Schweizer Armee: Über 200 gefährliche Blindgänger unschädlich gemacht
Die Blindgänger-Meldezentrale des Kommandos KAMIR ist das ganze Jahr hinweg 24 Stunden pro Tag erreichbar. 2021 gingen dort über 900 Meldungen ein. Infolgedessen leisteten die Kampfmittelbeseitiger 6’000 Arbeitsstunden, in denen sie mehr als 2’700 Munitionsrückstände beseitigten und somit für sichere Wanderwege, Wohnungsräumungen und Schiessplätze sorgten.
Die ruhige Idylle trügt, denn in Spiez geht es mitunter hochgefährlich zu und her. Am Südufer des Thunersees sind die Kampfmittelbeseitiger der Schweizer Armee stationiert. Diese Spezialisten sind sowohl im In- als auch im Ausland gefragt und sorgen mit ihrem Einsatz dafür, dass nicht explodierte, liegengelassene oder unvollständig entsorgte Munition fachgerecht entsorgt und unschädlich gemacht wird.
Von Spiez in die ganze Schweiz
Vergangenes Jahr sind in der Blindgänger-Meldezentrale (BMZ Blindgänger melden) 908 Meldungen per Anruf, E-Mail oder über die eigens dafür entwickelte Blindgänger-App eingegangen. Diese Meldungen werden umgehend von einem Experten beurteilt und abhängig von der vom Fundgegenstand ausgehenden Gefahr priorisiert. Für den Einsatz stehen üblicherweise zwei, in den Sommermonaten gar drei Patrouillen bereit. Diese erhalten alle Informationen von der BMZ und verrichten die Arbeit schliesslich am gemeldeten Ort.
Dieser ist oft schwer zugänglich, da vielerorts Felswände oder ähnliches als Zielgebiete gebraucht wurden oder immer noch werden. Damit die Kampfmittelbeseitiger schnell, sicher und effizient in diese Gebiete gelangen können, wurden sie 2021 mittels rund 60 Flugstunden von der Luftwaffe unterstützt.
Gefährliche Hinterlassenschaften
82 Prozent der Meldungen werden von Zivilpersonen wie etwa Schiessplatzverantwortlichen, Mitarbeitenden von Lawinendiensten oder Wanderinnen und Wanderern abgesetzt. Die grosse Beliebtheit von Freizeitaktivitäten in Bergregionen sorgt seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie für Rekordzahlen in der BMZ. 2020 wurde der bisherige Höchstwert von 1’055 in einem Jahr erreicht. Und auch wenn die letztjährigen 908 Meldungen einen Rückgang darstellen, liegt diese Zahl immer noch deutlich (33%) über dem Zehnjahres-Durchschnitt.
Letztes Jahr waren 8% der insgesamt 2’741 gefundenen Objekte tatsächlich Blindgänger, was 227 solcher Funde entspricht. 75% der gefundenen Objekte waren Munitionsschrott, also Munitionsrückstände, welche frei von Explosivstoffen sind. Die restlichen 17% sind Fundmunition, sprich nicht verschossene, vergessene oder liegengelassene Munition. Solche wird oft bei Umzügen oder Räumungen gefunden und stellt mitunter eine grosse Gefahr dar. Die Kategorisierung erfordert jedoch in jedem Fall ein geschultes Auge. Sollten Sie also auf Munition jeglicher Art stossen, gilt in jedem Fall: nie berühren – markieren – melden, per Telefon an 117 oder via App.
Jahrzehntealte Rückstände
Die Armee nutzt seit Jahrzehnten Felswände als Zielhänge für Minenwerfer, Festungskanonen, Panzerabwehrraketen und Geschossarten sämtlicher Kaliber. Nach dem Schiessen gehört es seit je zum obligatorischen Ablauf, dass die Armeeangehörigen das Gebiet absuchen und dabei Munitionsrückstände einsammeln und Blindgänger melden. Die Schneemengen, loses Geröll und die schwierigen Bedingungen in Bergregionen verhindern dabei jedoch regelmässig, dass alle Geschossüberreste wiedergefunden werden. Vieles davon wird erst mit der im Sommer eintretenden Schneeschmelze wieder an die Oberfläche befördert.
Quelle: Kommunikation Verteidigung, Michael Senn
Bilder: ©VBS/DDPS, Alex Kühni und Michael Senn