Wetter: Kaltfront weg, Warmfront da, Wind nur kurz weg

In der Wetterküche ist ordentlich Bewegung. Als wollte unser Wetter alles Versäumte des (langweiligen) hochdruckbestimmten Vormonates März innert kürzester Zeit aufholen. Der Alpennordseite blieb am Vormittag nur eine kurze Verschnaufpause gegönnt, bevor mit Annäherung des nächsten Sturmtiefs der Südwestwind wieder deutlich zunahm.

Nachts Kaltfront über dem äussersten Norden

Das mit dem gestrigen Meteoblog eingeläutete turbulente Wetter fand in der zurückliegenden Nacht seine Fortsetzung. Das wetterbestimmende Tief zog ostwärts zur Ostsee. Die zugehörige Kaltfront näherte sich aus Norden der Alpennordseite und lag in den Nachtstunden längere Zeit über den nördlichsten Landesteilen. Daran gekoppelt war teils kräftiger Niederschlag, an den weiter südlich nahezu nahtlos die Niederschläge in der Warmluft anschlossen.

Vielleicht wurden auch Sie von den einzelnen kurzlebigen Gewittern im Bereich der Kaltfront geweckt? Falls Sie vom Donner nicht geweckt wurden finden Sie in der folgenden Abbildung die registrierten Blitzentladungen:


Aus Radardaten und Bodenmessungen abgeleitete 12-stündige Niederschlagsmenge bis 6 UTC (8 MESZ) überlagert mit den registrierten Blitzentladungen (weisse Symbole)
Aus Radardaten und Bodenmessungen abgeleitete 12-stündige Niederschlagsmenge bis 6 UTC (8 MESZ) überlagert mit den registrierten Blitzentladungen (weisse Symbole)

Im Verlauf der zweiten Nachthälfte übernahm ein neues kräftiges Tief mit Kern südwestlich der Britischen Inseln das Zepter. Die Kaltfront wurde nach Nordosten abgedrängt und die gesamte Alpennordseite befand sich im feuchtmilden Warmsektor des langsam ostwärts vorankommenden Tiefs.


Die Animation zeigt anschaulich das nach Osten vorankommende Tief südwestlich der Britischen Inseln und wie die Kaltfront über dem äussersten Norden der Schweiz von der neuen Warmfront abgelöst wird.
Die Animation zeigt anschaulich das nach Osten vorankommende Tief südwestlich der Britischen Inseln und wie die Kaltfront über dem äussersten Norden der Schweiz von der neuen Warmfront abgelöst wird.

Im Süden am sonnigsten

Entsprechend war die Sonne auf der Alpennordseite und in den Alpen ein kaum gesehener Gast: Mit der steten Zufuhr feuchtmilder Luft blieb es meist bewölkt. Einzig Nord- und Mittelbünden waren am Vormittag bevorteilt und profitierten vorübergehend noch vom Schutz durch den Alpennordhang. Am längsten zeigte sich die Sonne heute im Mittel- und Südtessin.


Meist sonniger Vormittag in Tenero. Bild: Meteomeldung/App.
Meist sonniger Vormittag in Tenero. Bild: Meteomeldung/App.

Der gestern und in der Nacht noch teils stark bis stürmisch wehende Westwind (Böenspitzen bzw. kurze klimatologische Einordnung siehe Twitter ) schwächte sich auf den Morgen vorübergehend ab, nahm mit Annäherung des Sturmtiefs bzw. dessen Starkwindfeld im Tagesverlauf aber wieder zu.

Bis Redaktionsschluss um 17 Uhr lagen die in den vergangenen 12 Stunden erreichten Spitzenböen im Flachland der Alpennordseite meist zwischen 70 und 90 km/h. An windexponierten Stationen bzw. in erhöhten Lagen wurden noch etwas stärkere Böen verzeichnet: Rünenberg 99 km/h, Steckborn 100 km/h, Salen-Reutenen 112 km/h.


