Bise am Flughafen Zürich: Rückenwind bremst Starts und sorgt für Verspätung
Am Flughafen Zürich ist die Bise nicht unbedingt ein gern gesehener Gast.
Je nach Stärke und Windrichtung verursacht sie Verspätungen im Flugbetrieb.
Im Winterhalbjahr haben mutmasslich die wenigsten von Ihnen gerne Bise, bringt sie doch kalte Kontinentalluft und Hochnebel zu uns. Im Sommer können sich viele schon besser mit ihr anfreunden. Dann bringt sie oft warme und trockene Luft.
Für die Entstehung einer Bisenlage ist hoher Luftdruck über dem nördlichen Teil von Mittel- oder Nordeuropa und tiefer Druck im Mittelmeerraum notwendig. Sie ist manchmal hochdruckbestimmt, manchmal tiefdruckbestimmt. Im letzten Fall spricht man von einer zyklonalen oder schwarzen Bise.
Bise und Verspätungen am Flughafen Zürich
Am Flughafen Zürich verursacht die Bise immer wieder mal Verspätungen im Flugbetrieb. Normalerwiese finden die Abflüge während des Tages grösstenteils nach Westen und die Anflüge von Norden her statt. Dieses sogenannte Nordkonzept lässt die meisten Flugbewegungen pro Stunde zu, weil sich die An- und Abflugkorridore nicht in die Quere kommen. An- und Abflüge können gleichzeitig stattfinden.
Muss vom Nordkonzept abgewichen werden, weil die Windverhältnisse es nicht mehr zulassen, reduziert sich die Kapazität am Flughafen. Dies kann bei Bise der Fall sein. Weht sie zu stark, haben die nach Westen (280 Grad) startenden Flugzeuge zu viel Rückenwind. Die Schwelle dafür ist bei Bise grob bei einer mittleren Windgeschwindigkeit von rund 10 Knoten (knapp 20 km/h).
Die genaue Windrichtung spielt ebenso eine Rolle. Kommt die Bise beispielsweise aus einer Richtung von 30 Grad, ist die Rückenwindkomponente geringer als wenn sie aus 70 Grad weht. Ebenso sind die Höhenwinde oder der Flugzeugtyp Faktoren.
Bei Bisenstarts nach Osten landen Flugzeuge weiterhin von Norden. Muss ein landendes Flugzeug durchstarten, quert es damit den Abflugkorridor. Ein startendes Flugzeug darf also erst abheben, wenn eine landende Maschine sicher am Boden ist. Dies reduziert die Kapazität, was je nach Verkehrsaufkommen zu Verspätungen führt. Deshalb ist eine genaue Prognose der Bise unerlässlich für den Flughafen. Die Meteorologen und Meteorologinnen von MeteoSchweiz sind diesbezüglich im ständigen Austausch mit Skyguide, die für den Flugbetrieb und deren Sicherheit verantwortlich ist.
Weitere einschränkende Gründe
Nicht nur bei Bise, auch bei zu starken Nordwestwinden muss vom Nordkonzept abgewichen werden. In diesen Fällen haben landende Flugzeuge aus Norden zu viel Rückenwind. Schlechte Sicht, sehr tiefe Bewölkung bzw. Nebel, aber auch die Tageszeit sowie die Deutsche Durchführungsverordnung zur Luftverkehrsordnung (DVO) sind Gründe, warum ein anderes als das Nordkonzept zur Anwendung kommt.
Lange Phase mit Bise
Seit letztem Sonntag, 4. Mai, weht die Bise tagsüber sehr häufig auf der Alpennordseite. Am Flughafen Zürich-Kloten erreichte sie oft Windgeschwindigkeiten, die ein Umstellen des Betriebskonzepts erforderten.
Die nächsten Tage bleibt uns die Bise mehrheitlich erhalten, scheint aber insgesamt etwas schwächer zu sein als während der letzten Tage. Dennoch könnte sie phasenweise durchaus wieder Windgeschwindigkeiten erreichen, die Weststarts verhindern könnten.
Nachts oft keine Bise
Übrigens weht in der Nacht oft keine Bise am Flughafen Zürich. Abends, wenn die bodennahen Schichten allmählich abkühlen, beginnen sich die untersten Luftschichten zu stabilisieren. Die Bisenströmung wird quasi vom Boden entkoppelt. Am nächsten Vormittag, wenn sich die Luft wieder erwärmt, findet nach und nach wieder eine Durchmischung statt, sodass die Bise auch wieder die bodennahen Schichten erreicht.
Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Warum die Bise für Verspätung im Flugbetrieb sorgt
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