Schweizer Armee: Vom Koch zum Einsatzleiter – Manuel Zwicky über den Weg zur Militärpolizei

Hauptfeldweibel Manuel Zwicky arbeitet als Gruppenführer/Einsatzleiter für den Militärpolizei Sicherheitsdienst in Emmen.

Für was er in seinem Beruf brennt und warum er vom Koch zum Militärpolizisten mutierte, erzählt uns der 35-jährige Basler im Interview.

Manuel Zwicky, Sie arbeiten als Gruppenführer/Einsatzleiter für das Einsatzkommando Militärpolizei Sicherheitsdienst in Emmen. Welche Aufgaben erfüllt dieses Kommando im Allgemeinen und was spezifisch in Emmen?

Das Einsatzkommando MP Sicherheitsdienst zeichnet sich hauptsächlich für den Schutz von militärisch kritischen Infrastrukturen verantwortlich. In meinem Fall ist das der Schutz des militärischen Flugplatzes Emmen.

Was gehört zu Ihren Kerntätigkeiten?

Zu meiner Kerntätigkeit gehört das Planen sowie das Leiten und Durchführen und die Nachbearbeitung von schützenden und sichernden Aktionen, also von Einsätzen für den erwähnten statischen Objektschutz oder auch für mobile Patrouillentätigkeiten. Dies können beispielsweise eine normale sicherheitspolizeiliche Kontrolle im Bereich Fahrzeug- und Personenkontrolle, Sicherheitstransporte oder der Schutz von Armeeanlässen sein. Dann bin ich auch Ausbildner und Instruktor. Ich stelle den fachtechnischen Kompetenzerhalt sicher und kümmere mich um die Laufbahnplanung meines Teams.

Wie setzt sich Ihr Team zusammen?

Ich leite hier in Emmen die Gruppe 1. Diese setzt sich aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Alter von Anfang 20 bis zur Pensionierung zusammen.

Sind Sie nebst Emmen auch in anderen Gebieten im Einsatz?

Zu unserem Haupteinsatzgebiet gehört die Region Zentralschweiz bis an das angrenzende Berner Oberland. Wir sind aber auch in der ganzen Schweiz operativ tätig und können für kurz- bis mittelfristige Einsätze auch im Ausland, also zum Beispiel für den Friedensförderungsdienst (Anm. d. Red.: Multinational Military Police/KFOR) eingesetzt werden. Weiter haben wir bei der Militärpolizei die Möglichkeit, sich zwecks Verbesserung der Sprachkenntnisse für eine gewisse Zeit in die Romandie oder ins Tessin versetzen zu lassen. Das macht die Arbeit sehr abwechslungsreich.

Wie war Ihr Ausbildungsweg und wie ist Ihr beruflicher Werdegang?

Ich habe eine Lehre als Koch absolviert und mich später auf die thailändische Küche spezialisiert. Ich habe in verschiedenen asiatischen Restaurants gearbeitet, bis ich eines Tages genug hatte. Ich wollte mich unbedingt beruflich neuorientieren und brauchte dringend einen Tapetenwechsel. Da ich ein Weltenbummler bin, mich sehr für andere Kulturen interessiere und meine Zukunft in der Armee sah, bin ich auf das Kompetenzzentrum SWISSINT gestossen. Ich habe mich gemeldet und dann im Jahr 2011 einen Einsatz für die KFOR bei der Infanterie absolviert.

Wuchs dort Ihr Wunsch, zur Militärpolizei zu gehen?

Ja, während meines sechsmonatigen Einsatzes im Kosovo teilte ich meine Unterkunft mit einem Kameraden, welcher sich entschlossen hatte, im Anschluss die Aufnahmeprüfung zum Militärpolizei Sicherheits-Unteroffizier zu absolvieren. Er hat mir von diesem Berufsweg vorgeschwärmt und das hinterliess Spuren bei mir. Ich kehrte nach dem Kosovo also nach Hause zurück und habe dann zuerst wieder als Koch gearbeitet. Später entschloss ich, mich auch für den sechsmonatigen Grundausbildungslehrgang zum Militärpolizei Sicherheits-Unteroffizier zu bewerben. Nach bestandenem Assessment konnte ich die Ausbildung in Angriff zu nehmen.

