Armut in der Schweiz – ein ernstes Problem
von Tobias Wolf
Gemäss dem Bundesamt für Statistik (BFS) gilt derjenige als arm, der nicht genügend Geld besitzt, „um die für ein gesellschaftlich integriertes Leben notwendigen Dienstleistungen und Güter zu erwerben“. Die Schwelle für Einzelpersonen lag 2012 bei 2200 Franken pro Monat und für eine vierköpfige Familie bei 4050 Franken pro Monat.
Als armutsgefährdet gelten Personen, die knapp oberhalb der Armutsgrenze leben. Zu diesen gehört in der Schweiz jeder, der als Einzelperson weniger als 2500 Franken pro Monat zur Verfügung hat. Dieser Gruppe gehören 15 % der gesamten Bevölkerung an, womit sich die Schweiz im europäischen Vergleich im schlechteren Mittelfeld platziert. Besonders im Vergleich mit den Niederlanden oder mit nordischen Staaten zeigt sich, dass die Schweiz ein Problem hat. Gerade bei den Frauen ist ein negativer Trend zu verzeichnen, denn jede Sechste lebt in der Schweiz knapp an der Armutsgrenze.
Alleinerziehende sind besonders betroffen
Unter diesen Frauen befinden sich mit grosser Wahrscheinlichkeit viele alleinerziehende Mütter, da die Schweiz noch keinen effektiven Weg gefunden hat, das Einkommen dieser Frauen anzuheben. Dadurch sackt die Schweiz im internationalen Vergleich deutlich ab und muss eine erschreckende Bilanz ziehen: Jede vierte Alleinerziehende lebte im Jahr 2012 an der Armutsgrenze. In der Schweiz gilt sogar jede sechste Person in einer Einelternfamilie als arm.
Ebenfalls problematisch stellt sich die Situation bei den Bildungsschwachen dar. Auch in diesem Bereich erhält die Schweiz im europäischen Vergleich schlechte Noten. Diese Personengruppe hat in der Schweiz grosse Schwierigkeiten, einen finanziellen Anschluss zu finden, da die Möglichkeiten dafür immer geringer werden. Wie die Zahlen von 2012 zeigen, lebte jeder Fünfte von denjenigen, die höchstens die Pflichtschulzeit absolviert haben, an der Armutsgrenze. Weitere überdurchschnittlich armutsgefährdete Gruppen sind, laut dem Bericht des Bundesamtes, Kinder aus kinderreichen Familien und Migranten.
Sozialleistungen zeigen nur wenig Wirkung
Im Vergleich mit den anderen europäischen Ländern zeigt sich zudem, dass die Sozialhilfe in der Schweiz nur wenig Nutzen bringt. Schaffen es Länder wie Holland oder Finnland, durch staatliche Zuschüsse die Anzahl der Armutsgefährdeten zu halbieren, so klappt dies in der Schweiz nur bei einem Drittel der Betroffenen.
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