Schweizer Armee: Berufsunteroffiziere führen SWISSCOY-Kontingent im Kosovo

Das Militär ist seit langem ihr Alltag, die Uniform ihre vertraute Arbeitskleidung.

Ihr Fachgebiet kennen sie in- und auswendig. Doch in einer multinationalen Mission im Ausland ist vieles anders. Drei Berufsunteroffiziere übernehmen Führungsaufgaben sowohl in der Funktion als Kompaniekommandant als auch als Zugführer. Sie erzählen von den Herausforderungen im Auslandeinsatz und den Chancen, die die Erfahrung ihnen persönlich und der Schweizer Armee bringt.

Kevin Ryf, Marc Amstutz und Misko Marioli übernehmen im SWISSCOY-Kontingent 52 die Funktionen des Kommandanten und der Zugführer der Supportkompanie (SUP COY). Alle drei sind eidgenössisch diplomierte Berufsunteroffiziere im Grad eines Adjutant Unteroffiziers.


Von links nach rechts: Adj Uof Amstutz, Hptm Ryf und Adj Uof Marioli

Kevin Ryf leistet seinen ersten SWISSCOY-Einsatz als Kommandant der SUP COY im Camp Novo Selo (CNS). Für die Übernahme dieser Funktion wurde er zum Hauptmann einsatzbefördert. In der Schweiz arbeitet er in der Instandhaltungsschule 43 in Thun als Ausbildner für gepanzerte Radfahrzeuge. Er liess sich an der Berufsunteroffiziersschule der Armee (BUSA) ausbilden und wurde Ende 2021 diplomiert und befördert. Unterstützt wird er im Einsatz von Adj Uof Amstutz und Adj Uof Marioli. Auch für sie ist es der erste Auslandeinsatz. Die beiden Berufsunteroffiziere durchliefen eine ähnliche Laufbahn wie Hptm Ryf. Adj Uof Marioli führt den Pionierzug mit Hoch- und Tiefbaugruppen. In der Schweiz bildet er an der Rettungsschule 75 in Wangen a. A. Rekruten zu Rettungssoldaten aus. Adj Uof Amstutz führt den Logistikzug mit vier Gruppen. In der Schweiz arbeitet er ebenfalls an der Instandhaltungsschule 43 in Thun und ist auf den Kampfpanzer Leopard 2 und die Panzerhaubitze M109 spezialisiert.

Gleicher Hintergrund, unterschiedliche Rollen

In der Schweiz arbeiten sie auf derselben Stufe, im Einsatz übernimmt Hptm Ryf als Kommandant die Führung. Doch auch Adj Uof Marioli und Adj Uof Amstutz nehmen als Zugführer während des Einsatzes eine Funktion ein, die in der Milizarmee typischerweise von einem Offizier übernommen wird. Deshalb legten sie bereits im Ausbildungskurs grossen Wert auf Teambuilding und Rollenklärung. Eine Herausforderung sei die Hierarchie nicht, betonen alle drei. Auch im Einsatz pflegen sie eine offene Feedbackkultur.

„Ich bin stolz darauf zu sehen, was wir hier unten alles leisten und dass unsere Arbeit in einer multinationalen Mission etwas bewirkt. Der Einsatz zeigt mir, dass es auch mit weniger Mittel geht. Erfolg beginnt mit Machen.“
– Hptm Kevin Ryf

Mentale Flexibilität

Die neue Funktion erforderte mentale Anpassung, so Adj Uof Marioli. In der Schweiz führt er junge Rekruten, im SWISSCOY-Einsatz dagegen erfahrene Freiwillige. Besonders als Missions-Neuling sei das CNS mit vielen einsatzerprobten Kontingents-Angehörigen anspruchsvoll. Zusammengefasst seien die Erwartungen an einen Berufsmilitär höher, dieses Empfinden teilt das Führungstrio.

Starke Führungskompetenzen sind gefordert:

Missionserfahrene können herausfordernd sein, aber bringen auch enormen Mehrwert, so Adj Uof Amstutz. Gute Menschenkenntnis und Bauchgefühl helfen, sich ein Bild vom Zug zu machen. Unteroffiziere setzen die Absichten der Vorgesetzten mit begrenzten Mitteln um. Improvisation und Flexibilität sind zentral. Adj Uof Marioli betont die Wichtigkeit, die Motivation der Truppe hochzuhalten. Die Abwesenheit von der Heimat kann belasten, deshalb spricht er häufig mit seinen Unterstellten, um ihr Befinden einzuschätzen.

Da im CNS der Grossteil der SWISSCOY stationiert ist, ist durchdachte Führung für die Zusammenarbeit innerhalb und mit anderen Kompanien zentral.

„Gute Menschenkenntnisse sind als Berufsunteroffizier wichtig. Diese haben uns im Einsatzraum geholfen, schnell in unsere anspruchsvolle Führungsrolle im Kosovo hineinzufinden.“
– Adj Uof Marc Amstutz



Chancen und Herausforderungen

Im Kosovo sitzen sie mehr am Schreibtisch als im Milizalltag. Entscheidungen haben unmittelbarere Konsequenzen. Hptm Ryf trägt Verantwortung als Kommandant der SUP COY, Standortkommandant im CNS mit rund 100 Personen und leitet das Mobility Support Detachments (MSD). Er und seine Zugführer orientieren sich an der transformationalen Führung. Im Einsatz testen sie diesen modernen Führungsstil, sammeln Erfahrungen und bringen diese zurück in die Ausbildung. Sie agieren als Vorbilder, vermitteln Werte, motivieren durch Visionen und übernehmen Verantwortung mit Vertrauen in ihre Leute.

Trotz Herausforderungen empfindet er den Einsatz als bereichernd. Die internationale Zusammenarbeit erfordert Flexibilität und eine gewisse Abkehr vom gewohnten Schweizer Perfektionismus. Pragmatismus bringt oft schnellere Resultate.



„Mentale Flexibilität und eine pragmatische Handlungsweise sind im Einsatz in vielerlei Hinsicht wichtig. Diese Denkweise wird mir künftig auch im Berufsalltag in der Miliz helfen.“
– Adj Uof Marc Amstutz

Der Austausch mit Unteroffizieren anderer Nationen ist laut Adj Uof Marioli besonders wertvoll. Zu sehen, wie in anderen Ländern geführt und ausgebildet wird, sei sehr wertvoll für ihre persönliche Weiterentwicklung, aber auch für ihren Arbeitsalltag zuhause, ergänzt Adj Uof Amstutz.

„Diese multinationale Mission gibt uns Berufsmilitär die Möglichkeit, uns mit einer Realität auseinanderzusetzen, die sich von der unterscheidet, die wir in unseren Kommandos in der Schweiz kennen.“
– Adj Uof Misko Marioli

 

Quelle: Schweizer Armee/Fachof Romina Kratter, Presse- und Informationsoffizierin SWISSCOY 52
Bildquelle: Wm Katrin Locher, Stv Presse- und Informationsoffizierin SWISSCOY 52

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