Wetter: Hochdruckmarathon
Die aktuelle Hochdrucklage hat Ausdauer: Auch heute war es in der Schweiz ganztags sonnig und wolkenlos.
Entsprechend wenig gibt es zum heutigen Wetter zu berichten. Deswegen beschäftigen wir uns im heutigen Blog mit der Mittelfristprognose des kommenden Sonntags, mit speziellem Fokus auf das Engadin und das bevorstehende, grösste Langlaufrennen in den Alpen.
Sonnig, dunstig und grosser Tagesgang
Das wetterbestimmende Hochdruckgebiet hat seinen Kern von Norddeutschland nach Österreich verlagert. Damit hat sich die kalte Bise, welche uns die vergangenen Tage beschäftigt hat, vorerst verabschiedet. Dank einer weiteren, kalten Strahlungsnacht wurden wiederum eisige Minima verzeichnet, insbesondere auch im Tessin. In Stabio wurden mit -6.7 Grad sogar alle Tiefstwerte des vergangenen Winters unterboten.
Nacht der kalten Nacht stiegen die Temperaturen markant an. In den Niederungen wurden nach langer Zeit wieder zweistellige Werte gemessen. Zwar sind markante Tagesgänge der Temperatur bei Hochdrucklagen im Frühling typisch, heute aber wurde dieser durch die generelle Erwärmung der unteren Luftschichten (Subsidenz und schwache Warmluftadvektion aus SW) noch zusätzlich verstärkt. Bis um 16:30 Uhr wurden folgende Tagesgänge verzeichnet:
Abgesehen von vereinzelten, dünnen Cirren am frühen Morgen konnte der Blogschreiber am heutigen Tag keine einzige Wolke entdecken. In den tieferen Schichten war es aber auch heute wieder dunstig, die Obergrenze der belasteten Grundschicht ist im Vergleich zu gestern auf knapp 2000 m angestiegen. Weitere Informationen zu den Aerosolen bzw. zum „Drägg“ finden sie im Blog vom Dienstag.
Marathonprognose
Auf das Wochenende hin beginnt das blockierende Omegahoch vorübergehend etwas zu schwächeln, bevor es in der kommenden Woche seinen „Marathon“ fortsetzt. Aus Westen nähert sich ab Freitag ein umfangreiches Tiefdrucksystem mit Kern über dem Atlantik. Gleichzeitig sickert auf der Alpensüdseite erneut kältere und feuchtere Luft ein. Damit ist die Ausgangslage für eine längere Föhnlage geschaffen.
Während sich auf der Alpensüdseite eine schwache Staulage einstellt, werden die westlichen Landesteile von sich abschwächenden Fronten gestreift. Damit ist noch unsicher, wie weit die (meist nur mittelhohe und hohe) Bewölkung gegen Osten hin vordringen kann. Mit recht hoher Zuverlässigkeit kann aber gesagt werden, dass die östlichen Regionen mit föhniger Entlastung weiterhin trockenes, mildes Wetter erwarten dürfen. Dies erfreut wohl gut 10’000 Leute, welche am Sonntag am grössten Langlaufrennen der Schweiz teilnehmen werden.
Der Wind und die Bestzeiten am Engadiner Skimarathon
Für die ambitionierten Langläuferinnen und Langläufer ist die Bewölkung während des Rennens wohl eher zweitrangig. Vielmehr interessiert die Frage, ob man sich über Rückenwind erfreuen darf oder doch eher dem Gegenwind die Stirn bieten muss. Dank der südlichen Anströmung wird wohl ersteres der Fall sein. Nach aktuellen Modellrechnungen darf man nach einem windschwachen Start bis am Mittag mit etwas Rückenwind rechnen.
Der Wind ist übrigens einer der wichtigsten Einflussfaktoren auf die Laufzeit am Skimarathon, wie die Messdaten der vergangenen Jahre zeigen:
Die Statistik zeigt besonders für Jahre mit kräftigem Gegenwind (rechte Hälfte der Abbildung) eine deutliche Korrelation zwischen Wind und Siegerzeit. Nach aktuellem Modellstand (5 km/h mittlerer Rückenwind zwischen 9-12 Uhr*) kann somit über die Bestzeiten spekuliert werden: Bei den Männer ist eine Siegerzeit von ca. 1:30 h zu erwarten, die beste Frau dürfte nach 1:35 h ins Ziel kommen. An dieser Stelle muss natürlich erwähnt werden, dass noch einige weitere Wetterparameter für die Laufzeit massgebend sind. So führt eine weiche Loipe mit Neuschnee zu höheren Laufzeiten. Auch äusserst kalte Nächte können für stumpfe, und somit langsamere Loipenbedingungen sorgen.
*Prognose bezogen auf den Punkt Samedan. Im Startgelände in Maloja ist auch dieses Jahr am frühen Morgen (trotz südlicher Höhenströmung) ein schwacher Nordostwind nicht ausgeschlossen. Verläuft die Nacht klar, so kann sich im Oberengadin jeweils ein markanter Kaltluftsee bilden. Dies führt dann oft zu einem Abfliessen der Kaltluft über den Malojapass bis ins Bergell, was sich auf dem Silsersee als schwacher Gegenwind manifestiert.
Prognosezuverlässigkeit: Mittel
Wie bereits erwähnt ist die Vorhersage noch mit grösseren Unsicherheiten behaftet. Dies wird auch durch die prognostizierte Druckdifferenz zwischen Lugano und Kloten verdeutlicht, welche oft ein guter erster Hinweis für die Stärke der Föhnströmung in den Alpentälern darstellt.
Die Verifikation der Prognose erfolgt am Sonntag durch unsere langlaufbegeisterten MeteorologInnen direkt auf der Loipe… 🙂
Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz
Titelbild: A. Tobler