Nur 25 Wölfe leben in der Schweiz

Mythen und Legenden umgeben den Isegrimm; Rotkäppchen wurde von ihm verführt, Romulus und Remus wurden von eine Wolfsfähe gesäugt. Doch der böse Wolf ist wieder in aller Munde, seitdem er seinen Pfotenabdruck verstärkt in den Schweizer Wäldern hinterlässt und die Kleinbauern um ihr Vieh fürchten. Das Pro und Kontra sollte intelligent hinterfragt werden, denn Aufklärung schützt vor Fehlinterpretationen.

In der NZZ informiert aktuell der Agrarhistoriker und Wissenschaftler Jon Mathieu über das Phänomen Wolf und versucht die Bevölkerung für das scheue Raubtier zu sensibilisieren. Die Gefahr ist nicht der Wolf, sondern die unbegründete Angst vor ihm bereitet uns Stress. Jahrhundertlang streiften Wölfe durch die Wälder Westeuropas, wurden von den Menschen zwar kaum bemerkt, aber systematisch verfolgt. Die Industrialisierung, Zersiedelung und Bejagung verdrängte den Wolf in der Schweiz vollständig. Jetzt kommt er langsam zurück.

Im 20. Jahrhundert fast ausgerottet

Die Feindschaft zwischen Wolf und Mensch ist legendär. Seit dem Mittelalter bis Anfang 1900 wurden Wölfe gejagt und beinahe ausgerottet. In den Alpen durchgeführte Treibjagden waren Riesenevents (würde man heute sagen) und galten als die grössten Tiervernichtungsfeldzüge überhaupt. Der Mensch breitete sich immer weiter aus und der Wolf war ihm im Weg.

Für die Schweiz gibt es keine historischen Forschungen über Wolfsangriffe, dafür war die Population zu gering, aber im dicht besiedelten Frankreich sollen um 1700 jedes Jahr etwa 450 Menschen Wolfsbissen zum Opfer gefallen sein. Diese Zahlen basieren auf den Erkenntnissen des französischen Historikers Jean-Marc Moriceau. Wolfskenner und Wolfsfreunde schütteln ob solcher Zahlen ungläubig den Kopf, gelten die Tiere doch als menschenscheu und nicht angriffslustig. Allerdings basierte wohl ein Grossteil der Wolfsunfälle auf Verletzungen durch tollwütige Tiere.

Für die Eindämmung der Tollwut sind die Veterinärämter in Zusammenarbeit mit den Forstämtern zuständig. Der Impfschutz durch das grossflächige Auslegen von Impfködern wird regelmässig erneuert. Seit 1999 gilt die gesamte Schweiz als tollwutfrei, demnach kann sich auch der neu eingewanderte Wolf nicht anstecken. Er könnte die Krankheit zwar mitbringen, aber es wurde noch kein einziger tollwütiger Wolf in der Schweiz entdeckt.

Der erste Wolf nach der Vertreibung der Neuzeit wurde Mitte der 90er-Jahre in den Schweizer Alpen gesichtet. Vermutlich wanderte er über Italien ein, denn dort waren die Wölfe nie verschwunden. Aktuell leben 25 freie Wölfe einzeln oder im Rudel in der Schweiz, wie Fotofallen beweisen. Einige zeigen die Tendenz zum Weiterziehen in die Wälder Bayerns. Sie stehen unter Artenschutz und dürfen nicht gejagt werden.

 

Oberstes Bild: © Holly Kuchera – Shutterstock.com

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