Wie ging es nach dem Grundausbildungslehrgang weiter?

Direkt nach meiner Schule wurde ich in die Militärpolizei Region 2 eingegliedert. Dort habe ich meine ersten Sporen abverdient und war dann für Sicherheitstransporte, den Konvoischutz bei Staatsbesuchen, für das WEF und subsidiäre Einsätze für die Kantonspolizei Bern, wie zum Beispiel den Botschaftsschutz, tätig. Während Corona unterstützte ich das damalige Grenzwachkorps.

Wie kamen Sie zur Ihrer heutigen Stelle?

Ich sah mich bald mal in der Rolle als Instruktor und Ausbildner. Das hat mich immer sehr interessiert. Ich habe dann beim Schweizerischen Polizei-Institut die Weiterbildung zum Schiessinstruktor absolviert und meine ersten Erfahrungen als Ausbildner gemacht. Mein Vorgesetzter hat mich immer sehr unterstützt und als die Stelle als Gruppenführer ausgeschrieben wurde, habe ich mich beworben. Nun arbeite ich bereits seit dreieinhalb Jahren in dieser Position.

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer Aufgabe?

Mir gefällt vor allem, dass ich das Bindeglied zwischen der Mannschaft und meinen Vorgesetzten bin und in meiner Funktion als Gruppenführer und Instruktor für die persönliche Weiterentwicklung meines Teams verantwortlich bin. Mir ist die Förderung der Mitarbeitenden sehr wichtig und ich versuche dabei die Werte der Schweizer Armee und eine offene Fehlerkultur zu vermitteln. Ich mag meine Rolle als Leader und Entscheidungsträger und dass ich eine Verantwortung gegenüber meinem Team habe. Es ist für mich ein Privileg für die Armee tätig zu sein und weiss, dass es nicht selbstverständlich ist, wie gut wir es in der Schweiz haben. Meine Motivation ist es, dem Land etwas zurückzugeben. Dass ich dies mit meiner Arbeit machen kann, ist auch ein Punkt, der mir an meiner Aufgabe gefällt.

Was weniger?

Das ist tages- und formabhängig, aber ich lebe nach dem Prinzip: Dinge, die man hasst, soll man so tun, als würde man sie lieben. Hat alles mit Selbstdisziplin zu tun. (Lacht).

Was sind die Voraussetzungen, um Ihre Funktion ausüben zu können?

Man muss sich immer bewusst sein, dass man eine Vorbildfunktion innehat und diese ernst nehmen. Man muss die Fähigkeit besitzen, auf die Mitarbeitenden einzugehen, eine aufrichtige und offene Kommunikation leben und motivieren können. Und selbstverständlich gerne im militärischen Umfeld tätig sein.

Gibt es ein Erlebnis, dass Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Es gibt sehr viele Erlebnisse, aber ich kann keines im Speziellen hervorheben. Für mich sind es vor allem die Momente, die uns als Kameraden und Kameradinnen zusammenschweissen. Das sind zum Beispiel Auslandeinsätze, wo man über Monate weg von zuhause ist und sich stets auf engem Raum mit einem Arbeitskollegen befindet oder intensive Einsätze an der Grenze von mehr als 12 Stunden, welche sich über Tage und teils auch in der Nacht hinziehen. Danach hat man das Debriefing mit seinem Team und den Vorgesetzen, lässt den Einsatz Revue passieren und geniesst zusammen ein Bier.

 

Quelle: Kommunikation VBS
Bildquelle: Sara Affolter, VBS-DDPS

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