Wetter: Nebel nach abendlichen Gewittern

Nebel und Gewitter vertragen sich in etwa wie Hund und Katze. Wenn eine sommerliche Gewitterlage vorherrscht, denkt kein Mensch an Nebel.

Und bei einer winterlichen Nebel- oder Hochnebellage liegt fast nichts ferner als ein Gewitter.

Dass diese zwei Phänomene hie und da trotzdem kurz nacheinander auftreten, wird in diesen Blog erklärt.

Typische Nebel- und Hochnebellagen sind an Inversionslagen gebunden

Nebel bildet sich bekanntlich oft unterhalb von einer kräftigen Inversion in einer kalten und feuchten Grundschicht. Der Herbst und der Winter sind besonders für solche Wetterlagen prädestiniert. Dies, weil die Nacht lange dauert und sich daher durch negative Strahlungsbilanz der Boden und die unmittelbar darüber liegende Luft stark auskühlen. Es entsteht damit oftmals eine markante Bodeninversion, welche auch durch die schwach positive Strahlungsbilanz tagsüber kaum verschwindet. Im Gegenteil, insgesamt überwiegt die negative Strahlungsbilanz und die Inversion wird von Tag zu Tag stärker. Ist die Luft, was meistens der Fall ist, feucht genug, kommt es zur Kondensation und folglich zur Bildung von Nebel.

Die für Gewitter nötigen vertikalen Bewegungen sind aufgrund der stabilen Schicht vollständig unterbunden, jegliche Konvektion wird quasi im Keime erstickt.


Schematische Darstellung der Strahlungsbilanz im Winter. Erklärungen sind in der Graphik und im Text zu finden.

Da im Sommer die Inversionen nur seicht und kurzlebig sind, ist gewöhnlich auch die Nebelschicht zu dieser Jahreszeit nur dünn und verschwindet tagsüber sehr rasch. Bild: Anita Tobler.

Gewitter sind typische sommerliche Phänomene

Ganz anders die Gewitter. Sie entstehen bekanntlich hauptsächlich im Sommer und zwar vorwiegend am Nachmittag oder Abend. Grund dafür ist die labile Luftschichtung. Diese wird hauptsächlich gebildet durch die starke Aufheizung der bodennahen Luftschicht. Die Aufheizung ist eine Folge der überaus stark positiven Strahlungsbilanz tagsüber. Meist erfolgt die Labilisierung der Luftschicht über mehrere Tage. Während in grosser Höhe oberhalb von 3000 Metern die Temperatur bei einer sommerlichen Hochdruckphase in vielen Fällen in etwa konstant bleibt, wird die Grundschicht gesamthaft betrachtet von Tag zu Tag wärmer. Damit sind vertikale Umlagerungen von Tag zu Tag wahrscheinlicher, wodurch die Gewitterneigung – falls genügend Feuchte da ist – zunimmt.


Schematische Darstellung der Strahlungsbilanz im Sommer. Erklärungen sind in der Graphik und im Text zu finden.

Eher überraschend kam es gestern Abend in Zürich um 21 Uhr LT zu Gewittern. Sie lieferten wahrscheinlich einen Teil der nötigen Feuchtigkeit, welche dann heute am frühen Morgen zur Nebelbildung an diversen Orten in der Region Zürich führte. Bildquelle: MeteoSchweiz.

Kurz nach Gewitter Nebel – wie geht das

Nach den obigen Ausführungen passen also Nebel und Gewitter grundsätzlich nicht zusammen. Hie und da kommt es aber vor, dass das eine Wetterphänomen einige Stunden nach dem anderen Wetterelement auftritt. Dies war in der Nacht auf heute so. Gestern spätabends kam es nämlich südlich des Flughafen noch um 21 Uhr zu einem Gewitter, welches die ohnehin recht feuchte Atmosphäre und den Boden zusätzlich anfeuchtete. Die Feuchtigkeit zur Bildung von Nebel war also gegeben. Kurz nach den Gewittern klarte der Himmel auf, wodurch in der Nacht die Strahlungsbilanz deutlich negativ wurde. Damit konnte sich die bodennahe Schicht stark auskühlen, was eine Bodeninversion zur Folge hatte. In diese Bodeninversion kam es infolge weiterer Abkühlung zur Kondensation, was Anlass zur Bildung von Nebel gab. Für einmal half also das abendliche Gewitter durch Anfeuchtung dem Nebel.


Verlauf der Temperatur auf der Lägern und in Kloten zwischen gestern, dem 7. Juni 2022, 17 Uhr UTC und heute, dem 8. Juni 2022, 04 Uhr UTC. Gestern um 17 Uhr UTC war die Luftschichtung noch sehr labil (roter Bereich mit Erklärung), während heute am frühen Morgen eine Inversion herrschte (blauer Bereich mit Erklärung).

Ziemlich sonniger Vormittag, eher trüber Nachmittag

Am Vormittag zeigte sich in den östlichen und südlichen Landesteilen meist die Sonne. Anschliessend erfasste aus Westen eine Okklusion auch diese Gebiete und später kam es auch zu einigen Niederschlägen.


Wie oft bei aus Westen sich annähernden Störungen blieb es auch heute im Unterengadin am längsten freundlich. Dort war am frühen Nachmittag die Bewölkung noch nicht allzu dicht. Bildquelle: https://engadin.roundshot.com/sent/.

Demgegenüber war die Bewölkung in Nyon am Genfersee um die gleiche Zeit recht kompakt. Nicht SCHON kompakt, sondern NOCH kompakt. Denn das Niederschlagsgebiet der Okklusion hat das Genferseegebiet bereits ostwärts überquert und aus Westen werden wohl in Kürze bereits wieder die ersten Aufhellungen zu sehen sein. Bildquelle: https://nyon-tourisme.roundshot.com/.

Titelbild: Bodennebel in den Niederungen, da denkt man eher an den Herbst oder Winter, aber sicher nicht an den Monat Juni. Doch hie und da kann es eben auch im Sommer zur Nebelbildung kommen, jedoch hat der graue Gast zu dieser Jahreszeit keine lange Bleibe.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz
Titelbild: Anita Tobler

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