ÖV-Tariferhöhung – ein Abend-GA und mehr Rabatt-Billette

Die geplante Erhöhung aller Tarife im öffentlichen Verkehr der Schweiz hat für viele Diskussionen gesorgt. Durch Verhandlungen mit dem Branchenverband öffentlicher Verkehr (VöV) ist es Preisüberwacher Stefan Meierhans jetzt aber gelungen, die Verteuerungen vorläufig abzumildern.

Im Mai dieses Jahres hatte der VöV angekündigt, dass ab Dezember die Preise aller Fahrausweise und Abonnements um 2,9 % steigen würden. Grund dafür ist laut dem Branchenverband, dass das Passagieraufkommen im Regionalverkehr und der Kostenersatz durch die öffentliche Hand nicht im gleichen Masse steigen würden wie die zusätzlichen Kosten, die durch die Beschaffung von Rollmaterial wie Bussen und Bahnen sowie den Ausbau des Angebotes entstünden.

Mehr Rabatt-Billette im Fernverkehr 

Für den Preisüberwacher rechtfertigte diese Argumentation allerdings nicht die lineare Preiserhöhung über alle Strecken, denn dadurch wären auch Bahnfahrten auf Linien des Fernverkehrs teurer geworden, die von der Finanzlücke überhaupt nicht betroffen sind. In der nun geschlossenen Vereinbarung mit dem VöV ergibt sich insgesamt eine Verminderung des Aufschlags von 2,9 auf 2,3 %. Dies entspreche in etwa einer Reduktion der vorgesehenen Mehreinnahmen von 48 Millionen Franken, so Meierhans.

Während die Preiserhöhung bei den regulären Fahrausweisen wie geplant durchgeführt wird, verändert sich der Preis des Halbtaxabonnements bis Mitte 2015 nicht. Für ein Jahr wird es ab diesem Zeitpunkt sogar um 10 Franken günstiger, um dann ab Mitte 2016 für Neueinsteiger um 20 Franken teurer zu werden. Zudem sollen für 50 Verbindungen im Fernverkehr mehr Rabatt-Billette ausgegeben werden, die allerdings nur online erhältlich und an bestimmte Züge gebunden sein werden. Ferner wird ab nächstes Jahr versuchsweise ein Abend-Generalabonnement von den Verkehrsunternehmen eingeführt, dessen Preis allerdings noch nicht feststeht.

Preiserhöhung lediglich verschoben?

Ein weiterer wesentlicher Bestandteil der Vereinbarung zwischen Preisüberwacher und VöV ist zudem, dass weitere Erhöhungen bis 2017 nicht stattfinden sollen. Ende 2017 wird die Diskussion um höhere Preise dann mit grosser Wahrscheinlichkeit aber erneut entflammen, da die für diesen Zeitpunkt beschlossene Verteuerung der Trassenpreise zum Teil von den Bahn- und Busunternehmen auf die Fahrgäste abgewälzt werden wird. Sollte sich dies auf die gleiche Weise auf die Billettpreise auswirken wie die Trassenpreiserhöhung vom letzten Jahr, dann werden Passagiere mit einem durchschnittlichen Anstieg von 2,6 % rechnen müssen. Sollten die Fahrpreise allerdings in diesem Masse weiter steigen, wird für viele Fahrgäste der Umstieg auf andere Verkehrsmittel wie etwa das Fahrrad oder das Auto immer attraktiver werden.

Der Kompromiss zwischen VöV und Preisüberwacher kann daher nur einen ersten Schritt hin zu einer transparenteren Preispolitik darstellen. Wichtig ist nun, dass die Branche und die öffentliche Hand zu klaren Antworten und Übereinkünften im Bezug auf die grundlegenden Fragen kommen. Zu diesen gehören unter anderem die substanzielle Gewichtung der nachfrageorientierten Komponenten oder der Kostendeckungsgrad des öffentlichen Verkehrs.

 

Oberstes Bild: © Sofilou – Shutterstock.com

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