Maximum Böenspitzen [km/h] der vergangenen 12 Stunden an ausgewählten SwissMetNet Stationen (14:30 UTC = 16:30 MESZ)
Maximum Böenspitzen [km/h] der vergangenen 12 Stunden an ausgewählten SwissMetNet Stationen (14:30 UTC = 16:30 MESZ)

Westföhn

In den klassischen Westföhngebieten von der Region Thun über die Region Luzern bis an den östlichen Bodensee kam heute zeitweise Westföhn auf und trieb die Quecksilbersäule in Luzern auf knapp 18 Grad. Auf der übrigen Alpennordseite war es mit 12 bis 16 Grad eine Spur weniger mild. Der Temperaturunterschied zwischen West und Ost ist den häufigeren Niederschlägen im Westen geschuldet. Ferne war im äussersten Osten die Sonne immerhin 1 bis 4 Stunden zu sehen.


Tageshöchsttemperatur [°C] bis 16:30 MESZ (14:30 UTC) an ausgewählten SwissMetNet-Stationen
Tageshöchsttemperatur [°C] bis 16:30 MESZ (14:30 UTC) an ausgewählten SwissMetNet-Stationen

Föhntendenz

Mit Annäherung des Randtiefs wurde nördlich der Alpen Druckfall ausgelöst und in den oberen Alpentälern Mittelbündens stellte sich zeitweise Föhntendenz ein. Schwach aber immerhin: Mit Föhntendenz wurde es in Ilanz knapp 18 Grad warm. Stellen wir Ilanz und Luzern einander gegenüber, so hat heute (zumindest temperaturtechnisch) der Südföhn den Westföhn um 0.1 Grad geschlagen. Dies dürfte ein in unserer Wetterzentrale wohlbekannter Prognostiker mit Freuden registrieren 🙂

Turbulente Nacht

In der kommenden Nacht zu Samstag steht der Alpennordseite ein weiteres kräftiges Windereignis bevor. Das Sturmtief zieht von Frankreich über Süddeutschland nach Tschechien. Von besonderer Bedeutung für die Schweiz ist die zugehörige Kaltfront, die ab Mitternacht aus Nordwesten die Schweiz erfasst und rasch zum Alpennordhang zieht.

Der mit der Kaltfront verbundene Druckanstieg löst auf der Alpennordseite vorübergehend starken bis stürmischen Nordwestwind aus. Je nach Windexposition sind in den Niederungen Böen von 70 bis 100 km/h, in Lagen oberhalb 600 Meter Böen von 90 bis 120 km/h und oberhalb 1500 Meter Böen bis 150 km/h zu erwarten. Die intensivste Phase dauert von Mitternacht bis rund 4 Uhr.


3-stündige Drucktendenz (farbige Isoflächen) und Bodendruck gemäss ECMWF IFS. Hinter der Kaltfront setzt kräftiger Druckanstieg ein (teils bis 19 hPa in 3 Stunden). Die Kaltfront (hier nicht eingezeichnet) befindet sich knapp vor bzw. südöstlich der Regionen mit Druckanstieg.
3-stündige Drucktendenz (farbige Isoflächen) und Bodendruck gemäss ECMWF IFS. Hinter der Kaltfront setzt kräftiger Druckanstieg ein (teils bis 19 hPa in 3 Stunden). Die Kaltfront (hier nicht eingezeichnet) befindet sich knapp vor bzw. südöstlich der Regionen mit Druckanstieg.

Während sich anschliessend auf der Alpennordseite die Windsituation beruhigt, kommt am Samstag auf der Alpensüdseite starker, teils bis in die Niederungen durchgreifender Nordwind auf. Das aktuelle Naturgefahrenbulletin und die publizierten Warnungen von MeteoSchweiz finden Sie auf der Homepage bzw. auf dem Naturgefahrenportal oder unserer App.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz
Bildquelle: Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz

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