der Effekt setzt nach etwa 20 – 30 Minuten ein.
  • Alkohol meiden: Wer trinkt, gehört nicht ans Steuer.
  • Reisezeit clever wählen: Vermeiden Sie Fahrten in der Nacht oder direkt nach einem Arbeitstag. Planen Sie Ihre Reise in die aktiven Stunden Ihres Biorhythmus.

Regelmässige Pausen beim Autofahren tun gut: Frische Luft schnappen, sich strecken und ein paar Schritte gehen – das hilft gegen Müdigkeit und steigert die Konzentration.

2. Während der Fahrt: Auf Warnzeichen reagieren

  • Regelmässige Pausen einlegen: Mindestens alle zwei Stunden sollte eine Pause von 15 – 20 Minuten eingelegt werden. Vertreten Sie sich die Beine, gönnen Sie sich ein Getränk oder machen Sie sich auf der Toilette einer Raststätte frisch.
  • Kurzer Powernap: Wer müde wird, sollte eine Pause machen und im Auto einen 10 – 20-minütigen Kurzschlaf halten. Achtung: Länger zu schlafen führt zu starker Trägheit beim Aufwachen.
  • Fahrgemeinschaften nutzen: Wenn sich mehrere Personen beim Fahren abwechseln können, verringert sich das Risiko von Sekundenschlaf.
  • Fenster öffnen und durchlüften? Nur kurzfristig sinnvoll. Frische Luft ist kein Ersatz für echten Schlaf.
  • Koffein & Nap kombinieren: Eine Tasse Kaffee trinken, dann 20 Minuten schlafen – beim Aufwachen wirkt das Koffein. Diese Kombination ist besonders effektiv.

Fahrgemeinschaften helfen, Sekundenschlaf zu vermeiden – wer sich unterwegs austauscht, bleibt wacher. Und bei längeren Fahrten kann man sich auch mal ans Steuer abwechseln.

3. Technische Hilfsmittel nutzen

  • Fahrassistenzsysteme wie Spurhalteassistent, Müdigkeitserkennung oder automatische Notbremsassistenten können zwar keine Müdigkeit verhindern, aber zusätzliche Sicherheit bieten.
  • Apps und Warnsysteme: Einige Navigationsgeräte und Apps warnen bei langen Fahrten und erinnern an sinnvolle Pausen oder sie reagieren, wenn das Fahrverhalten Müdigkeit erkennen lässt.

Was Sie keinesfalls tun sollten

  • Sich mit Musik oder offenem Fenster wachhalten: Das verzögert den Sekundenschlaf vielleicht um wenige Minuten – verhindert ihn aber nicht.
  • Ignorieren von Warnzeichen: Wer erste Müdigkeitssymptome ignoriert, riskiert die Kontrolle über das Fahrzeug zu verlieren.
  • Sich überschätzen: „Ich halte das schon durch“ ist ein Trugschluss, der in Sekundenschlaf-Unfällen häufig tödlich endet.

Fazit: Wer müde ist, fährt nicht oder hält an

Sekundenschlaf kann jeden treffen – unabhängig vom Alter, der Fahrerfahrung oder der Strecke. Der beste Schutz ist daher, ausgeschlafen zu starten. Sollte Müdigkeit unterwegs einsetzen, gilt es, die Symptome zu erkennen und sofort zu reagieren. Wer seine eigenen Grenzen respektiert und sich Pausen gönnt, sorgt für Sicherheit – für sich selbst, die Mitfahrer und alle anderen auf der Strasse.

Im Zweifelsfall gilt: Lieber eine Pause zu viel als eine Sekunde zu spät.

Gute Fahrt!

 

Quelle: Polizei.news-Redaktion
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