Revision der Energieverordnung: Kritische Stimmen in der Schweiz werden lauter

Sorgsam mit Energieressourcen umgehen, Energieeffizienz gewährleisten, prinzipiell den Energieverbrauch im Unternehmen oder auch im Haushalt drosseln – Energiesparmassnahmen haben in der Schweiz schon seit geraumer Zeit Hochkonjunktur. Schliesslich tragen die Schweizer so nicht nur zur ökologischen Optimierung an sich bei; entsprechende energieeffiziente Massnahmen und daraus resultierende Kosteneinsparungen sorgen oftmals für einen gefüllten Geldbeutel. Die Schweizer Bevölkerung hat diesbezüglich die Zeichen der Zeit erkannt. Umso verwunderlicher erscheint es, dass der Bundesrat mit der verabschiedeten Revision der Energieverordnung der Chance, eminente Einsparungen in Bezug auf den Stromverbrauch zu generieren, eine Abfuhr erteilt hat.

Einsparpotenzial von rund acht % wird nicht annähernd genutzt

Gerade eidgenössische Umweltverbände protestieren lautstark gegen diesen Umstand. Ihrer Meinung nach sind in der Schweiz die Richtlinien für die neuen Mindeststandards für Wärmepumpen, Computer, Geschirrspüler und anderweitige Geräte nicht streng genug eingegrenzt. Laut entsprechenden Berechnungen kann im Hinblick auf den Energieverbrauch in der Schweiz von einem im internationalen Vergleich hohem Einsparpotenzial, das bei rund acht % liegt, ausgegangen werden. Eine entsprechende Studie des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) bestätigt diese Angaben.

Der Bundesrat schiebt der Nutzbarkeit dieses Einsparpotenzials durch seinen Beschluss nunmehr einen Riegel vor. Stattdessen wird auf lange Sicht jetzt nur ein kleiner Teil des vorhandenen Einsparpotenzials rund um den Stromverbrauch genutzt. Laut der Schweizerischen Agentur für Energieeffizienz (S.A.F.E.) ist mit dem Beschluss zur Revision eine grosse Möglichkeit zu einer umfassenden Stromverbrauchsreduktion vorbeigezogen. Besonders deutlich wird dies bei einer direkten Gegenüberstellung der nackten Zahlen. Nach den Plänen des Bundesrats kann eine Reduktion des Verbrauchs um rund 675 Gigawattstunden (GWh) realisiert werden. Ohne Revision könnten demgegenüber bis zu 5.000 GWh eingespart werden.

Umweltverbände fordern den Einsatz von volkswirtschaftlich sinnvollen Instrumenten

So sind mit der Revision jetzt zum Beispiel die eigentlich vorgesehenen Richtlinien bzw. Standards für Motoren „entschärft“ und für Wärmepumpen komplett gestrichen worden. Die Kritiker der Revision werfen diesbezüglich dem Bundesrat vor, durch den Verzicht auf Mindestanforderungen gleichfalls ein ungemein wirkungsvolles Instrument in Bezug auf die Stromeffizienzpolitik zu verlieren. Zudem wird den Befürwortern entgegengehalten, dass letztendlich die Konsumenten die höheren Kosten für den Stromverbrauch tragen.

Demgegenüber hat das Seco in seiner Studie prognostiziert, dass sowohl Unternehmen als auch Konsumenten von Mindestanforderungen als Energiesparmassnahme finanziell profitieren können. Inzwischen haben die Umweltverbände in der Schweiz den Bundesrat aufgefordert, im Rahmen der Energiestrategie 2050 die volkswirtschaftlich sinnvollen Instrumente zum Stoppen der momentanen Energieverschwendung zum Einsatz zu bringen und das Einsparungspotenzial im grösstmöglichen Umfang auszunutzen.

 

Oberstes Bild: © Sergey Nivens – Shutterstock.com

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